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Fakten zur Aufführung 

SIEGFRIED
(Richard Wagner)
26. Oktober 2012
(Premiere)

Pfalzbau Ludwigshafen


Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

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Ein Held zeigt Brust

Ohne Zweifel, dieser Siegfried von Andreas Schager ist eine Entdeckung. Der Tenor, aus dem lyrischen Fach entsprungen, ist von der Erscheinung her ein strahlend-naiver jugendlicher Held, wie man ihn sich wünscht. Er zeigt sogar einen trainierten Waschbrettbauch. Gut so; das Wagner-Fach indes hat er noch nicht völlig verinnerlicht, denn er verfügt zwar über ein stets präsentes Forte, doch darunter viel silbenbetonten Gesang, dem manchmal die bindende Linie fehlt und an einigen Stellen, etwa in der Waldvogel-Szene, der Schmelz. Aber: Schager hat ein riesiges Potenzial und es ist schon erstaunlich, wie er die Siegfried-Partie ohne jeden Substanzverlust über fünf Stunden durchzieht.

Die Rede ist vom Ring-Projekt, das Hansgünther Heyme in Kooperation des Opernhauses Halle mit dem Pfalzbau Ludwigshafen, dessen Hausherr er ist, wagt und – so die bisherige Erkenntnis nach drei Abenden, gewinnt. Beim Siegfried hatte Ende April das Opernhaus Halle die Premieren-Führerschaft, über die an dieser Stelle schon ausführlich berichtet wurde. In Ludwigshafen wechselt Karlheinz Steffens am Pult zur Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz; das - überwiegende - Konzertorchester spielt jetzt sehr genau, allerdings will sich die umhüllende Intensität, also jener spezifische Wagner-Sound, noch nicht einstellen.

Nicht so stark agiert dieses Mal Lisa Livingston als Brünnhilde. Ganz in Weiß, die Brautnacht naht, hat sie hochdramatische Farben parat, die sehr für sie einnehmen, allerdings durch viel, zu viel Vibrato wiederum an Glanz verlieren. Als Waldvogel darf in Ludwigshafen Sophie Klußmann in die Höhe schweben; ihre hellen Koloraturen werden der Figur gerecht. Ralph Ertel als Mime hat mehr zu bieten als „nur“ einen Spieltenor, Gérard Kim ist ein intensiver „Wanderer“ mit einer Baritonstimme, die auch warme Farben bietet; der Alberich von Gerd Vogel zeigt Charakter, der Fafner von Christoph Stegemann dunkle, ja verzweifelte Mimik. Sehr für sich nimmt Deborah Humble als Erda ein, denn ihr Alt ist weniger erdenschwer, als schön ausgesteuert.

Hansgünther Heyme ist ein ewig junger und feuriger Theatermann mit immer gesellschaftspolitischem Anspruch. Bei seinem Ring-Projekt, das er keinesfalls als sein Opus magnum verstanden wissen will, sondern als Station zu weiteren Großtaten, ist es ihm gelungen, Jugendliche über Begleitprojekte einzubinden und die Bürgerschaft zu begeistern. Auch das Merchandising mutet ganz witzig an, vom Ring-Sticker am Revers bis zum Ring-Bier-Sixpack.

Aufs Finale, die Götterdämmerung, freut sich das Publikum.

Eckhard Britsch

Fotos: Gert Kiermeyer