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BACKSTAGE

3 FRAGEN-3 ANTWORTEN


Ute Scharfenberg

Ute Scharfenberg ist Chefdramaturgin und 2. Stellvertreterin des Generalintendanten Tobias Wellemeyer am Theater Magdeburg.


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www.theater-magdeburg.de

 

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Neugierde auf "mehr" wecken

"Das Theater Magdeburg soll das kulturelle und geistige Zentrum der Landeshauptstadt sein", sagt Ute Scharfenberg, Chefdramaturgin am Theater Magdeburg.

Opernnetz: Mit Ihren Produktionen erreichen Sie offensichtlich ein großes Publikum: Skizzieren Sie bitte Ihr künstlerisches Konzept!

Ute Scharfenberg: Das Theater Magdeburg verfügt über ein Schauspielhaus und ein Opernhaus. Das Schauspiel Magdeburg legt schon seit etwa fünfzehn Jahren besonderes Augenmerk auf moderne Theaterhandschriften und die internationale zeitgenössische Dramatik. Das Publikum weiß das zu schätzen und setzt bei einem Besuch des Schauspiels gewissermaßen voraus, dass es einem ehrgeizigen Ansatz begegnen wird. Dem Schauspiel wird so im Hinblick auf neue Stoffe, ästhetische Modernität, künstlerische Subjektivität und formale Innovationsbereitschaft Kredit eingeräumt.

Das Musiktheater in der Oper Magdeburg braucht das Versprechen großer, sentimentgeladener Stoffe. Wir versuchen, auf Publikumserwartungen umsichtig einzugehen; wir möchten unserem Publikum gleichzeitig entgegenkommen und seine Neugierde auf „mehr“ wecken. Wir machen sehr gute Erfahrungen mit dem Versuch, mit tradierten reichen Vorlagen zeitgenössisch umzugehen und bekannte Stoffe mit starken Konzeptregisseuren wie Vera Nemirova, Andreas Kriegenburg oder Sebastian Hartmann in ein produktives Verhältnis zu setzen.

Das Theater Magdeburg soll das kulturelle und geistige Zentrum der Landeshauptstadt sein. Es soll städtische Identität stiften helfen und viele verschiedene Zugänge zu einem öffentlichen Diskurs mit künstlerischen Mitteln bieten. Unser Publikum soll bei uns die Möglichkeit bekommen, als Theaterbesucher an den Auseinandersetzungen unserer Zeit teilzunehmen. Unser Repertoireprogramm präsentieren wir innerhalb dieses umfassenden Konzeptes von Öffentlichkeit. Im Mittelpunkt steht das diskussionsbereite Zugehen auf die Stadt und unser Publikum. Wir unterbreiten in unseren Spielstätten (Opernhaus und Schauspielhaus) eine diverse und noch wachsende Palette von Angeboten, die aus dem Theater Magdeburg ein Haus mit vielen offenen Türen machen.

Zu den Kunstangeboten des Theaters gehören so außer monatlich ein- oder mehrmalig stattfindenden Reihen („nachtcafé“, „café rossini“, „sonntag 11:00“, „premierenfieber“, „das opernhaus präsentiert“ u. a.) die Musiktheaterreihe „panorama. musik und mehr im podium“, ein jährliches Tanzfest, ein Klangfestival für neue Musik („unerhört. neue musik magdeburg“) und vielfältige „niedrigschwellige“ Theaterformen.

In verschiedenen Formen arbeitet Theater Magdeburg direkt mit städtischen Einrichtungen und Bürgervereinigungen zusammen. Mittels eines ehrgeizigen theaterpädagogischen Programms nimmt das Theater direkten Kontakt zur jungen Generation und zu den Schulen auf. Unter dem Dach des Theaters Magdeburg und mit einem modernen theaterpädagogischen Konzept arbeitet der zurzeit größte Theaterjugendclub der Bundesrepublik. 2006/2007 werden wir uns spielzeitübergreifend in mehreren Theaterprojekten mit sozialer Recherche zu den zeitgenössischen Lebenswirklichkeiten im demografischen Wandel befassen.

Opernnetz: Musik-Theater geschieht nicht im leeren Raum - es geschieht für die Mit-Akteure im Auditorium. Welche Vorstellungen haben Sie von Ihrem Publikum in Magdeburg?

Scharfenberg: Magdeburg war 150 Jahre lang Arbeiterstadt. Es verfügt nicht über die Tradition eines bürgerlich geprägten Kunstdiskurses, aber dafür ein sehr offenes Publikum mit viel Respekt vor der künstlerischen Leistung und Verausgabungsbereitschaft. Wenn das Theater spüren lässt, dass es Stoffe, Anliegen, Fragen, Haltungen authentisch und auf Augenhöhe kommunizieren möchte, ist unser Publikum sehr aufnahmebereit. Mit eigens eingerichteten Reihen wie „Mozart 250“ oder unseren moderierten „konzerten für junge zuschauer“ vermitteln wir den Reichtum der Musik und des Musiktheaters an alle Generationen. „Stars von morgen“ heißt eine Konzertreihe in Zusammenarbeit mit dem Institut für Musikwissenschaft der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg.

Mit einem formenreichen neuen Konzept der Musiktheaterpädagogik versucht Theater Magdeburg, das Musiktheater in allen seinen Formen – Oper, Operette und Musical, Ballett und Konzertschaffen – gezielt an die junge Generation zu vermitteln. Alle Ensembles nehmen an den Aktivitäten teil. Auch hierbei kooperieren wir mit städtischen Partnern. Das Festival „unerhört. neue musik magdeburg“ hält eigene theaterpädagogische Veranstaltungen bereit.

Das Opernhaus Magdeburg präsentiert sich dem Publikum im eigenen Haus und in der Stadt mit einer zugkräftigen modernen Marketingstrategie. Es stellt die eigenen Kunst- und Kommunikationsleistung in einen überregionalen Rahmen und sucht die Bezüge zum europäischen Diskurs.

Opernnetz: Nun ist ein überzeugendes künstlerisches Konzept, abgestimmt auf ein erwartetes Publikum, ja kein Selbstläufer: es geht um Vermittlungsstrategien. Welche kommunikativen Aktivitäten mit welchen Inhalten und welchen Mitteln praktizieren Sie?

Scharfenberg: Seit der Bildung des Theaters Magdeburg im Jahr 2004 und Übernahme der künstlerischen Leitung durch das aktuelle Team (Generalintendant Tobias Wellemeyer) wird das komplette Erscheinungsbild von Theater Magdeburg aus einer Hand geführt. Der bildende Künstler Thomas Matauschek sorgt als Art Director gemeinsam mit dem vielfach ausgezeichneten Theaterfotografen HL Böhme für eine geschlossene Werbeästhetik. Alle Publikumsbereiche und alle Werbemittel wurden seit 2004 grundlegend neu gestaltet.

Die Öffentlichkeitsarbeit beruht auf einem aufwendigen System der persönlichen Ansprache der Zuschauer in einem Umkreis von bis zu 200 Kilometern um Magdeburg. Zielgruppenorientierte Mailing- und E-Mailing-Aktionen sowie eine umfangreiche Zuschauerbetreuung runden das stark am Direktmarketing orientierte Konzept der Öffentlichkeitsarbeit ab . Ein neues Konzept von „Reiseerleichterungen“ (regional organisierter Bustransport in die Oper und zurück nach Hause, Taxi-Gutscheine) ermöglicht eine einfachere Zu- und Abfahrt zum Theater. Neue und erweiterte Aboformen führen zu einer steigenden Zahl von Abschlüssen. Das Theater Magdeburg präsentiert sich aktiv auf Messen und anderen Informationsveranstaltungen (mit Schwerpunkt in Sachsen-Anhalt, Niedersachsen, Brandenburg und Berlin) und baut darüber hinaus die Kontakte zu Kultur- und Städtereiseveranstaltern permanent aus.

Zunehmend nutzt das Theater Magdeburg Formen des Online-Marketings und wird im April 2006 an das Eventim-Verkaufsnetz angeschlossen, wodurch die Zahl der Vorverkaufskassen vervielfacht werden kann. Regelmäßig werden kulturelle Multiplikatoren in Vereinen, Verbänden, Organisationen sowohl im regionalen als auch im überregionalen Bereich angesprochen. In Zusammenarbeit mit städtischen und Landesinstitutionen hat das Theater Magdeburg seine Präsenz in touristischen Veröffentlichungen deutlich gesteigert. Mitarbeiter des Theaters beteiligen sich mit zahlreichen Aktivitäten am kulturellen und gesellschaftlichen Leben in der Stadt.

Backstage-Archiv

Deutsche Musicals:
Eine Bestandsaufnahme

(11.9.2007)

Uwe Sandner:
Deutschen Kulturauftrag schützen

(30.8.07)

Rüdiger Beermann:
Ein unvergesslicher Abend

(22.7.07)

Rainer Friedemann:
Die Hoffnung stirbt zuletzt

(18.6.07)

Dr. Michael W. Schlicht:
Kürzungen bedeuten das Ende

(4.6.07)

Mannheim liegt Susan Maclean
zu Füßen

(26.4.07)

Dr. Martin Roeder-Zerndt:
Gastspiele auf hohem Niveau

(25.4.07)

Achim Thorwald:
Edelstein im Schuck des
Staatstheaters

(15.4.07)

Uwe Deeken:
Betteln um gute Leute

(13.3.07)

Prof. Matthias Oldag:
Einsparungsdebatte fatal

(26.2.07)

Hans Zender:
Musltiperspektivisches Musiktheater

(25.10.06)

Ute Scharfenberg:
Neugierde auf "mehr" wecken

(19.04.06)

Holger Schultze:
Eine große Bandbreite anbieten

(28.03.06)

Wolfgang Bergmann:
Schlussendlich entscheidet der
Zuschauer

(22.11.05)

Gustav Kuhn:
Entkrampfung der Opernregie

(31.8.05)

Rainer Mennicken:
Neue Formen und Inhalte
ausprobieren

(31.5.05)

Ursula Benzing:
Das Publikum langsam heranführen

(16.3.05)

Wiebke Hetmanek:
Unmittelbaren Zugang zum Werk finden
(14.3.05)

Mladen Tarbuk:
Wagner sehen und hören

(21.2.05)

Dr. Oliver Scheytt:
Kulturinteressierte mobil machen
(19.1.05)

Prof. Dr. Peter P. Pachl:
Abenteuer Siegfried Wagner
(9.1.05)

Christian Pade:
Theater als Versuchslabor

(5.11.04)

Christof Loy:
Der mikroskopische Blick

(3.11.04)

Christian Esch:
Oper vor Musealisierung bewahren

(23.9.04)

Aaron Stiehl:
Ruhe im Wahnsinn
(10.3.04)