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BACKSTAGE

3 FRAGEN-3 ANTWORTEN


Michael Heicks

ist seit Januar 2005 Intendant des Theater Bielefeld.


 
 

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Das "Opernwunder"

Bielefeld war in den 80er/90er Jahren der weltweit beachtete Ort des „Opernwunders“ mit fünfzig Ausgrabungen verdrängter Opern und einem kreativen Team Bruns, Gruber, Dew, Pilz.
Immer wieder hat es das Haus mit einer eher theater-restriktiven konservativen lokalen Kulturpolitik zu tun. Aktuell beeindruckt das Bielefelder Theater durch einen mutig-kreativen Spielplan.

opernnetz: Ist für Sie die gloriose jüngere Vergangenheit der Bielefelder Oper ein Stimulans Ihrer Arbeit? Und spüren Sie im kulturell interessierten regionalen Umfeld noch Nachwirkungen dieser für das Musiktheater wichtigen „Epoche“? (Stichwort: Nachhaltigkeit.)

Michael Heicks: Unser kreatives Erbe des Bielefelder „Opernwunders“ ist uns nicht nur ein Stimulans, wir empfinden es auch als eine Verpflichtung unserem Publikum gegenüber – im besten Sinne. Wir stehen in der Tradition, einen besonderen Spielplan zu bieten, haben daraus aber mit der Zeit unser ganz eigenes Profil entwickelt.

opernnetz: Ihr Bielefelder Spielplan konfrontiert das Publikum mit eher ungewöhnlichen Werken und Uraufführungen – alle nachvollziehbar intensiv und kompetent vorbereitet, aber in der Besucher-Zustimmung doch eher im zahlenmäßig kritischen Bereich. Das ist zu Zeiten reduzierter kommunalpolitischer Zuwendungen doch ein „Tanz auf dem Vulkan“?

Michael Heicks: Wir befinden uns keineswegs im kritischen Bereich bezüglich der Besucher-Zustimmung. Im Gegenteil: die Auslastungszahlen steigen kontinuierlich an. Auch die Neugier und das Vertrauen, mit denen das Publikum sich auf die ungewöhnlichen Werke einlässt, sind schon zur Tradition geworden. In der Spielzeit 06/07 haben wir zum Beispiel die deutsche Erstaufführung von Hanjo herausgebracht, die, auch gemessen an den Zuschauerzahlen, ein großer Erfolg war. Jüngstes Beispiel: Die selten gespielte Glinka-Oper Ruslan und Ludmila, die sich eines regen Publikumsinteresses erfreuen konnte und in der nächsten Spielzeit wieder aufgenommen wird. Es gehört meiner Meinung nach auch zu unserem kulturellen Auftrag, regelmäßig Uraufführungen in den Spielplan aufzunehmen. Wir fühlen uns dazu verpflichtet, den Horizont unseres Publikums stetig zu erweitern sowie junge Komponisten und Regisseure zu fördern und zu unterstützen. Auch die Tatsache, dass wir für ungewöhnliche Projekte immer wieder starke Partner finden, bestätigt uns. Ende Mai präsentieren wir im Stadttheater zum Beispiel die Uraufführung von Helges Leben, eine Kooperation des Theater Bielefeld mit der „Akademie Musiktheater heute“ der Deutsche Bank Stiftung, die vom Fonds Neues Musiktheater des NRW KULTURsekretariats gefördert wird.

opernnetz: Ihre intensiv-emotionalisierende Regie-Arbeit macht Wie im Himmel, ein Kolportage-Stück zu einem Publikums-Renner. Wo liegt Ihres Erachtens der enorme populäre Erfolg der Produktion – mal abgesehen von der ästhetischen Qualität des Bühnenbilds und der künstlerisch herausragenden Leistungen des Ensembles? Und wird diese Strategie Ihre weiteren Spielplan-Vorstellungen bestimmen?

Michael Heicks: Die Schauspielproduktion Wie im Himmel ist ein Stück über die ganz großen Themen menschlichen Miteinanders. Das Thema der Lebenskrise ist in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit aktueller denn je - und die Sehnsucht nach Lösungen. Mut, Menschlichkeit, aber auch der Umgang mit Krankheit und Verlust - Themen, mit denen sich jeder identifizieren kann - werden mit einer ungeheuren Leichtigkeit behandelt. Ich denke, wir haben mit diesem Stück thematisch den Nerv der Zeit getroffen und uns ist, nicht zuletzt aufgrund des 150köpfigen Projektchors, der zum Schluss einen tief bewegenden Auftritt hat, eine sehr emotionale Umsetzung gelungen, die das ganze Publikum erfasst.

(Die Fragen stellte Franz R. Stuke)

Backstage-Archiv

Das "Opernwunder" Bielefeld

Opernstudio und Jugendorchester am MiR

Respighi-Entdeckung an der Deutschen Oper Berlin

Grenzüberschreitung Asien - Europa. Der Sänger Xu Chang

Für jeden Gast offen - das Theater Pilsen (Januar 2009)

Stadttheater für Hof und Bayreuth (Januar 2009)

Der schnöde Mammon? (Dezember 2008)

Die Wagner-Festspiele im oberösterreichischen Wels

Schule und Theater

Wolfgang Quetes zum Thema Co-Produktionen (6.5.2008)

Der permanente Kampf um Zuspruch - rund ums Theater Brandenburg (1.4.2008)

"Ohne Melodie geht's nicht" - der Komponist Giselher Klebe im Gespräch. (11.4.2008)

Ulrich Peters blickt zurück und nach vorn (8.4.2008)

André Bücker über Toleranz, Gewalt und Extremismus (23.3.2008).

Peter Spuhler über Baustellen, neue Bühnenwerke und das Theater im Wandel (12.3.2008)

Dr. Michael Wieler über die Theaterfusion in Görlitz (22.02.2008)

Gregor Horres über Ernst Kreneks "Jonny spielt auf" am Pfalztheater Kaiserslautern (16.2.2008)

Johannes Reitmeier über seine Arbeit am Pfalztheater Kaiserslautern
(21.12.07)

Dr. Ulrich Peters, der neue Intendant am Gärtnerplatz in München
(2.12.07)

Regula Gerber:
Zwei Jahre Intendanz in Mannheim

(12.11.2007)

Deutsche Musicals:
Eine Bestandsaufnahme

(11.9.2007)

Uwe Sandner:
Deutschen Kulturauftrag schützen

(30.8.07)

Rüdiger Beermann:
Ein unvergesslicher Abend

(22.7.07)

Rainer Friedemann:
Die Hoffnung stirbt zuletzt

(18.6.07)

Dr. Michael W. Schlicht:
Kürzungen bedeuten das Ende

(4.6.07)

Mannheim liegt Susan Maclean
zu Füßen

(26.4.07)

Dr. Martin Roeder-Zerndt:
Gastspiele auf hohem Niveau

(25.4.07)

Achim Thorwald:
Edelstein im Schuck des
Staatstheaters

(15.4.07)

Uwe Deeken:
Betteln um gute Leute

(13.3.07)

Prof. Matthias Oldag:
Einsparungsdebatte fatal

(26.2.07)

Hans Zender:
Musltiperspektivisches Musiktheater

(25.10.06)

Ute Scharfenberg:
Neugierde auf "mehr" wecken

(19.04.06)

Holger Schultze:
Eine große Bandbreite anbieten

(28.03.06)

Wolfgang Bergmann:
Schlussendlich entscheidet der
Zuschauer

(22.11.05)

Gustav Kuhn:
Entkrampfung der Opernregie

(31.8.05)

Rainer Mennicken:
Neue Formen und Inhalte
ausprobieren

(31.5.05)

Ursula Benzing:
Das Publikum langsam heranführen

(16.3.05)

Wiebke Hetmanek:
Unmittelbaren Zugang zum Werk finden
(14.3.05)

Mladen Tarbuk:
Wagner sehen und hören

(21.2.05)

Dr. Oliver Scheytt:
Kulturinteressierte mobil machen
(19.1.05)

Prof. Dr. Peter P. Pachl:
Abenteuer Siegfried Wagner
(9.1.05)

Christian Pade:
Theater als Versuchslabor

(5.11.04)

Christof Loy:
Der mikroskopische Blick

(3.11.04)

Christian Esch:
Oper vor Musealisierung bewahren

(23.9.04)

Aaron Stiehl:
Ruhe im Wahnsinn
(10.3.04)