Rezensionen     Kommentare     News     Backstage     Kleinanzeigen     Links     Kontakt     Impressum    Wir über uns
     

BACKSTAGE

3 FRAGEN-3 ANTWORTEN


Dr. Ulrich Peters

Dr. Ulrich Peters ist seit der Spielzeit 2007/2008 Staatsintendant am Staatstheater am Gärtnerplatz in München.


 
 

zurück       Leserbrief

Die fünf Säulen des Spielplans

Als der bayerische Kultusminister bekannt gab, dass mit Dr. Ulrich Peters der Mann für das Staatsintendantenamt am Münchner Gärtnerplatz gekürt war, sprach die Presse von „Überraschung“, „mutiger Entscheidung“, einige sogar von einer „Sensation“. Zuvor war Peters erfolgreicher Intendant in Augsburg. Mit ihm sprach für Opernnetz unser Mitarbeiter Frank Herkommer.

Opernnetz: In Ihrer programmatischen Antrittsrede anlässlich des Theaterfests zu Beginn der Spielzeit haben Sie von den vier Säulen Ihres Konzepts für den Gärtnerplatz gesprochen. Bitte skizzieren Sie uns diese Vorhaben unter Bezugnahme auf die Musiksparte. Halten die ersten Erfahrungen, was Sie sich von München versprochen haben?

Ulrich Peters: Genaugenommen müsste man für das Staatstheater am Gärtnerplatz von fünf Säulen des Spielplans sprechen: Die erste Säule umfasst den Bereich der Spieloper und deckt sowohl die klassische deutsche Spieloper vom 18. bis 20. Jahrhundert, wie auch die italienische und französische Spieloper ab mit Werken, wie z. B. von Donizetti und Rossini ebenso wie von Auber, Adam, Bizet u. v. a...
Die zweite Säule ist die klassische Operette, die ja seit Bestehen des Hauses ein konstituierendes Element des Spielplans des "Volkstheaters" am Gärtnerplatz war.
Die dritte Säule umfasst das Musical, das ja vielfach als moderne Weiterführung der "goldenen" und "silbernen" Operette gilt und bei dem in München großer Nachholbedarf herrscht.
Das Ballett ist traditionell ein wichtiges Standbein des Gärtnerplatztheaters und genießt als vierte Säule hier auf der einen Seite einen eigenständigen Status mit großen Ballettabenden, auf der anderen Seite unterstützt es immer wieder einzelne Musiktheaterproduktionen und verhilft diesen dadurch zum besonderen Glanz.
Die oben erwähnte fünfte Säule ist das Kinder- und Jugendtheater. Es ist uns ein großes Anliegen, junge Menschen an die faszinierende Welt von Musiktheater und Ballett heranzuführen, denn wir sind überzeugt davon, dass die Begeisterung für Theater im Allgemeinen und das musikalische Theater im Speziellen in der Jugend geweckt werden muss. Es ist wie mit einem Virus, der einmal eingepflanzt möglicherweise längere Zeit schlummern mag, dann aber eines Tages, vielleicht erst nach Jahren, ausbricht. Daher bieten wir alljährlich mehrere sehr unterschiedliche Produktionen für Kinder und Jugendliche an.

Opernnetz: Augsburg - München, worin unterscheidet sich die Arbeit eines Intendanten?

Peters: Leider durch nichts. Ich muss in München ebenso mit jedem Cent rechnen und jeden Euro zweimal umdrehen, bin dazu hier noch den problematischen Strukturen eines Regiebetriebes unterworfen und muss mit der Erwartungshaltung fertig werden, dass man allenthalben glaubt, nach nicht einmal 100 Tagen hier müsse sich die Einnahme oder Platzauslastungssituation auf das Niveau der Staatsoper geschraubt haben. Überhaupt ist es nicht ganz einfach, dass man von Trägerseite immer wieder gesagt bekommt, gewisse Dinge gingen an der "großen Schwester" Staatsoper ja auch, warum dann nicht am Gärtnerplatztheater. Dabei sind die Häuser so wenig mit einander zu vergleichen, wie in Augsburg das Städtische Theater mit dem Parktheater. Ansonsten liegt der Schwerpunkt hier naturgemäß ausschließlich auf Musiktheater und Ballett, während ich mich in Augsburg auch sehr intensiv des Schauspiels annehmen musste und durfte. Die hausinternen Strukturen sind durchaus ähnlich wie in Augsburg und ich habe ähnlich viele hochmotivierte Mitarbeiter vorgefunden, oder neue ans Haus gebracht.

Opernnetz: Mit Vandenplas aus dem pfälzischen Kaiserslautern haben Sie der bekanntesten deutschen Progressive- Rock-Band den Auftrag für eine Rockoper erteilt. Im April geht „Christ-0“ (zu sprechen „Christ Zero“) auf die Bühne, die Geschichte des Grafen von Monte Christo aus einer ungewohnten Perspektive. Wie verlaufen die Arbeiten um Komponist Günter Werno und Librettist und lead singer Andy Kuntz? Wie nimmt das Ensemble Ihre mutige Entscheidung an?

Peters: Die Vorbereitungsarbeiten laufen hervorragend und wir sind im Zeitplan. Auch über die Zusammenarbeit mit Holger Hauer (Textbuch), Günter Werno und Andy Kuntz gibt es nur Bestes zu berichten. Die ersten Kostproben der Rockoper haben beim Publikum beim Theaterfest im Oktober wahre Begeisterungsstürme ausgelöst. So können wir jetzt nur hoffen, dass das Stück in München "Kult" wird, das Zeug dazu hätte es. Ich habe den Eindruck, dass alle Mitarbeiter sich darauf freuen, hier einmal etwas ganz anderes zu machen und hoffe nur, dass der Putz in meinem frisch renovierten Zuschauerraum bei den Metall-Klängen von Vandenplas nicht bröckelt.

Backstage-Archiv

Dr. Ulrich Peters, der neue Intendant am Gärtnerplatz in München
(2.12.07)

Regula Gerber:
Zwei Jahre Intendanz in Mannheim

(12.11.2007)

Deutsche Musicals:
Eine Bestandsaufnahme

(11.9.2007)

Uwe Sandner:
Deutschen Kulturauftrag schützen

(30.8.07)

Rüdiger Beermann:
Ein unvergesslicher Abend

(22.7.07)

Rainer Friedemann:
Die Hoffnung stirbt zuletzt

(18.6.07)

Dr. Michael W. Schlicht:
Kürzungen bedeuten das Ende

(4.6.07)

Mannheim liegt Susan Maclean
zu Füßen

(26.4.07)

Dr. Martin Roeder-Zerndt:
Gastspiele auf hohem Niveau

(25.4.07)

Achim Thorwald:
Edelstein im Schuck des
Staatstheaters

(15.4.07)

Uwe Deeken:
Betteln um gute Leute

(13.3.07)

Prof. Matthias Oldag:
Einsparungsdebatte fatal

(26.2.07)

Hans Zender:
Musltiperspektivisches Musiktheater

(25.10.06)

Ute Scharfenberg:
Neugierde auf "mehr" wecken

(19.04.06)

Holger Schultze:
Eine große Bandbreite anbieten

(28.03.06)

Wolfgang Bergmann:
Schlussendlich entscheidet der
Zuschauer

(22.11.05)

Gustav Kuhn:
Entkrampfung der Opernregie

(31.8.05)

Rainer Mennicken:
Neue Formen und Inhalte
ausprobieren

(31.5.05)

Ursula Benzing:
Das Publikum langsam heranführen

(16.3.05)

Wiebke Hetmanek:
Unmittelbaren Zugang zum Werk finden
(14.3.05)

Mladen Tarbuk:
Wagner sehen und hören

(21.2.05)

Dr. Oliver Scheytt:
Kulturinteressierte mobil machen
(19.1.05)

Prof. Dr. Peter P. Pachl:
Abenteuer Siegfried Wagner
(9.1.05)

Christian Pade:
Theater als Versuchslabor

(5.11.04)

Christof Loy:
Der mikroskopische Blick

(3.11.04)

Christian Esch:
Oper vor Musealisierung bewahren

(23.9.04)

Aaron Stiehl:
Ruhe im Wahnsinn
(10.3.04)