Keine Rosen in Athen
Zemlinsky „Zwerg“ und Schönbergs „Erwartung“ – in Athen in durchaus berechtigter umgekehrter Reihenfolge – das scheint wie ein Indikator für ein avanciertes Musiktheater-Publikum. Doch die Hoffnung trügt.
Im Athener Marmor-Palast des Konzerthauses Megaron gibt es einen ebenso luxuriös repräsentativen Opern-Flügel - hingeklotzt vom griechischen Medien-Mogul Lambrakis. Und die Premieren-Besucher sind die penetrant selbstbewussten Angehörigen der Begünstigten in der griechischen Klientel-Gesellschaft. Eine hermetische Wohlstands-Gruppe, die sich am Opern-Spektakel als gesellschaftliches Ereignis ergötzt und deren fast feudalistische Attitüde in Mittel-Europa kaum nachzuvollziehen ist.
Opern-Kunst wird nicht zum Gegenstand leidenschaftlicher – auch polemischer – Kommunikation, sondern wird zum Ort arroganter Selbstdarstellung. Die Künstler werden offenbar als unterhaltende Heloten verstanden.
Die Macher haben augenscheinlich kein Interesse an einer Veränderung des peinlichen Eindrucks: Da wird am selben Tag der Schönberg/Zemlinsky-Premiere im selben Megaron eine Klimt/Schiele/Kokoschka-Ausstellung aus der Wiener Leopold-Sammlung eröffnet -- und es finden sich keinerlei Verweise aufeinander. Nachfragen bei Besuchern, bei „Offiziellen“ rufen erstauntes Überraschen hervor.
Kein Gespür für historische Zusammenhänge, für künstlerische Umbrüche -- es dominiert allein das spektakuläre „Event“.
Ganz nebenbei: Für die Presse gibt es kein Programm, keine Info-Mappe, keine Fotos.
Bleibt zu hoffen, dass dieser ärgerliche Missbrauch europäischer Hochkultur mit dem Neubau der Griechischen National-Oper erfolgreich konterkariert wird!
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