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Fakten zur Aufführung 

TOASCA
(Giacomo Puccini)
28. Januar 2007 (Premiere)

Landestheater Altenburg

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Große Oper - politisch-kritisch

Die Sängerin Tosca, der Maler Cavaradossi, der Baron Scarpia, der Mesner, der verfolgte Angelotti ohnehin - sie alle sind Objekte eines blutrünstigen klerikalen Systems, das alle Zeichen von Aufklärung und Individualität mörderisch bestraft.

In Matthias Oldags totalitarismus-kritischem Konzept wird der Scarpia-Assistent Spoletta zum meuchelnden Henker, zum Werkzeug der obsiegenden unmenschlichen Diktatur mit all ihrem religiösem Prunk.

Auf der Bühne agieren alle Personen in ihren fixierten Möglichkeiten, verzichten auf alle Opernklischees und lassen durch Mimik und Gestik die Ausweglosigkeit ihres Handelns überdeutlich erkennen.

Dazu „erfindet“ die Regie Oldags viele Szenen überraschend-assoziationsstarker Aktionen - wie das Werfen roter Flugblätter im fulminanten Beginn, die Skizzierung des Mesners als brutal-affirmativen Helfer der mörderischen Intoleranz, den Verzicht Toscas auf das rituelle Aufstellen von Kerzen, die Hinrichtung Cavaradossis durch den Schuss Spolettas und schließlich die mörderische Verhinderung der Tosca - Selbstopferung durch ebendiesen Spoletta, dem offenbar permanent wirkenden Henker eines religiös-fundamentalistischen Systems.

Thomas Grubers Bühne nimmt die totalitarismus-kritische Intention auf. Spielen sich die Handlungen im ersten Akt vor einem spektakulär-monumentalen römischen Grabmal ab, so beherrscht in der Scarpia-Tosca-Szene ein riesiges Aquarium mit einem schillernden Koy-Fisch die Szene. Brutal enge, ausweglose Wände bestimmen das Schlussbild. Imaginative Bühnenarchitektur und inszenatorisches Konzept finden zusammen - auch in der Traumsequenz der Hirtenszene, in der Cavaradossi sowohl seine Kindheit als auch seinen Tod imaginiert.

Lucja Zarzycka verkörpert die liebende, eifersüchtige, mutige, selbstbewusste, opferbereite Tosca mit hinreißendem Engagement - ihre Stimme fasziniert mit unverwechselbarem Timbre und schärfefreien dramatischen Höhen. Ricardo Tamura gelingen die großen Cavaradossi-Arien mit strahlendem Glanz, ohne Forcierungen und ohne schrille Nebentöne. Teruhiko Komori ist ein souverän intonierender Scarpia, der der Rolle ungewöhnlich differenzierte Töne abgewinnt. Pei-Ying Lee lässt in der Rolle des Hirten in der Traumsequenz durchaus neue Nuancen hören; und mit Gavin Taylor als Angelotti, Peter Paul Haller als Spoletta, Felix Plock als Sciarrone, Bernhard Hänsch als Mesner sind in Altenburg bemerkenswert-typgerechte Stimmen zu hören.

Das Philharmonische Orchester Altenburg-Gera lässt sich auf die Puccini-Herausforderungen ein und folgt dem emotionalisierenden Dirigat Eric Solens mit bewundernswertem Engagement.

Das voll besetzte Haus im atmosphärisch dichten Altenburger Theater folgt mit großer Anteilnahme, lässt sich auch nicht durch zwei lange Umbau-Pausen ablenken und applaudiert am Schluss eine Viertelstunde lang, steigert sich zu frenetisch-rhythmischen Ovationen für Sänger, Orchester und Regieteam. Große Oper in Altenburg – dabei beeindruckend durch eine reflektiert-kritische Präsentation! ( frs)