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BACKSTAGE

3 FRAGEN-3 ANTWORTEN


Hans Zender


Hans Zender
Foto: © Gerd Mothes

Der Komponist und Dirigent Hans Zender wurde in Wiesbaden geboren. Seit 1999 ist der ständiger Gastdirigent des SWR Sinfonieorchesters Baden-Baden. 1997 wurde er mit dem Goethepreis der Stadt Frankfurt ausgezeichnet.


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Opernnetz-Bericht "Chief Joseph"

 

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Multiperspektivisches Musiktheater

Mit seiner Oper "Chief Joseph" hatte Hans Zender unlängst in Heidelberg großen Erfolg. Im Backstage-Gespräch äußert sich der Komponist zu den Chancen neuen Musiktheaters.

Opernnetz:
Welchen Anteil haben Sie als „Komponist/Librettist“ an der konkreten Produktion Ihres Werks? Welche kommunikativen Konstellationen ergeben sich daher?

Hans Zender: Einen engen Kontakt zum Dirigenten schon im Vorfeld, der sich dann zu einem guten Kontakt zu Sängern und Orchester vertieft hat - so war es bisher bei allen Einstudierungen meiner Opern, auch zuletzt in Berlin und Heidelberg bei Chief Joseph. Und einen flüchtigen Kontakt zu den jeweiligen Regisseuren, die sich im Falle von Chief Joseph als für strukturelle und musikalische Eigenschaften des Stückes unzugänglich gezeigt haben.

Opernnetz: In Heidelberg war ein animiert-enthusiasmiertes Publikum zu erleben. Wie erleben Sie die Reaktionen auf Aufführungen Ihrer Werke? Teilen Sie die oft vertretene Meinung, es gäbe kein Publikum für „moderne Musik“?

Zender: Es gibt immer ein begeisterungsfähiges Publikum für neue Musik, wenn die richtigen Vermittler am Werk sind - in erster Linie wirklich kompetente Dirigenten (die leider selten sind), ebenso intelligente Orchester und Solisten (die man überall finden kann). Wird mit vollem Einsatz gespielt, und so war es zuletzt in Heidelberg, so wird der Funke überspringen. Verbale Einführungen sind nützlich, aber nicht entscheidend.

Opernnetz: Welche Perspektiven sehen Sie für die zukünftige Entwicklung des Musiktheaters? Drei Aspekte sind da wohl entscheidend: Welche Themen? Welche Kompositions-Weisen? Welche Kritik-Reaktionen?

Zender: Ich plädiere für ein multiperspektivisches Musiktheater, in dem autonome musikalische Gestalten in immer neu und anders zu definierenden Beziehungen zu ebenso autonom gedachten bildnerischen, choreographischen, schauspielerischen und poetischen Strukturen treten. Ich halte das im Augenblick modische "Musiktheater mit Bildern" als Theaterform für schwach auf der Brust (auch dann, wenn es durch hervorragende Musik ausgezeichnet ist). Ich möchte nicht auf die Potenzen von Bühnenfiguren, Handlungselementen (die nicht linear geführt werden müssen) verzichten. Denn dann müsste man auch auf Mehrschichtigkeit, Überlagerung, Collage etc. verzichten. Und gerade in dieser Komplexität (oder auch in großer Flexibilität im Wechsel der Paradigmen) sehe ich die Zukunft des Musiktheaters. - Schwer zu rezipieren?? Vielleicht für Kulturpolitiker, aber nicht für das Publikum, das viel intelligenter ist als diese glauben; und zur Zeit dauernd unterfordert wird. 

Backstage-Archiv

Deutsche Musicals:
Eine Bestandsaufnahme

(11.9.2007)

Uwe Sandner:
Deutschen Kulturauftrag schützen

(30.8.07)

Rüdiger Beermann:
Ein unvergesslicher Abend

(22.7.07)

Rainer Friedemann:
Die Hoffnung stirbt zuletzt

(18.6.07)

Dr. Michael W. Schlicht:
Kürzungen bedeuten das Ende

(4.6.07)

Mannheim liegt Susan Maclean
zu Füßen

(26.4.07)

Dr. Martin Roeder-Zerndt:
Gastspiele auf hohem Niveau

(25.4.07)

Achim Thorwald:
Edelstein im Schuck des
Staatstheaters

(15.4.07)

Uwe Deeken:
Betteln um gute Leute

(13.3.07)

Prof. Matthias Oldag:
Einsparungsdebatte fatal

(26.2.07)

Hans Zender:
Musltiperspektivisches Musiktheater

(25.10.06)

Ute Scharfenberg:
Neugierde auf "mehr" wecken

(19.04.06)

Holger Schultze:
Eine große Bandbreite anbieten

(28.03.06)

Wolfgang Bergmann:
Schlussendlich entscheidet der
Zuschauer

(22.11.05)

Gustav Kuhn:
Entkrampfung der Opernregie

(31.8.05)

Rainer Mennicken:
Neue Formen und Inhalte
ausprobieren

(31.5.05)

Ursula Benzing:
Das Publikum langsam heranführen

(16.3.05)

Wiebke Hetmanek:
Unmittelbaren Zugang zum Werk finden
(14.3.05)

Mladen Tarbuk:
Wagner sehen und hören

(21.2.05)

Dr. Oliver Scheytt:
Kulturinteressierte mobil machen
(19.1.05)

Prof. Dr. Peter P. Pachl:
Abenteuer Siegfried Wagner
(9.1.05)

Christian Pade:
Theater als Versuchslabor

(5.11.04)

Christof Loy:
Der mikroskopische Blick

(3.11.04)

Christian Esch:
Oper vor Musealisierung bewahren

(23.9.04)

Aaron Stiehl:
Ruhe im Wahnsinn
(10.3.04)