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BACKSTAGE

3 FRAGEN-3 ANTWORTEN


Prof. Matthias Oldag

Prof. Matthias Oldag ist Generalintendant, Geschäftsführer und Operndirektor der Theater & Philharmonie Thüringen. Seit 1995 ist er ordentlicher Professor an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig.


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Opernnetz-Rezension "Tosca"

 

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Einsparungsdebatte in Thüringen fatal

Erst vor wenigen Wochen überzeugte Prof. Matthias Oldag mit einem schlüssigen Regie-Konzept für Puccinis Tosca. Im Backstage-Interview nimmt der Generalintendant und Geschäftsführer der Theater&Philharmonie Thüringen Stellung zur allgemeinen Situation der Theater in dem Bundesland.

Opernnetz: Die Theater in Thüringen haben offenbar Probleme mit ihren Etats. Wie stellt sich die Finanzierung in Gera-Altenburg dar?

Matthias Oldag: Schwierig. Wir werden aus vier Finanzquellen unterstützt: der Freistaat Thüringen, die Stadt Gera, die Stadt Altenburg und der Landkreis Altenburger Land. Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage haben sich Gera, Altenburg und der Landkreis Altenburger Land vorgenommen, die Zuschüsse bis zum Jahre 2012 auf gleicher Höhe fortzuführen. Der Freistaat Thüringen hingegen sieht sich dazu außerstande und kürzt seine Zuschüsse jährlich um über 200.000 Euro. Wir werden nun mit dieser Situation versuchen, umzugehen, um Theater&Philharmonie Thüringen trotz dieser Einsparungen zu erhalten sowie seine Qualität und die momentane Zahl der Arbeitsplätze für die Zukunft zu sichern. Die Einsparungsdebatte in Thüringen ist fatal, bringt sie doch letztendlich für die Haushaltskonsolidierung unseres Bundeslandes sehr wenig. Die Theater bringt sie jedoch nach den Sparexzessen der letzten Jahre in eine nahezu ausweglose Lage.

Opernnetz: Gibt es weitere Einsparmöglichkeiten oder können zusätzliche Einnahmen - z.B. durch höhere Eintrittspreise oder neue Sponsoren - erzielt werden?

Oldag: Wir werden nicht umhin kommen, die Eintrittspreise moderat anzuheben, auch wenn das Gradwanderung ist. Die wirtschaftliche Situation dieser Gegend ist nicht gerade blendend und wir müssen schauen, dass unser  Angebot nicht Besucher mit schmalen Geldbeutel ausgrenzt. Dennoch peilen wir eine Einnahmensteigerung von etwa zehn Prozent an.

Opernnetz: Welche identitätsstiftende Funktion sehen sie für Ihr Theater in der krisengebeutelten Region - und welche Funktion hat die Theaterkunst überhaupt für das individuelle und gesellschaftliche Selbstverständnis der Menschen in einer offenen Gesellschaft?

Oldag: Das Theater stellt in vielen Städten dieser Region ein nicht zu unterschätzendes Zentrum für Identifikation und Stolz dar. Mehr und mehr Menschen spüren, dass dieses durch die Jahrhunderte gewachsene Gebilde Halt gibt sowie Erbauung, Unterhaltung und Bildung ermöglicht. Wir spüren in unserem Theater sehr deutlich die Dankbarkeit des Publikums für unsere Arbeit und spüren ebenso den Auftrag auch über die Stadtgrenzen hinaus für die Bürger zu strahlen und zu funkeln. Wir arbeiten intensiv mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln daran, den Diskurs innerhalb unserer Gesellschaft über deren Befindlichkeit und Zukunft zu befördern. Ich empfinde das Theater als einen geeigneten Ort mit einem sich immer wieder verändernden Angebot als zentraler Punkt dieses Diskurses zu wirken. Entscheidend ist jedoch, dass die Menschen an diesem Diskurs teilnehmen. Mit anderen Worten Theater ohne Publikum findet nicht statt. In diesem Sinne werden wir durchaus populäres Theater anbieten, ohne dabei den Blick für das Ungewöhnliche, Unbekannte und Neue zu verschließen. 

Backstage-Archiv

Deutsche Musicals:
Eine Bestandsaufnahme

(11.9.2007)

Uwe Sandner:
Deutschen Kulturauftrag schützen

(30.8.07)

Rüdiger Beermann:
Ein unvergesslicher Abend

(22.7.07)

Rainer Friedemann:
Die Hoffnung stirbt zuletzt

(18.6.07)

Dr. Michael W. Schlicht:
Kürzungen bedeuten das Ende

(4.6.07)

Mannheim liegt Susan Maclean
zu Füßen

(26.4.07)

Dr. Martin Roeder-Zerndt:
Gastspiele auf hohem Niveau

(25.4.07)

Achim Thorwald:
Edelstein im Schuck des
Staatstheaters

(15.4.07)

Uwe Deeken:
Betteln um gute Leute

(13.3.07)

Prof. Matthias Oldag:
Einsparungsdebatte fatal

(26.2.07)

Hans Zender:
Musltiperspektivisches Musiktheater

(25.10.06)

Ute Scharfenberg:
Neugierde auf "mehr" wecken

(19.04.06)

Holger Schultze:
Eine große Bandbreite anbieten

(28.03.06)

Wolfgang Bergmann:
Schlussendlich entscheidet der
Zuschauer

(22.11.05)

Gustav Kuhn:
Entkrampfung der Opernregie

(31.8.05)

Rainer Mennicken:
Neue Formen und Inhalte
ausprobieren

(31.5.05)

Ursula Benzing:
Das Publikum langsam heranführen

(16.3.05)

Wiebke Hetmanek:
Unmittelbaren Zugang zum Werk finden
(14.3.05)

Mladen Tarbuk:
Wagner sehen und hören

(21.2.05)

Dr. Oliver Scheytt:
Kulturinteressierte mobil machen
(19.1.05)

Prof. Dr. Peter P. Pachl:
Abenteuer Siegfried Wagner
(9.1.05)

Christian Pade:
Theater als Versuchslabor

(5.11.04)

Christof Loy:
Der mikroskopische Blick

(3.11.04)

Christian Esch:
Oper vor Musealisierung bewahren

(23.9.04)

Aaron Stiehl:
Ruhe im Wahnsinn
(10.3.04)