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BACKSTAGE

3 FRAGEN-3 ANTWORTEN


Dr. Oliver Scheytt

Dr. Oliver Scheytt ist Kulturdezernent der Stadr Essen und Beauftragter für die Bewerbung des Ruhrgebiets als Kulturhauptstadt Europas 2010.


 
 

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Kulturinteressierte mobil machen

Für das gesamte Ruhrgebiet bewirbt sich Essen als Kulturhauptstadt Europas 2010. Vieles wurde bereits auf den Weg gebracht. Doch der Essener Kulturdezernent und Beauftragte für die Bewerbung Dr. Oliver Scheytt weiß auch, dass noch einiges verbessert werden kann.


Opernnetz: Welchen Stellenwert messen Sie – auch im Zusammenhang der Bewerbung „Kulturhauptstadt“ – der flächendeckenden Information über die unüberschaubare Vielfalt des kulturellen Angebots im Ruhrgebiet zu?

Oliver Scheytt: Die Information über das Kulturangebot des Ruhrgebiets hat große Bedeutung, nicht nur für die in der Region lebenden Menschen, sondern auch für die (potentiellen) Besucher der Ruhrregion. Es fehlt an einem überregional bedeutsamen Feuilleton, das hier in der Region produziert wird. Doch auch die vorhandenen überregionalen Feuilletons haben Defizite in der Berichterstattung (mit Ausnahme der FAZ mit Andreas Rossmann). Besonders problematisch ist indes auch die mangelnde Berichterstattung der elektronischen Medien.

Opernnetz: Welche Rolle spielen in diesem Kommunikationsprozess die existierenden Medien und welche Strategien sind aus Sicht des „Bewerbungsbeauftragten“ möglich, um deren Informationsgebung zu intensivieren?

Scheytt: Für das Ruhrgebiet sind alle existierenden Medien von Bedeutung, doch muss eine Entwicklungsstrategie medienspezifisch ansetzen. Die Bewerbung der Stadt Essen für das Ruhrgebiet um die „Kulturhauptstadt 2010“ hat für sich genommen – dies bestätigen die bisherigen Erfahrungen – noch nicht den Nachrichteneffekt, dass hierüber sehr viel zusätzliche Aufmerksamkeit zu generieren ist. Anders wird es sich allerdings dann verhalten, wenn es nur noch wenige Bewerber auf Bundesebene gibt (also nach dem 1. Quartal 2005, wenn die Bundesentscheidung gefallen ist) und vor allen Dingen natürlich dann, wenn Essen und das Ruhrgebiet tatsächlich auch auf der europäischen Ebene zur Kulturhauptstadt Europas für 2010 nominiert würden.
Gleichwohl werden bereits jetzt alle möglichen Aktivitäten entfaltet, um an Magazine, Zeitungen und elektronische Medien heranzutreten, wobei der Schwerpunkt derzeit noch bei der Mobilisierung der regionalen Zeitungsverlage gelegt wird. Dies entspricht dem Ziel, die Menschen im Ruhrgebiet für das Thema Kulturhauptstadt zu sensibilisieren und zu mobilisieren.

Opernnetz: Gefragt sind aber auch die kulturellen Institutionen selbst, ihre Angebote der interessierten Öffentlichkeit mitzuteilen. Was will der „Beauftragte“ tun, um offensichtlich vorhandene Kooperations-Hemmnisse zu überwinden und auch Sponsoren zu gewinnen?

Scheytt: Es ist eine Aufgabe des sich neu positionierenden Regionalverbandes Ruhrgebiet, zu einer noch besseren Öffentlichkeitsarbeit für das Kulturangebot des Ruhrgebiets beizutragen, indem die vorhandenen Institutionen noch besser zusammengeführt werden. Das vom RVR herausgegebene Kalendarium und auch das Kulturinformationssystem Ruhr sind dafür erste, zum Teil seit langem erprobte, Bausteine. Die Mittel für Öffentlichkeitsarbeit, die die Kultureinrichtungen jeweils für sich haben, reichen in der Regel allerdings nur aus, um das unmittelbare kommunale Umfeld zu erreichen. Größer angelegte PR-Kampagnen kosten sehr viel Geld und sind für eine einzelne Einrichtung nicht finanzierbar. Hier müssen neue Lösungen gefunden werden. Philharmonie Essen und Konzerthaus Dortmund, aber auch Ruhr-Triennale und Klavierfestival Ruhr sind Beispiele dafür, wie mit Angeboten auch die gesamte Region erreicht werden kann, mit Ausdauer auch darüber hinaus.
Diese guten Beispiele sind heranzuziehen für die Entwicklung einer Gesamtstrategie für die kulturelle Öffentlichkeitsarbeit des Ruhrgebiets. Mit einem entsprechenden Konzept lassen sich sicher auch noch mehr Sponsoren gewinnen. Auch dafür ist die Kulturhauptstadtbewerbung ein Verstärker. Wir sollten uns dabei darüber bewusst sein, dass die Flut an Flyern, Plakaten und Drucksachen, die im Ruhrgebiet produziert und verteilt werden, nicht einfach weiter erhöht werden sollte, vielmehr sind neue Wege der Kommunikation zu beschreiten. Jeder weiß, dass die Mund-zu-Mund-Propaganda immer noch das beste Werbemittel ist. Das Marketing muss dafür sorgen, dass die Kulturinteressierten, die hier leben, mobil gemacht werden im wahrsten Sinne des Wortes: auch in andere Städte gehen. Sie sind als Multiplikatoren für weitere (potentielle) Kulturinteressierte zu motivieren. Gastgeberprogramme wie in der Schlussphase der IBA könnten ein Element einer solchen neuen Kampagne sein. Hierüber wird auch im Blick auf die Kulturhauptstadtbewerbung nachgedacht.


Bochum, 19.1.2005

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