Archiv     Kommentar    Backstage     Medien     Medientipps     Kontakt     Impressum    Wir über uns  
   Dossier    Kleinanzeigen     Links     Facebook     Partner von DuMont Reiseverlag  
     

BACKSTAGE

3 FRAGEN-3 ANTWORTEN


SIEGFRIED MAUSER

Februar 2010


 
 

zurück       Leserbrief

Prof. Siegfried Mauser – renommierter Pianist und Musikwissenschaftler – ist seit 2003 Präsident der Hochschule für Musik und Theater München, seit 2002 Leiter der Musikabteilung der Bayerischen Akademie der Künste. Siegfried Mauser ist engagierter Protagonist der avancierten Musik-Szene, vertritt die Interessen des musikalischen Nachwuchses mit Nachdruck in der Öffentlichkeit.

opernnetz: Im weltweit hervorragenden Gesangs-Wettbewerb NEUE STIMMEN spielen deutsche SängerInnen schon seit Jahren eine nachgeordnete Rolle. Gibt es dafür eine Erklärung, die über die übliche Beschwörung der „Globalisierung der Oper“ hinausgeht?

Siegfried Mauser: Natürlich findet einerseits durch die Intensivierung der künstlerischen Ausbildung in Ländern des fernen Ostens, Osteuropas, aber auch Südamerikas eine verschärfte Konkurrenzsituation gerade auf dem deutschen Markt statt, der ja weltweit als einziger diese dichten Möglichkeiten zur Berufsausübung von Sängern an Theatern bildet – das schlägt sich selbstverständlich auch bei bedeutenden Wettbewerben nieder. Vor allem im Opernbereich wirkt die internationale Bewerberlage geradezu erdrückend; dennoch gibt es auch für den deutschen Sängernachwuchs Chancen – vor allem im Lied- und Oratorienbereich stellt sich hier die Situation ganz anders dar.

opernnetz: Ganz offensichtlich gibt es in Deutschland Defizite in Sachen Gesang – beginnend mit dem vergessenen „Volkslied“, über die fehlenden Stimulanzien in Kindergarten und Schule bis zu problematischen Strukturen an den Musikhochschulen. Ist diese Skizze zutreffend - und wo liegen denn die „Knack-Punkte“?

Siegfried Mauser: Ein ganz offensichtliches Defizit ist innerhalb der musikalischen Ausbildung allgemeinbildender Schulen festzustellen – das ist in den östlichen Ländern ganz anders. Wenn der Basisbezug zum Singen als elementarer musikalischer Äußerungsform nicht von Anfang an entwickelt und gefördert wird, muss es einen auch nicht wundern, wenn der Sängernachwuchs an den Musikhochschulen dann nicht so üppig ausfällt wie man es erwarten würde.

opernnetz: Können sich die Opernhäuser mit ihren Studios selbst helfen? Helfen die theaterpädagogischen Aktivitäten oder „Kinder-Opern“ wie z. B. in Dortmund und Köln? Oder müssen die finanziellen Mittel der Kultur-Etats umstrukturiert werden – und das zu Zeiten ohnehin kulturfeindlichen neoliberalen Zeiten? Bleibt denn nur die Hoffnung auf die Initiative spektakulärer Stiftungen?

Siegfried Mauser: Opernstudios, aber auch freiberufliche Unternehmen im Bereich des Musiktheaters erfüllen nach wie vor eine wesentliche Funktion. Allerdings muss es sehr bedauert werden, dass da und dort Schließungen oder Reduktionen stattfanden, denn im Eigentlichen ist dieser Bereich die entscheidende Nahtstelle vom Studium zur definitiven Professionalisierung. Nur zu begrüßen ist es, wenn Stiftungen oder Stipendien Systeme diese ebenso entscheidende wie problematische Übergangszone fördern.

(Die Fragen stellte opernnetz-Herausgeber Franz R. Stuke)

Weitere opernnetz-Beiträge, die in diesem thematischen Zusammenhang interessant sind:

Liz Mohn über NEUE STIMMEN (hier)
Eunjo Kwon – die NEUE STIMME 2009 (hier)
Francisco Araiza über NEUE STIMMEN (hier)
NEUE STIMMEN – Raus aus dem Museum (hier)

Backstage-Archiv

Die Choroper Das Hexenflosz zum Kulturhauptstadtjahr Ruhr 2010

50 Jahre Musiktheater im Revier

Francisco Araiza über NEUE STIMMEN

Liz Mohn über NEUE STIMMEN

Eunju Kwon - die NEUE STIMME 2009

Hermine May

Intendant Peter Leonard

Eckart Altenmüller - Gänsehaut!

Klassik fördern - aber wie?

Wiederbelebung der Operette?

Das "Opernwunder" Bielefeld

Opernstudio und Jugendorchester am MiR

Respighi-Entdeckung an der Deutschen Oper Berlin

Grenzüberschreitung Asien - Europa. Der Sänger Xu Chang

Für jeden Gast offen - das Theater Pilsen (Januar 2009)

Stadttheater für Hof und Bayreuth (Januar 2009)

Der schnöde Mammon? (Dezember 2008)

Die Wagner-Festspiele im oberösterreichischen Wels

Schule und Theater

Wolfgang Quetes zum Thema Co-Produktionen (6.5.2008)

Der permanente Kampf um Zuspruch - rund ums Theater Brandenburg (1.4.2008)

"Ohne Melodie geht's nicht" - der Komponist Giselher Klebe im Gespräch. (11.4.2008)

Ulrich Peters blickt zurück und nach vorn (8.4.2008)

André Bücker über Toleranz, Gewalt und Extremismus (23.3.2008).

Peter Spuhler über Baustellen, neue Bühnenwerke und das Theater im Wandel (12.3.2008)

Dr. Michael Wieler über die Theaterfusion in Görlitz (22.02.2008)

Gregor Horres über Ernst Kreneks "Jonny spielt auf" am Pfalztheater Kaiserslautern (16.2.2008)

Johannes Reitmeier über seine Arbeit am Pfalztheater Kaiserslautern
(21.12.07)

Dr. Ulrich Peters, der neue Intendant am Gärtnerplatz in München
(2.12.07)

Regula Gerber:
Zwei Jahre Intendanz in Mannheim

(12.11.2007)

Deutsche Musicals:
Eine Bestandsaufnahme

(11.9.2007)

Uwe Sandner:
Deutschen Kulturauftrag schützen

(30.8.07)

Rüdiger Beermann:
Ein unvergesslicher Abend

(22.7.07)

Rainer Friedemann:
Die Hoffnung stirbt zuletzt

(18.6.07)

Dr. Michael W. Schlicht:
Kürzungen bedeuten das Ende

(4.6.07)

Mannheim liegt Susan Maclean
zu Füßen

(26.4.07)

Dr. Martin Roeder-Zerndt:
Gastspiele auf hohem Niveau

(25.4.07)

Achim Thorwald:
Edelstein im Schuck des
Staatstheaters

(15.4.07)

Uwe Deeken:
Betteln um gute Leute

(13.3.07)

Prof. Matthias Oldag:
Einsparungsdebatte fatal

(26.2.07)

Hans Zender:
Musltiperspektivisches Musiktheater

(25.10.06)

Ute Scharfenberg:
Neugierde auf "mehr" wecken

(19.04.06)

Holger Schultze:
Eine große Bandbreite anbieten

(28.03.06)

Wolfgang Bergmann:
Schlussendlich entscheidet der
Zuschauer

(22.11.05)

Gustav Kuhn:
Entkrampfung der Opernregie

(31.8.05)

Rainer Mennicken:
Neue Formen und Inhalte
ausprobieren

(31.5.05)

Ursula Benzing:
Das Publikum langsam heranführen

(16.3.05)

Wiebke Hetmanek:
Unmittelbaren Zugang zum Werk finden
(14.3.05)

Mladen Tarbuk:
Wagner sehen und hören

(21.2.05)

Dr. Oliver Scheytt:
Kulturinteressierte mobil machen
(19.1.05)

Prof. Dr. Peter P. Pachl:
Abenteuer Siegfried Wagner
(9.1.05)

Christian Pade:
Theater als Versuchslabor

(5.11.04)

Christof Loy:
Der mikroskopische Blick

(3.11.04)

Christian Esch:
Oper vor Musealisierung bewahren

(23.9.04)

Aaron Stiehl:
Ruhe im Wahnsinn
(10.3.04)