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KOMMENTAR

Von Franz R. Stuke
Oktober 2008


 
 

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Das Opern-Wunder am Oslo-Fjord

Das ist die perfekte Umsetzung des Opern-Ideals in stimulierende Architektur: Aufsteigend aus dem dunklen Wasser des Oslo-Fjords, behutsam empor strebend in den strahlend blauen Himmel des Nordens – in faszinierend leuchtendem Weiß! Aber auch Teil einer wolkenverhangenen Atmosphäre mit von innen behutsam glänzendem Licht: Ein Versprechen intensiven Erlebens.

Schräge Flächen, mosaikartig zusammengesetzt aus Tausenden von Marmor- und Granitplatten, führen auf das Dach des Hauses, umkreisen den monumentalen Bühnenturm, lassen Blicke zu auf die Reste des alten Hafens Björvika, die umliegenden Höhen und die Silhouette der Stadt mit ihren Zeugnissen der Vergangenheit und immer zahlreicher werdenden Produkten der Beton-Glas-Mode.

Der Weg ins Innere des Hauses ist der Gang in eine andere, offene und zugleich begrenzte Welt: helles, strukturiert gezimmertes Eichenholz in großzügigen Aufschwüngen bestimmt die Szene; durchbrochene Wände mit grünen Lichteffekten trennen die Lobby von Garderobe und Restaurant.

Dann der Gang ins Auditorium: ein abgeschlossener Raum von atmender Intensität mit aufsteigendem Parkett und drei Rängen in dunkler Eiche. Ein Refugium der Kunst und Konzentration, abgeschlossen vom Lärm der Welt.

Um die 500 Millionen Euro hat sich das Abu Dhabi des Nordens dieses erste Opernhaus im Wikinger-Land kosten lassen. An die 25 000 Menschen – Touris, Schulklassen, Vereine, neugierig-stolze Bürger – besichtigen täglich das offene Haus, bis zu drei Veranstaltungen finden abends gleichzeitig statt, das Publikum kommt von weither angereist, um das Mirakel live zu erleben.

Und so wird die Oslo-Oper nicht nur zu einem touristischen Highlight für Kreuzfahrt-Besucher – vielmehr kann es zu einem Zentrum für die Kultur des Musiktheaters in Europa werden!

(Verwunderlich nur, dass in What’s On Oslo dieses Zauber-Werk erst auf Seite 80 erwähnt wird, und dem Bürgermeister im Vorwort dazu keine Bemerkung einfällt.)

Die ersten Produktionen lassen in ihrer selbstbewusst international bestimmten Vielfalt Großes erwarten -- hoffentlich auch mit nachhaltigem Effekt für das Opernland Norwegen!