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KOMMENTAR

Von Franz R. Stuke
14. Februar 2008


 
 

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Kalter Krieg 2008

„Ich hoffe, dass in diesem Jahr die Kommunistische Partei Chinas dem Druck der Welt nach Reform und Demokratie erliegt.“ Edward McMillan-Scott lässt im Programmheft der Shen Yun-Show als Vizepräsident des Europäischen Parlaments die aggressive Katze aus dem Sack.

Naiv argumentieren Hans-Gert Pöttering (der davon fabuliert, dass „die Kulturen in dieser Welt in den Austausch miteinander zu bringen“ sind) oder die Europa-Abgeordnete der Grünen Helga Trüpel, die von „Kalligraphie oder besonderer Architektur“ schwafelt und weiß, dass „China seit vielen Jahrtausenden eine hohe Kultur“ hat.

Aber beiden entgeht die intendierte Botschaft dieser verkrampften Polit-Show: Hsiu Lien Lu, der Vizepräsident der „Republic China“ – das ist Taiwan – sieht dies alles als Teil des Kampfes für „das wirkliche China“ (im Internet). Sie lassen sich instrumentalisieren für die rückwärtsgewandte Politik einer Taipeh-Clique, die nicht mal mehr die Mehrheit der Bevölkerung der Insel vertritt.

Und der Veranstalter NTDTV (New Tang Dynasty TV) ist ein china-destabilisierender Sender mit durchsichtigen Interessen, der aus Manhattan subversive Sendungen in das Reich der Mitte absendet -- alles im Namen propagandistisch vorgegebener „Menschenrechte“, unter Berufung auf die klassische chinesische Kultur.

Da fragt man sich schon, welches Interesse wir Europäer daran haben können, platte Propaganda gegen mehr als anderthalb Milliarden Chinesen zu fördern. Dieses so harmlos daherkommende „Chinese Spectacular“ ist kein Plädoyer für eine unerlässliche „Weltethik“: Das ist Kalter Krieg Anno 2008; das ist kein Beitrag zum Erhalt des „Weltkultur-Erbes“: das ist psychological warfare in einem Krieg, den keiner wollen kann.

Mit Auftritten der Peking Oper werden sich in nächster Zeit andere, kulturell autonome Formen chinesischer Musiktheater-Kultur in Deutschland vorstellen. Steht zu hoffen, dass dies nicht zur „Gegen-Propaganda“ verkommt!