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Fern von Allüren
Sie war Preisträgerin des Fünften Nikolai-Rimskij-Korsakov-Wettbewerbs, Gewinnerin des Ersten Internationalen Wettbewerbs für Kammermusik in St. Petersburg und Laureatin des Internationalen Gesangswettbewerbs Hertogenbosch. In Westeuropa heimste sie erste Lorbeeren für die Königin der Nacht in Mozarts Zauberflöte ein. Seit 2010 gehört die Koloratur-Sopranistin zum Ensemble der Deutschen Oper am Rhein. Ihre Kritiker übertreffen sich gegenseitig an Lobeshymnen, während sie davon ausgeht, dass sie noch eine Menge lernen kann.
opernnetz: Die Königin der Nacht - Fluch oder Segen für Ihre berufliche Laufbahn?
Olesya Golovneva: Mit Königin der Nacht habe ich angefangen. Es war meine erste Partie, die ich in Westeuropa - in der Wiener Staatsoper - gesungen habe. Das hat mir schon sehr gut getan, dass ich diese Partie gesungen habe. Ich finde nicht, ich bin eine perfekte Königin der Nacht, es gibt sicher andere Sängerinnen, die das noch besser oder anders machen, aber ich habe sehr viel Königin der Nacht gesungen, und das war schon ein Segen für mich.
opernnetz: Sie singen die Partie der Gilda zum ersten Mal in Düsseldorf. Was hat Sie an dieser Herausforderung gereizt?
Olesya Golovneva:
Die Gilda wollte ich schon immer machen, weil es etwas völlig anderes als die Königin der Nacht ist. Gilda bedeutet mir mehr, weil mir diese unschuldige, sensible, zerbrechliche Person sehr nah ist, wirklich. Ich liebe diese Rolle und bin sehr froh, dass ich nun die Möglichkeit habe, sie zu verkörpern. Die Gilda passt stimmlich sehr gut zu mir, und ich liebe es, die Figur psychologisch auszuloten. Gilda hat bis zu ihrem Tod überhaupt nur überlebt, weil sie an Gott geglaubt hat. Dieser Glaube hat sie am Leben gehalten. Sie ist überhaupt nicht weltlich orientiert. Der einzige Mann, den sie in ihrem Leben als potenziellen Partner getroffen hat, ist der Herzog. Sie weiß ja zunächst nicht, wer der Herzog ist, was für ein Mensch er ist. Für sie ist er eine Erscheinung, eine Erlösung, etwas Wunderbares. Diese Beziehung der beiden ist für sie etwas Himmlisches. Aber auch den Herzog verändert die Begegnung, und ich hoffe, dass er durch ihren Tod seine Einstellung ändert.
opernnetz:
Rückblickend betrachtet: Was war für Sie das Eindrucksvollste an der Düsseldorfer Rigoletto-Produktion? Was wird Ihnen am stärksten in Erinnerung bleiben?
Olesya Golovneva: Ich habe diese Zeit hier genossen. Der Regisseur hat mir die nötigen Freiräume gelassen. Die brauche ich wie die Luft zum Atmen. Ich habe wunderbare Partner gehabt. Nicht nur, dass wir alle Russen sind, sondern es sind ja auch ältere und erfahrenere Musiker. Aber auch die Atmosphäre war sehr warm, sehr angenehm. Ich habe sehr angenehme Erinnerungen an den Probenprozess und die Vorstellungen. Das war für mich sehr wichtig, weil es wie ein Lehrgang war. Eine neue Partie, ein neues Theater, neue Leute. Die Korepetitoren und Kollegen, die mit mir gearbeitet haben, haben mir sehr viel Neues beibringen können. Dafür bin ich ausgesprochen dankbar. Also insgesamt bin ich sehr froh, dass ich Gilda in diesem Haus geben durfte.
Das Gespräch führte Michael S. Zerban
Zur Website von Olesya Golovneva
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