Zum Thema Co-Produktionen
In der kommenden Spielzeit wird es am Theater Münster drei Co-Produktionen mit drei anderen Opernhäusern (Lübeck, Nürnberg, Regensburg) geben. Diesbezüglich unsere drei Backstage-Fragen an Wolfgang Quetes, den Generalintendanten der Städtischen Bühnen Münster.
Opernnetz: Welche Gründe gibt es für solche Zusammenarbeit? Steht dabei der ökonomische Aspekt im Vordergrund – und was bedeutet das unter der Kosten-Perspektive? Oder dominiert die künstlerische Konzeption?
Wolfgang Quetes: Im Hinblick auf die drei Co-Produktionen sei angemerkt, dass die Co-Produktionen mit den Theatern in Lübeck („Turandot“) und Regensburg („Le nozze di Figaro“) zunächst an den Städtischen Bühnen Münster ihre Premiere feiern werden, wohingegen die Co-Produktion mit dem Staatstheater Nürnberg („Das Land des Lächelns“) bereits ihre Premiere in Nürnberg feierte.
Gründe für derartige Co-Produktionen, für die meine Erfahrungen mit Theatern in Frankreich, wo beispielsweise zwei bis drei Theater gemeinsam eine Produktion herausbringen eine Vorbildfunktion haben, sind durchaus in ökonomischen Aspekten zu sehen, wobei hier nicht unbedingt das Geld als solches im Vordergrund steht. Vielmehr geht es um Einsparpotenzial hinsichtlich der Arbeitszeit. Für die drei von uns für die nächste Spielzeit geplanten Co-Produktionen werden jeweils die Regie und die Ausstattung von Theater zu Theater transferiert. Hierdurch lassen sich in diesen Bereichen hunderte von Arbeitsstunden einsparen.
Opernnetz: Welche kommunikativen Prozesse laufen bei solchen Planungen ab? Wie sind die unterschiedlichen künstlerischen und technischen Abteilungen Ihres Hauses eingebunden?
Wolfgang Quetes: Bei der Planung von Co-Produktionen verständigen sich die kooperierenden Theater über die geplanten Produktions-Konzepte. Wird hier eine grundsätzliche Einigung erzielt, so steht aus künstlerischer Sicht einer Kooperation eigentlich nichts im Wege. Vor dem Hintergrund der technischen Realisierbarkeit einer Co-Produktion mit dem Austausch der gesamten Bühnenausstattung ist selbstverständlich unabdingbar, dass insbesondere die technische Direktion rechtzeitig in die entsprechenden kommunikativen Prozesse miteinbezogen wird.
Opernnetz: Generell gefragt: Welche Bedeutung messen Sie solchen Co-Produktionen für die Zukunft zu? Werden sie das System des deutschen Repertoire-Musiktheaters verändern? Gibt es Konstellationen, die Co-Produktionen ausschließen? Und – was meinen Sie – wie wird das heimische Publikum reagieren?
Wolfgang Quetes: Angesichts der immer kleiner werdenden finanziellen und personellen Ressourcen sehe ich für die Zukunft – zumindest im Bereich des Musiktheaters – eine nahezu zwingende Notwendigkeit zur Kooperation von Theatern. Ausschlaggebend für eine erfolgreiche Kooperation ist dabei das Vertrauen in die Professionalität des Kooperationspartners. Die jeweilige Realisierbarkeit ist von Fall zu Fall zu überprüfen. Für das heimische Publikum ergeben sich aus co-produzierten Inszenierungen keine spürbaren Unterschiede zu einer ausschließlich vom heimischen Theater produzierten Inszenierung. Mögliche Publikumsüberschneidungen zwischen den kooperierenden Theatern können beispielsweise dadurch minimiert werden, dass für Co-Produktionen keine unmittelbar benachbarten Theater gewählt werden.
(Die Fragen stellte Franz R. Stuke.) |