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KOMMENTAR

Von Franz R. Stuke

15.8.2007


 
 

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Weimar gnadenlos 

„Weimar hat gewonnen, weil es sich geschlossen gewehrt hat. Anders als übrigens in Eisenach. Niemals fasst wieder eine Landesregierung das DNT an !“ (TLZ 23. 6. 07)

Das ist ein kollektiv-brutaler Coup: Weimar first ohne Rücksicht auf Verluste; Zusammenrottung aller Lokalpatrioten, Bankrott-Erklärung einer inkompetenten Kultur-Politik, Freibrief für ein Theater mittlerer Reputation, unbegriffene Auswirkungen auf die dichteste Theaterlandschaft der Welt.

Seit dem 18. Jahrhundert ist jede (Klein-)Stadt in Thüringen eine „Hauptstadt“ mit Schloss, Rathaus, Kirche und - Theater. Diese Struktur hat Feudalismus, Kaiserreich, Weimarer Republik, Nazi-Terror und DDR überstanden – seit 1990 steht diese traumhafte Theaterlandschaft unter permanenter Bedrohung.

Nun hat das Theater Altenburg-Gera mit Matthias Oldag einen akzeptablen Stand, überlebt das neu-erbaute ambitionierte Musiktheater der Landeshauptstadt Erfurt, macht das muntere Theater in Jena weiter, das traditionsreiche Meiningen hat mit der Stiftung eine Zukunft, in Rudolstadt gibt es weiterhin ein Orchester, Nordhausen zittert und hofft, das Ekhof-Theater in Gotha ist offenbar unabhängig von landesherrlicher Gnade - da bleibt das Theater in Eisenach als Opfer übrig. Hier spielen Tradition, bürgerschaftliche Interessen, identitätsstiftende Faktoren, künstlerische Reputation offenbar keine Rolle.

Aber eine Thüringer Kulturpolitik – die dem Vernehmen nach erheblich mehr Geld als Bayern für die Administration ausgibt! – weiß nichts anderes, als Weimar zu mästen und Eisenach zu meucheln. Weimar, in dem von der Kulturhauptstadt 1999 kaum Nachhaltiges geblieben ist (Goethe ist ja wohl kein Verdienst der aktuellen Politik); Weimar, dessen Musiktheater gerade mal mit einer gelungenen Walküre Furore machte; Weimar, dem nach einem inszenatorischen Luisa Miller-Fiasko ausgerechnet das Neue Deutschland die künstlerische Qualität eines Staatstheaters zusprach; Weimar, das durch die Thüringische Landeszeitung (TLZ) der omnipotenten WAZ-Gruppe hemmungslos gepuscht wird - dieses Weimar findet das Wohlgefallen der verachteten Landesregierung.

Anstatt Gelder nach regionalen Schwerpunkten, nach tatsächlichen Bedarfen, nach Publikumszuspruch, nach lokaler Identität, nach künstlerischer Bedeutung oder nach kulturellem Stellenwert zu vergeben, bedient die Thüringer Landesregierung diejenigen, die hochstapeln, intrigieren und rücksichtslos eigene Interessen unsolidarisch durchsetzen.

Armes Thüringen, liebenswertes Eisenach!

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