Kulturmagazin mit Charakter
Ruhrtriennale
Zur Eröffnung bietet Intendant Johan Simons eine eigene Regie-Arbeit. In der Reduktion auf das Wesentliche gelingt ihm ein leichter Zugang zu einem eher schwer verdaulichen Thema. Damit fasziniert er das Publikum. Ein gelungener Auftakt mit köstlich dargebotener Musik unter dem Dirigat von René Jacobs.
Um nichts Geringeres als das Fegefeuer geht es in der Uraufführung des Choreografen Richard Siegal in der Fortsetzung des letztjährig gezeigten Stücks Model. Aber auch wenn die Rahmenbedingungen im PACT Zollverein Essen stimmen, zieht sich die einstündige Performance mit viel Matsch doch deutlich in die Länge.
Auftakt einer interessanten Aufführungsserie mit hohen religiösen Integrationsidealen. In einer Moschee werden die Besucher neben hübschen musikalischen Einlagen des ChorWerks Ruhr mit Texten überflutet, dass ihnen Hören und Sehen vergeht. Fortsetzung ist geplant - dann vielleicht doch etwas moderater.
MusicAeterna, Teodor Currentzis‘ Lieblingschor aus Perm, der bereits bei der Aufführung von Alceste das Publikum beeindruckte, glänzt in der historischen Fabrikhalle der Zeche Zollern mit einem bewegenden Soloauftritt. Auch auf dem Programm steht Thomas Tallis' Meisterwerk.
Die Geniestreiche von Altmeister Karlheinz Stockhausen erklingen in der Jahrhunderthalle in ungetrübter Frische, wenn vier Orchester unter vier Dirigenten aufspielen. Bei dem Aufwand gelingt der Ruhrtriennale eine der ganz seltenen Stockhausen-Aufführungen.
Meg Stuarts weitgereistes, multimediales Spektakel kann die Spannung als Gratwanderung zwischen Banalität und Experiment trotz eines eifrigen Aktionismus nicht über die gesamte Distanz halten. Am Ende gefällt's dem Publikum dann doch, und fast alle gehen zufrieden nach Hause.
Auch bei der zweiten Eigenproduktion der Ruhrtriennale führt Intendant Johan Simons selbst Regie. Der Versuch, zwei Romane in einem musiktheatralischen Stück zu verarbeiten, wirkt kopflastig und in der weiten Halle der Zeche Auguste Victoria verloren.
Alain Platel ist von Anfang an bei der Ruhrtriennale mit Werken vertreten und begeisterte Intendanten wie Publikum. Mit seiner neuesten Choreografie, die sich mit den Stücken Mahlers aueinandersetzt, tut er sich sichtlich schwer.
Pfiffige Auseinandersetzung mit dem Hype um Cyberwelten vor magerer Publikumskulisse. Die freche Mischung aus Quasselbude, Song-Revue, Fantasy und ein bisschen Welttheater kann offenbar auch die Jugend nicht ausreichend für einen Besuch motivieren.
Grandiose Aufführung eines herausragenden Schlüsselwerks der Avantgarde aus authentischer Hand. Matthias Pintscher entlockt als Fachmann für Pierre Boulez dem Orcherster wieder die sinnlichen Seiten des Stücks.
Düsteres Multimedia-Projekt auf hohem musikalischem Niveau in dezenter szenischer Aufbereitung: Regisseur Wouter van Looy und Autor Paul Verrept stellen die Musik von Heinrich Schütz und Nikolaus Brass gegenüber.