Fundus   Kommentar    Backstage     Medien     Medientipps     Kontakt     Impressum    Wir über uns  
   Dossier    Kleinanzeigen     Links     Facebook     Partner von DuMont Reiseverlag  
     

KOMMENTAR

Von Franz R. Stuke
29. Dezember 2007


 
 

zurück       Leserbrief

WAT HEISST HIER OPER? – DAT IS DORTMUND!

Die Garderobe in der Dortmunder Oper wirkte bislang mit ihren Spinden wie der Ablageraum eines Montanbetriebs. Nun gibt es Neuerungen: Die Spinde sind in sattes Orange umgefärbt, Zwischenwände sind aufgebaut – und aus der ehemals kantinenähnlichen Theke ist der Alptraum einer Kellerbar geworden, ebenfalls in Orange, aber stilecht ergänzt durch Sitzgelegenheiten vor teakähnlichen Plastik-Imitaten.

Und dies alles wird getrennt durch einen martialischen „Feuerschutzabschluss“ mit „selbsttätig schließenden Toren“. An der Nordseeküste sehen so die Sturmflutwehre aus, nur passen sie dort besser in die Landschaft.

Nun könnte man empfehlen, diesen Auswuchs an Geschmacklosigkeit zu besichtigen – doch darf man dazu nicht mit dem Auto anreisen. Denn dann muss man ja in der Garage unterhalb der Oper parken. Und da erwartet den Besucher vor Beginn der Veranstaltung eine lange Schlange Gleichgesinnter, was dann zu verspätetem Aufführungsbeginn führt. Wer noch rasch die Parkgebühr am Automaten entrichten will, oder das in der Pause erledigen möchte, der ist schon wieder als Ignorant Dortmunder Opernregularien ertappt: „Die Garage gehört nicht zur Oper!“ Man braucht eine Wochen- oder Pauschal-Karte – ansonsten wird der Park-Automat in der ersten Etage des geräumigen Auto-Bewahrungs-Areals erst nach der Vorstellung zum freundlichen Partner. Und das heißt erfahrungsgemäß: Man steht wieder in einer Schlange – diesmal vor einem Automaten, vor sich eigentlich liebenswerte Opern-Freunde, die aber nach Münzen suchen oder es mit Scheinen versuchen, die aber auf verschiedene Modi implementiert werden können. Das stiftet zwischenmenschliche Kommunikation – nur wissen davon die Wartenden in fünfzig Meter Entfernung nichts, werden ungeduldig, vergessen ihren Opernabend und reagieren wie immer in solchen Situationen: Die einen ergeben sich in das Schicksal („Dat is Dortmund!“), die anderen werden aggressiv, kommen nach einigem Mosern zum selben Ergebnis „Dat is Dortmund!“ – und alle zusammen haben lustvolle halbe Stunden auf zugigen Stufen zu verbringen und die Lust an einem reflektierenden Miteinander verloren.

Nun ist beides – die potthässliche Schrebergarten-Bar und der aggressionsstiftende Parkautomat – keine inszenatorische Erfindung der Dortmunder Oper. Beides sind Resultate einer rücksichtslosen Stadt-Bürokratie, für die eine Oper offensichtlich ein prima Objekt zur Realisierung engstirnigen Verwaltungs-Handelns ist.

Und damit wird deutlich, warum Dortmund als „Hauptstadt des Sauerlands“ bekannt ist: Schon in kleinen Dingen zeigt sich die Provinz, verweigert sich dem Metropolenverständnis der Ruhr!

Traurig – und für die exzellente Oper wie schon seit Jahren nichts als ein Hemmschuh.