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KOMMENTAR

Von Franz R. Stuke
November 2009


Drei Operntalente aus Südkorea gewinnen bei den NEUEN STIMMEN 2009: (v.l.)  Kihwan Sim/Bass (Platz 2), die  Siegerin und NEUE STIMME 2009 Eunju Kwon/Sopran zusammen mit Liz Mohn, Präsidentin des Internationalen Gesangswettbewerbes NEUE STIMMEN und stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung, und JunHo You/Tenor (Platz 3).

Foto: Thomas Kunsch, Bielefeld


 

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Raus aus dem Museum?!

Als „Korea-Festival“ wird der NEUE-STIMMEN-Wettbewerb charakterisiert, die mangelnde Konkurrenzfähigkeit deutscher „Nachwuchs-Sänger“ wird lamentierend bedauert – aber es gibt keine nachvollziehbaren Begründungen für diese „Diagnose“. Wenn an deutschen Musikhochschulen Klassen mit gut ausgebildeten Koreanern nach Prüfungen besetzt sind – dann fragt man sich: Warum sind die deutschen Studierenden nicht konkurrenzfähig vorbereitet? Und wenn die mangelnden Präsentationsformen deutscher Studierender bemängelt werden: Warum, um Himmels willen, werden die dann nicht während des Grundstudiums vermittelt? Und wenn in Wettbewerben immer die konventionellen Partien angeboten werden, attraktive Partien „moderner“ Opern nicht präsentiert werden: Ist das nicht eine Folge des Museums Musikhochschule?

Nun wird geklagt über die fehlende „Musikkultur“ im Alltagsleben unserer ideologisch neoliberal ausgerichteten Republik: Achtzig Prozent aller Schüler erhalten keinen Musikunterricht! Na klar: Ist ja nicht profitorientiert! Liz Mohns Kultur- und Musikstiftung versucht da gegenzusteuern, fördert Musiklehrer-Ausbildung, animiert zu authentischen Begegnungen von Kindern und Musiktheater, unterstützt erfolgreich materiell und ideell beispielhafte Projekte. Doch was ist das Ziel? Dass Opern auf Deutsch gesungen werden (Anja Silja), dass bedauert wird, dass Kinder keine Volkslieder kennen, dass in Familien nicht musiziert wird, dass Politiker „angemacht“ werden, sich für Änderungen einzusetzen – das wirkt wie das Verschreiben weißer Creme: beruhigt, schafft aber nur punktuelle Effekte – verändert nicht die existierende Struktur!

Wenn bei den NEUE STIMMEN eine koreanische Sängerin mit einer Strawinsky-Arie (von 1951, im Geist der 20er Jahre) reüssiert, dann allerdings eröffnen sich neue Perspektiven: Die Internationalität wird akzeptiert – und „neue“ Musik wird preiswürdig. Bei aller Leidenschaft für die wunderbaren Klänge des 19. Jahrhunderts: Die Oper hat sich weiter entwickelt, neue Töne dringen nach vorn, gewinnen neue unvoreingenommene neugierige Zuhörer, weitab von atonaler Widerborstigkeit, erreichen ein „neues“ Publikum - schlicht durch die Faszinationskraft von Musik und Gesang! Die RuhrTriennale schafft in der Strukturwandel-Metropole Ruhr beeindruckende vorurteilsfreie Zustimmung, erreicht mit „Creationen“ und Opern wie Zimmermanns Soldaten und Schönbergs Moses und Aron bislang vergessene Menschen.

Die so verdienstvollen NEUEN STIMMEN sollten diese Entwicklungen reflektieren: nicht brachial „umstürzend“, aber mutig tastend heraus aus dem Museum des scheinbar Ewig-Gültigen - Stimmen sind bestimmend für das Musiktheater, aber es können nicht auf ewig die Stimmen des 19. Jahrhunderts sein. „Kinder, schafft Neues!“ provozierte Richard Wagner - ein Neuerer! - seine potentiellen Nachfolger. „Denkt an die Zukunft!“ muss die Devise der NEUEN STIMMEN sein! „Strawinsky for Champion“ könnte der Beginn einer beglückenden Zukunft sein.

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