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Fakten zur Aufführung 

LES MISÉRABLES
(Alain Boublil/Claude-Michel Schönberg)
14. Juli 2013
(Premiere am 21. Juni 2013)

Theater Magdeburg


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Großes Opern-air-Spektakel

Seit 2008 hält das Stadttheater Magdeburg im Sommer für Musicalfreunde einen besonderen Leckerbissen bereit. Dann nämlich nutzt es den Platz vor dem imposanten Dom als Kulisse für Open-air-Inszenierungen – als Auftakt stach damals Maury Yestons Titanic in See. Der Erfolg war so groß, dass die Produktion 2009 wieder aufgenommen wurde. Zum fünfjährigen Jubiläum 2013 fiel die Wahl – nach Evita, Die Schöne und das Biest und, etwas aus dem Rahmen fallend, Carmina Burana in den vergangenen Spielzeiten – auf Alain Boublils und Claude-Michel Schönbergs Les Misérables. Das Musical, das aktuell durch die Verfilmung von sich reden macht, behandelt eine Reihe von menschlichen Schicksalen zur Zeit der Pariser Barrikadenkämpfe 1832 und passt aufgrund des historischen Rahmens besonders gut in das Ambiente des Domplatzes.

Die Szenerie von Jens Kilian, die sich am englischen Globetheater orientiert, besteht aus einem zehn Meter hohen, zweistöckigen Holzgerüst mit verschiedenen, je nach Bedarf bespielten Räumen. Optisch eindrucksvoll verlängert wird die Kulisse durch die Domfassade und den Turm im Hintergrund. In diesem Ambiente inszeniert Gil Mehmert einen prächtigen, abwechslungsreichen Bilderbogen. Ihm gelingt die Balance zwischen opulenten Aufzügen, wie den Straßenbildern, den Kampfhandlungen oder dem Hochzeitsfest, und intimen Szenen. Die an die damalige Zeit angelehnten Kostüme von Dagmar Morell tragen zur stimmigen Atmosphäre bei.

Für die Besetzung bietet das Magdeburger Theater eine tolle Mischung aus Stars der deutschen Musicalszene, Nachwuchskräften und Ensemblemitgliedern auf. Thomas Borchert, der die Hauptrolle seit 15 Jahren im Repertoire hat, setzt seine ganze Erfahrung und Persönlichkeit für den Jean Valjean ein, verbunden mit einer bemerkenswerten Bandbreite von stimmlichen Nuancen. Sein Gegenspieler Javert ist bei Markus Liske gut aufgehoben, auch wenn er es in den Duetten in punkto Ausstrahlung noch nicht mit seinem Kollegen aufnehmen kann. Bettina Mönch, ebenso arriviert wie Borchert, macht aus den nur relativ kurzen Auftritten der Fantine großes, anrührendes Theater. Ihr intensiv gesungener Song I dreamed a dream, einer der Hits des Stückes, gerät zu einem frühen Höhepunkt der Aufführung. Oliver Arno stattet den Marius mit all jenen Attributen aus, die man sich bei einem jungen Revolutionär vorstellt und überzeugt mit jugendlicher Leidenschaft, natürlichem Ausdruck und nicht zuletzt Attraktivität. Als seine Geliebte Cosette macht Julia Lißel eine anmutige Figur, auch wenn ihr hoher Sopran stilistisch eher im Opernfach als im Musical zu Hause ist. Große Präsenz zeigen die Ensemblemitglieder Peter Wittig und besonders die enorm stimmkräftige Gabriele Stoppel-Bachmann als Ehepaar Thénadier. Die darstellerische Krone aber gebührt Christina Patten. Durch ihre anrührende Gestaltung und charaktervolle Stimme verleiht sie der Eponine eine Glaubwürdigkeit, die zu Herzen geht. Der durch die Magdeburger Singakademie verstärkte Opernchor des Theaters ist mit voller Sanges- und Spiellust bei der Sache.

Der Dirigent Herrmann Dukek sorgt für eine souveräne Koordination zwischen den seitlich postierten Magdeburger Philharmonikern und dem Ensemble. Dass der Orchestersound manchmal etwas verhalten klingt, mag an der technischen Aussteuerung liegen. Das Publikum, darunter viele Besucher von außerhalb und etliche Fans der Stars, jubelt ausgiebig. Für die nächste Open-air-Saison ist die Rocky Horror Show angekündigt.

Karin Coper

Fotos: Nilz Boehme