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OPERNNETZ SPEZIAL

Die Chance für die Stimme

 

 

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Einfach singen

Stimmausbildung - privat oder institutionalisiert? Diese Frage quält so manchen, der sich zum Singen berufen fühlt. Besser in die Obhut einer Musikhochschule begeben? Oder privat Unterricht nehmen? Opernnetz fragte Experten, die es wissen müssen, wie Sängerin und Gesangslehrerin Gudrun Boyd, Siegfried und Helga Matthus sowie Liz Mohn, Präsidentin des Internationalen Gesangswettbewerbs Neue Stimmen.

Drum singe, wem Gesang gegeben, sagt der Dichter Ludwig Uhland. Wenn das nur so einfach wäre! Vielleicht kennen Sie die Zeitungsmeldung: Zwei Polizisten klopfen bei einer Opernsängerin an, weil sie die Einsing-Übungen für Schmerzensschreie halten. Diese „Verwechslung“ zeigt für Leo Dick, Komponist und Regisseur des Musiktheaterprojektes Vox Humana – The Singing Machine, wie der Operngesang als „artifiziellste Form menschlichen Ausdrucks“ in die Nähe spontaner, ursprünglicher Lautäußerungen rückt.

Operngesang – die menschliche Stimme in Perfektion: Natur oder Kunst? Die Sängerin und Gesangslehrerin Gudrun Boyd, Dozentin an der Universität Osnabrück, beschreibt den Umgang mit der Stimme als „das Paradox entdecken“. Sie spricht von dem paradoxen Erlebnis, dass nur ein entspannter Körper die eigene Resonanz voll ausnutzen könne: „Dann ist Singen ganz leicht!“ Ihr Empfehlung: diese entspannte Spannung zulassen und neugierig sein, was dann geschieht.

Und wo lernt es sich nun besser: bei einem privaten Gesangslehrer oder an der Musikhochschule? Das Wichtigste ist ein guter Lehrer beziehungsweise eine gute Lehrerin, konstatiert Helga Matthus, Vorstandsvorsitzende des Internationalen Gesangsstudios Berlin – und schwärmt von dem italienischen Tenor Cesare Colona, der dort unterrichtet und ein „müheloses, angstfreies und gesundes, schönes Singen“ vermittelt. Als erfahrene Sängerin rät sie jungen Talenten, auch nach dem Berufseinstieg weiterhin mit einem Lehrer zusammenzuarbeiten, der die Entwicklung begleitet und darauf achtet, dass die richtigen Partien gewählt werden.

Bei einer Opernwerkstatt oder bei Gesangswettbewerben fehlt in der Regel die Zeit, um die Nachwuchssänger auf stimmliche Mängel  und Fehler hinzuweisen. Das bestätigt auch Siegfried Matthus nach seinen persönlichen Erfahrungen an der Kammeroper Schloss Rheinsberg.

Anders läuft es beispielsweise beim Internationalen Gesangswettbewerb Neue Stimmen der Bertelsmann Stiftung. Den rund 40 Operntalenten aus aller Welt gibt die Jury wertvolle Tipps in ihren Sprechstunden während der Finalwoche. Und in den einwöchigen Neue-Stimmen-Meisterkursen können die jungen Sängerinnen und Sänger unter der Anleitung weltbekannter Musiker an ihrer Stimme und musikalischen Ausdrucksfähigkeit sowie der gesanglichen Interpretation und Bühnenpräsenz arbeiten – ohne jeden Konkurrenzdruck.

Immer wieder ist in den Medien zu hören, wie große Opernstars – Beispiel Rolando Villazón – plötzlich ihre Stimme verlieren. Oft sind Überforderung oder ein Burn-out der Grund dafür, dass die Stimme weg bleibt – so wie bei der Düsseldorfer Sopranistin Alexandra von der Weth. Sie ist überzeugt, dass psychische Gründe und der enorme Leistungsdruck zu ihrer Stimmkrise geführt haben. Ihre Genesung verdankt sie der Hypnosystemischen Kommunikation, wie sie sagt. Um andere zu coachen, die ähnliche Probleme haben, gründete sie das Institut für Stimmbildung im Wuppertaler Zentrum für ambulante Medizin. „Durch die leichte Trance helfen sich unsere Klienten selbst“, sagt sie.

Auch Gudrun Boyd weist in unserem Interview darauf hin, dass die Stimme eng an die Psyche der Menschen gekoppelt ist – also abhängig von der Tagesdisposition. Daher sollte jeder Sänger seine persönlichen Vor- und Nachteile kennen, um zum Beispiel der Nervosität zu begegnen. Wichtig sei es, die Eigeninitiative und die Eigenverantwortung der jungen Talente zu fördern, damit sie nicht – wie Helga Matthus als junge Studentin – ihre Gesangsprofessoren für „Halbgötter“ halten.

Ulrike Naim, 9.1.2012

 

Der Nachwuchs gewinnt

Liz Mohn ist Präsidentin des Internationalen Gesangswettbewerbs Neue Stimmen. Sie legt Wert darauf, dass die TeilnehmerInnen eine optimale Betreuung erhalten. Weiter...


Nur die Aufgabe zählt

Gudrun Boyd ist Sängerin und private Gesangspädagogin.Sie hat einen Lehrauftrag an der Universität Osnabrück. Ihr Credo: Nimm dich selbst nicht so wichtig. Weiter...


Der Lehrer macht's

Helga Matthus gründete 2009 das Internationale Gesangsstudio Berlin. Ihr Ziel ist es, hochbegabte Sänger zu fördern. Dafür hat sie Cesare Colona gewonnen. Weiter...


Kontrolle ist wichtig

Siegfried Matthus gilt als erfolgreichster lebender Komponist. Der Künstlerische Leiter der Kammeroper Schloss Rheinsberg mahnt Verlaufs-kontrollen an. Weiter...


Sopran aus Ägypten




Die in Ägypten geborene Gesangsstudentin Ohoude Khadr berichtet im Gespräch mit Franz R. Stuke über ihre Ausbildung an der Hochschule für Musik Hanns Eisler, Berlin (5'35).


Interdisziplinäres Symposium

Winfried Adelmann hat zum interdisziplinären Symposium nach Hamburg eingeladen, um sich mit der Stimme unter möglichst vielen Aspekten zu beschäftigen. Weiter...