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KOMMENTAR

von Christoph Schulte im Walde
14. Mai 2010



 

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Mit den Pfunden wuchern! (?)

Darauf können Münsters Städtische Bühnen stolz sein: seit zehn Jahren wird hier Basisarbeit geleistet. Junge Menschen erleben den ganz normalen Alltag als eigenständiges Opernorchester, lernen den Betrieb ganz hautnah und unter professionellen Bedingungen kennen. Theaterjugendorchester nennt sich das Ensemble aus Schülerinnen und Schülern im Alter von durchschnittlich 15 Jahren, die aus Münster und dem gesamten Münsterland kommen. Bei seiner Gründung bundesweit einzigartig, wird das Theaterjugendorchester inzwischen vom Staatstheater Kassel und vom Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen „kopiert“.

Die jüngste Premiere, Viktor Ullmanns Der Kaiser von Atlantis, (opernnetz-Besprechung hier) war gut besucht, aber nicht ausverkauft, die B-Premiere fand eine Woche später vor einer Handvoll Leuten im Publikum statt. Auch die folgenden Vorstellungen sind bislang sehr schlecht verkauft. Das verwundert und wirft Fragen auf. Die nach ordentlicher Werbung zum Beispiel. Ein Pressegespräch zum 10jährigen Projekt-Jubiläum im Vorfeld der Premiere? Fehlanzeige! Auftrumpfen mit der Tatsache, dass hier fundamental wichtige Jugendarbeit geleistet wird? Dessen ist man sich im Haus an der Neubrückenstraße offenbar nicht überall bewusst.

Das Theaterjugendorchester wirkt nicht erst seit diesem Jahr wie das fünfte Rad am Wagen. Das Projekt läuft irgendwie nebenher, schon bereits in der Planung. Dabei erhebt es den Anspruch, voll integriert zu sein in den Spielplan der Städtischen Bühnen. Letztendlich sind es aber „nur“ eine Handvoll Leute, vornehmlich aus dem Sinfonieorchester Münster, die das Projekt seit Jahren in Gang bringen und auch am Laufen halten. Ein unermüdlicher Einsatz für vierzig, fünfzig Jugendliche, die sich unter Anleitung der Profis auch diesmal wieder anspruchsvolle Bühnenmusik erarbeiteten, dazu ihre Schulferien opferten, riesige Fortschritte im Spiel ihrer Instrumente machen konnten, auch im Ensemblespiel, auch in Sachen Probendisziplin. Und das alles völlig freiwillig und mit enormem Spaß.

Ganz nebenbei werden hier Jugendliche erreicht, die potenziell zum Konzert- und Theaterpublikum von morgen gehören, vielleicht sogar einmal OrchestermusikerInnen werden. Kein Zweifel, dass der pädagogische Nutzen des Jugendorchesters nicht hoch genug eingechätzt werden muss.

Der Eindruck drängt sich auf, dass das Engagement der jungen InstrumentalistInnen und der gestandenen Orchesterleute des münsterschen Sinfonieorchesters nach zehn Jahren noch immer nicht wirklich Ernst genommen wird. Wer von Münsters KulturpolitikerInnen weiß eigentlich (noch) um den mehrfachen Wert und Nutzen, den das Projekt allen Beteiligten bringt? Den zehnten Geburtstag des Theaterjugendorchesters jedenfalls hat keiner von ihnen mit einem Premierenbesuch geehrt. Vielleicht wusste es von denen auch niemand. Da sind wir wieder bei der Öffentlichkeitsarbeit. Fernsehkameras, Rundfunkmikrofone, wie sie vor zehn, neun, acht Jahren regelmäßig an den Städtischen Bühnen aufgebaut wurden, fehlten auch diesmal. Ungebrochen war nur dies: das vorbehaltlose Engagement, der unbedingte Einsatz all derer, die Viktor Ullmanns Kaiser von Atlantis zu einem bezwingenden und künstlerisch völlig überzeugenden Erlebnis haben werden lassen.

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