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Oper vor Musealisierung bewahren
Seit April dieses Jahres ist der Musikwissenschaftler, Dramaturg und Produzent Dr. Christian Esch Direktor des Kultursekretariats Nordrhein-Westfalen in Wuppertal. Im Backstage-Interview erläutert Esch die zukünftigen Aufgaben der Institution.
Opernnetz: Welche Herausforderungen künstlerischer, organisatorischer und kulturpolitischer Provenienz kommen auf den Direktor des NRW KULTURsekretariats zu?
Christian Esch: Einerseits werden wir uns natürlich weiterhin in den zentralen Kunstsparten Theater, Musik, Bildende Kunst und Literatur engagieren und langjährig erfolgreiche Projekte wie den "Diskurs Kunst", die "Impulse", das "Kinderthe-ater des Monats", den "Transfer" oder die "Werkproben" (ehemals "Autoren-Reader") fortführen - dies allerdings zum Teil in modifizierter Form. Mit neuen Programmreihen werden wir aber auch aktuellen künstlerischen Ent-wicklungen gerecht, wie z.B. der "Neuen_Medien_Kunst".
In organisatorischer Hinsicht versteht sich das NRW KULTURsekretariat zukünftig noch stärker als initiative Drehscheibe im Zentrum eines NRW-Partnernetzwerks aus Theatern, Konzert- und Literaturhäusern, Museen und Archiven sowie selbständigen Kulturinitiativen. So werden z.B. im Rahmen des neuen Projekts "StaTTTheater" gemeinsam unter Einbeziehung fester und freier Theater themenbezogene Produktionen entwickelt.
Wichtige kulturpolitische Akzente setzen wir zukünftig eben-so mit dem "3. Ohr", einem Projekt zur breiten Förderung ethnischer Musik bzw. Weltmusik, wie auch mit der "Tiefenbohrung", einer Reise zurück in die vorindustrielle Kulturgeschichte in NRW. Das allerdings immer mit dem Blick nach vorn, denn Zukunft braucht Herkunft.
Opernnetz: Welche Rolle spielt die Situation des Ruhrgebiets - immerhin mit zahlreichen Städten im NRW KULTURsekretariat (Wuppertal) vertreten - für Ihre Perspektiven?
Esch: Allgemein könnte man sagen, dass wir mit unserem Ansatz zur stärkeren Vernetzung von Städten und Kulturin-stitutionen generell einen wichtigen Beitrag zur Überwindung des berüchtigten Kirchturmdenkens in dieser Regi-on leisten wollen. Insbesondere gewinnen im Hinblick auf den tiefgreifenden demografischen und strukturellen Umbruch, in dem sich das Ruhrgebiet befindet, viele neue Themengebiete unserer Projektarbeit gerade hier eine besondere Relevanz. Das gilt sowohl für die prognostizierte Überalterung der Region, die wir innerhalb des "Dis-kurses Kunst" in den Blick nehmen, als auch für den Themenkomplex "Migration".
Mit dem "3. Ohr" geht es ne-ben dem Aufbau eines Auftrittsnetzwerkes für hochkarätige Ensembles ethnischer Musik und Weltmusik u.a. auch darum, insbesondere Migranten den Zugang zu musikalischen Bildungseinrichtungen zu ermöglichen bzw. zu erleichtern. Damit wollen wir einen speziell für das Ruhrgebiet eminent wichtigen Beitrag zur Stärkung des in-terkulturellen Dialogs leisten.
Opernnetz: Wird das NRW KULTURsekretariat (Wuppertal) auch in Zukunft Bemühungen um aktuelles Mu-siktheater fördern - mit welchen Präferenzen?
Esch: Die Förderung zeitgenössischer Musiktheaterproduktionen über den Fonds Neues Musiktheater stellt seit 1999 ein zentrales Anliegen des NRW KULTURsekretariats dar. Dem Anspruch, die Kunstform Oper vor ihrer Musealisierung zu bewahren, wollen wir natürlich auch weiterhin gerecht werden, indem wir mit Produktionsförderun-gen ebenso wie mit der Unterstützung von Kompositionsaufträgen zeitgenössische Kontrapunkte in den Spiel-plänen der NRW-Musiktheater setzen.
Darüber hinaus ist zukünftig eine Förderung experimentellen Musikthea-ters geplant. Beides kann jedoch nur dann garantiert werden, wenn die erforderlichen Finanzmittel vom Kultur-ministerium auch für 2005 in ausreichender Höhe bereitgestellt werden.
Bochum, 23.09.2004
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