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Fakten zur Aufführung 

TRISTAN UND ISOLDE
(Richard Wagner)
12. Februar 2005 (Premiere)

Nationaltheater Zagreb

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Wagners Rückkehr

Am Anfang von Tristan und Isolde steht die Schiffspassage nach Cornwell. Es scheint, als wäre diese symbolisch zu verstehen für die Rückkehr Wagners nach Kroatien. Über 40 Jahre wurde hier keine seiner Opern aufgeführt, bei „Tristan und Isolde“ sollten es 80 Jahre werden.

Und nun ist Wagner wieder angekommen, ja fast schon gestrandet im Kroatischen Nationaltheater, wobei der Nebel und die Mystik des Werkes sich zu vermischen scheinen mit der nasskalten, nebligen Luft Zagrebs. Dem Orchester freilich hört man es an, dass dies seine erste Begegnung mit Wagner seit langem ist. Dirigent und Intendant Mladen Tabuk prügelt sein Orchester förmlich durch die Partitur und lässt ihm wenig Raum, seinen ansonsten klaren, vollen Klang zu entfalten. Stille Momente, Zwischentöne gar lässt er kaum zu. Auch ist die Lautstärke beachtlich; man hat förmlich Mitleid mit Barbara Schneider-Hofstetter (Isolde) und Patrick Raftery (Tristan), welche aber stark gegen diese rohe Gewalt ankommen. Sie geben ein Bühnenpaar, welches gerade im ersten Akt das ständige Schwanken zwischen Verlorenheit und Liebeswahn trotz der gesanglichen Herausforderung darzustellen weiß.

Auf die speziellen landestypischen Gegebenheiten nimmt der deutsche Gastregisseur Jochen Zoerner-Erb klug Rücksicht. Er wolle den Kroaten Wagner pur präsentieren, sagte er im Gespräch, und in der Tat stellen sich die konservativen Sehgewohnheiten des kroatischen Publikums gegen schräge Regieeinfälle und plumpe Politisierung, gar von deutscher Seite. Folgerichtig findet Zoerner-Erb zusammen mit Gerd Friedrich (Bühne) schlichte, reduzierte Bilder für die Mär von Tristan und Isolde, welche trotzdem und gerade deswegen neu für das hiesige Publikum sind. Diesem Ansatz, Wagner wieder in das Bewusstsein der Kroaten zu bringen, entspricht auch der ganzheitliche Kontext, in den die Inszenierung eingebunden war. Am Vorabend sprach Bazon Brok über Wagners Untergangspathos im Goethe-Institut, und vor der Vorstellung wurden die Besucher mittels einer Talk-Show spielerisch in die Vorgeschichte der Oper eingeführt.

„Tristan und Isolde“ – das ist die große Erkenntnis des Abends – ist viel zu schade dafür, nur den vermeintlich großen Bühnen überlassen zu werden. Und das Kroatische Nationaltheater mit seinen prächtigen Goldornamenten ein viel zu schönes Haus, um es nicht mit dieser wundervollen Musik zu jenem Gesamtkunstwerk zu machen, das dem nun zurückgekehrtem Wagner immer vorschwebte. (ap)