Fundus   Kommentar    Backstage     Medien     Medientipps     Kontakt     Impressum    Wir über uns  
   Dossier    Kleinanzeigen     Links     Facebook     Partner von DuMont Reiseverlag  
     

KOMMENTAR

Von Franz R. Stuke
Januar 2008


 
 

zurück       Leserbrief

Das Publikum wirkt mit

Natürlich geht kein Mensch in die Oper, um sich zivilisatorisch belehren zu lassen. Genauso natürlich ist kein Opernabend das Treffen von perfekt konditionierten Connaisseurs – und das ist gut so.

Wenn denn bisweilen auch „Publikums-Schulen“ gefordert werden, wenn es denn auch „Einführungen“ für Kinder und Jugendliche an sehr vielen Opernhäusern gibt, so ist der Besuch eines Opernhauses doch zunächst einmal für alle Menschen ein lustvolles Erlebnis – und keine Bildungsaktion.

Aber: es gibt Konventionen. Und die sind bei einem Rock-Konzert andere als bei einem Kabarettabend, andere als bei einer Karnevalssitzung und andere als im Zirkus oder im Kino.

Und so gibt’s eben auch in der Oper Konventionen – die heutzutage in Deutschland andere sind, als im Italien des 19. Jahrhunderts, wo Opernhäuser Orte der gesellschaftlichen Kommunikation waren, wo man trank, speiste, sich unterhielt, und nur während der „großen Arien“ aufmerksam wurde. Heute hat man sich auf Goethes Diktum „Wir spielen, ihr hört zu“ verständigt – und das ist, bitte schön, zu respektieren.

Es gibt elementare Verhaltensregeln, die auch von Pseudo-Opernfreaks zu beachten sind: Wer nicht pünktlich kommt, bleibt vor der Tür. Er hat – wie ein Richter mal formulierte - „gegen die Mitwirkungspflicht des Publikums“ verstoßen.

Ansonsten gelten die zarten Hinweise in den Programmheften des Baden-Badener Festspielhauses:

„Wer sein Husten nicht unterdrücken kann, möge es mit einem Taschentuch dämpfen. Bei Halsbonbons verweisen wir auf Produkte, die ohne raschelndes Zellophanpapier auskommen. [...] Mögen Kleid wie Stimme der Sängerin noch so herrlich zueinander passen: Von Ton-, Film-, Video- und Fotoaufnahmen bitten wir dennoch abzusehen.“

Fehlt nur der Verweis auf Urheberrecht und Störung der übrigen Besucher als Begründung.

Andere Opernhäuser sollten diesen Appell übernehmen, vielleicht gibt es dann mehr ungestörte Opernabende – und mehr lustvolle Erlebnisse für alle.