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Fakten zur Aufführung 

DON GIOVANNI
(Wolfgang Amadeus Mozart)
7. Dezember 2012
(Premiere)

Deutsche Oper am Rhein, Düsseldorf


Points of Honor                      

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Mut zur Jugend

Wolfgang Amadeus Mozart war immerhin schon einunddreißig, als sein Don Giovanni uraufgeführt wurde. Der Don Giovanni in der Übernahme-Premiere der Deutschen Oper am Rhein von Duisburg nach Düsseldorf ist gerade mal 26 Jahre alt. Damit verfolgt Generalintendant Christoph Meyer seine Strategie weiter, junge Leute früh in die Verantwortung zu nehmen und ihnen mehr zuzutrauen, als andere sich das wagen. Einerseits geben ihm die jungen Leute immer wieder Recht, indem sie blitzsaubere Leistungen hinlegen, andererseits verweisen Kritiker darauf, dass solch frühe Verantwortung sich in späteren Jahren räche. Don Giovanni immerhin ist ein Frauenheld, und das ist man in der Regel nicht mit 40+, sondern wenn das Testosteron bis in die Haarspitzen schießt, als Teenager also. Und es funktioniert – größtenteils.

Als Kooperation mit der Tokyo Nikikai Opera Foundation angelegt, hat Karoline Gruber eine sperrige Inszenierung verantwortet, die im Bühnenbild von Roy Spahn und mit den Kostümen von Mechthild Seipel durchaus schon in Duisburg kontroverse Diskussionen auslöste. So funktioniert auch in Düsseldorf einfach nicht, dass ein Holzkreuz sich in einen steinernen Mann verwandelt. In Düsseldorf tritt eine komplett andere Besetzung an. Und das ist nicht nur gut so.

Mit seinen 26 Jahren hat Richard Šveda sicher noch nicht die markante Reife, um einen Don Giovanni in voller Wirkung auf die Bühne zu bringen. Das kann keiner verlangen. Aber er überzeugt vor allem, nachdem die Anfangsschwierigkeiten überwunden sind, mit seiner natürlichen und souveränen Spielweise. Warum andeuten, was man auch tatsächlich erledigen kann? Wenn man von einem Naturtalent sprechen will, hat man in Šveda sicher eins gefunden. Schmerzhaft bewusst wird das Fehlen von Olesya Golovneva, die in der Duisburger Aufführung die Donna Anna mit schier unglaublicher Intensität gesungen und gespielt hat. Da ist Liana Aleksanyan Welten entfernt, wenn sie die Hörer mit ihrem Gesang langweilt. Ebenfalls nicht am Zenit ihrer Fähigkeiten angelangt ist Brigitta Kele als Donna Elvira. Schauspielerisch erfrischend, treibt ihr Sopran kurz und schnell in die Höhe, ohne wirkliche Strahlkraft zu entwickeln. Das hat sie bei verschiedenen anderen Veranstaltungen schon ganz anders gezeigt. Eine wahre Freude hingegen Don Ottavio, den Jussi Myllis im tenoralen runden Klang in das Zentrum der Handlung treibt, in dem man den Ottavio in Duisburg nicht erlebt hat. Günes Gürle hingegen überzeugt zwar im Schauspiel, bleibt aber im Gesang weit hinter den Erwartungen zurück. Seinem Bassbariton fehlt die Differenzierung, und wenn es nach unten geht, wirkt es auch schon mal gepresst. David Jerusalem hat solche Schwächen längst hinter sich, darf hier mal richtig spielen, muss aber aufpassen, dass er nicht der „Weinerliche“ wird. Als Masetto macht er jedenfalls alles richtig. Begeisternd an diesem Abend ist Iulia Elena Surdu, die als Zerlina ganz wunderbar spielt und singt. Hans-Peter König überstrahlt sie alle als Ältester und Erfahrenster, wenn er den Komtur mit einer unglaublichen Souveränität auf die Bühne bringt. Zwar ist er nur kurz zu erleben, aber dafür umso eindrucksvoller. Chapeau!

Der Chor der Deutschen Oper am Rhein erlebt in der Einstudierung von Gerhard Michalski einen kurzen, aber eindrucksvollen und stimmigen Auftritt. Friedemann Layer verlangt den Düsseldorfer Symphonikern mit langjähriger Routine und Begeisterung alles ab, erreicht aber nicht ganz die Brillanz der Duisburger Symphoniker. Bei den Rezitativen überzeugt Matthew Ottenlips am Hammerklavier.

Das Publikum bedankt sich freundlich, aber nicht überwältigt, für den Abend. Bei der öffentlichen Premierenfeier bleiben noch Sitzplätze frei.

Michael S. Zerban





Fotos: Hans Jörg Michel