Opernnetz: Herr Deeken, Sie leiten sei über zehn Jahren ein eigenes Theater. Bis 31. März 2007 sind nun die Hamburger Privattheater aufgerufen, sich bei der Kulturbehörde mit ihren Programm-Profilen für die institutionelle Förderung ab der Spielzeit 2009/10 zu bewerben. Haben Sie sich auch beworben?
Uwe Deeken: Ich leite nicht erst sei zehn Jahren ein eigenes Theater, sondern nun schon seit fast 40 Jahren. Am 27.02.1968 eröffnete ich das „Theater für Kinder“, seit 1979 Vorreiter für Opern für Kinder. Die „Hamburger Kammeroper“ habe ich mit meiner Frau Barbara Hass, die ja auch die Übersetzungen, die dramaturgischen Adaptionen und Kostüme macht, am 01.11.1996 eröffnet. Bisher spielen wir ohne feste Subvention, außer einer Projektförderung, die wir bisher für drei Produktionen erhalten haben. Wir werden uns natürlich um eine institutionelle Förderung bewerben, weil wir sie wirklich sehr nötig brauchen. Die Sänger müssen irgendwann eine ihrer Leistung entsprechende Gage erhalten.
Opernnetz: Welche besonderen Probleme gibt es bei der Führung eines Privattheaters?
Deeken: Um ein Privattheater zu führen, muss man immer betteln, um gute Leute an das Haus zu holen. Die Bezahlung liegt natürlich immer unter Staatstheaterniveau.
Opernnetz: Wie gewinnen Sie die Darsteller und Mitarbeiter?
Deeken: Die Mitarbeiter sind feste Leute am Haus. Alle Künstlerischen Mitarbeiter und Sänger werden jeweils für eine Produktion engagiert. Es gibt eine eigene große Kartei, es gibt Agenten und es gibt das Internet, woraus wir Bewerber zum Vorsingen einladen.
Opernnetz: Sie haben jetzt eine Zusammenarbeit mit dem italienischen Musikverlag Ricordi. Wie kam es dazu?
Deeken: Die Zusammenarbeit mit Ricordi ist gerade am Entstehen. Es sollen alle unsere Opernbearbeitungen weltweit angeboten werden. Das Problem der Überalterung des Publikums, das Problem der Überlänge der Opernwerke ist in der heutigen Zeit gegeben. Die Zeit während der Entstehung der Opernwerke ist mit dem heute nicht zu vergleichen – es muss eine neue Basis gefunden werden.
Opernnetz: Wie gestaltet sich die Strategie Ihrer Stückauswahl?
Deeken: Die Stückauswahl ist in der Regel zufällig und kurzfristig. Natürlich gibt es eine große Kiste, in der wir schon viele Titel gesammelt haben, dennoch geht die Suche bis zum endgültigen Spielplanfestlegung weiter. Titel und Ideen allein reichen auch nicht aus, wo bekommen wir die Musik her? Da gibt es immer wieder wochenlange Suche in Bibliotheken und stundenlange Internetsuche. Dafür gibt es bei uns Spezialisten. Wichtig: Die Stücke müssen frei von Verlagsrechten sein.