Der Echo-Preis: TV-Routine
Man kann die ZDF-Show mit Häppchen aus der Klassik-Boutique nur ironisieren:
Cecilia Bartoli zwitschert, Annette Dasch runzelt Stirn und Augen, Jose Carreras lässt vergangene Sangeskunst ahnen, die Münchner Symphoniker hämmern Orchester-Musik, Andrea Bocelli singt eben so, David Garrett geigt kratzig -- allein Phillippe Jaroussky vermittelt den Zauber des (Counter-)Gesangs und Opera Senza lässt differenzierte Klänge hören.
Joachim Kaiser freut sich über den Preis und knödelt etwas über die Mühe, die Klassik-Hören machen sollte – das ist kein zorniger alter Mann, sondern ein eitler Praezeptor zur falschen Zeit am falschen Ort -- aber er merkt’s nicht mal.
Das Treffen der kommerziellen Erfolge wird zu einem Festival der Klischees. Götz Alsmann zeigt seine Brikett-Frisur, Natalia Wörner ihr güldenes Gewand – und reduzieren sich auf „wunderbar, großartig, einmalig, sensationell ...“ - als ob sie niemals Oper erlebt und geliebt hätten.
Das alles wird einfallslos in Szene gesetzt, mit Schwenks über die Pseudo-Prominenz, mit Stops in tiefen Dekolletes, mit Totalen einer bunt aufgemotzten Showbühne – ohne Faszinationskraft und ohne wirkliche Identifikation mit dem Mysterium der Musik und des Gesangs.
Tucholsky klagte: „Ja, Publikum, bist du wirklich so dumm?“ Nein, ist es nicht: Wir werden nur für dumm verkauft.
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