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Fakten zur Aufführung 

DON PASQUALE
(Gaetano Donizetti)
28. Mai 2015
(Premiere)

Teatro Verdi Trieste


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Traditionell verstaubt, ohne Charme und Esprit

Es kommt zwar immer seltener vor, ist aber durchaus legitim, dass Opern im Stil jener Zeit, für die sie bestimmt und geschrieben wurden, inszeniert werden und auch entsprechend ausgestattet werden. Am ehesten passiert das noch in Italien, wo immer wieder an „traditionellen“ Inszenierungen festgehalten wird. So geschehen auch diesmal in Triest bei Gaetano Donizettis Don Pasquale. Hier am Teatro Verdi sieht man ein traditionelles, klassizistisch, etwas verstaubt anmutendes Bühnenbild von Susanna Rossi Jost: Teile von umgestürzten Säulen, einen altmodisch holzvertäfelten Salon samt Bibliothek oder eine Hausfassade. Die Protagonisten wie auch der Chor sind in historisierte, aber durchaus ästhetische Kostüme von Roberta Guidi di Bagno gesteckt.

So weit, so gut. Nur muss es nun auch einem Regisseur gelingen, diesen Raum mit prallem Leben zu erfüllen. Dafür würde sich gerade die Geschichte dieser komischen Oper aus 1842, der drittletzten des damals schon reifen, italienischen Vielschreibers über den getäuschten, eigenbrötlerischen  alten Casanova, der auf seine alten Tage gern noch ein junges Mädchen ehelichen möchte, ideal eignen. Aber so wie jetzt am Teatro Verdi will man Oper generell eigentlich heute nicht mehr sehen: War die kürzlich gezeigte Neuproduktion des Don Pasquale an der Wiener Staatsoper vielleicht doch zu sehr verblödelt, so scheint Regisseur Stefano Vizioli hier in Triest überhaupt der Humor zu fehlen. Ziemlich zäh, meist statisch, ohne besondere, witzige Ideen und vor allem ohne mitreißenden Esprit wird der Plot abgewickelt. 

Spritzigkeit ist auch etwas, was dem Titelheld fehlt: Denn Andrea Concetti singt zwar mit kernigem Bariton, ist aber ein ziemlich blasser, sehr hölzern agierender Don Pasquale, weit entfernt von einem buffonesken Typen. Hingegen kann Mihaela Marcu als quirlige und kokette Norina mit ihrer klaren, hellen Stimme und ihren sauberen Koloraturen punkten. Giorgio Misseri singt mit seinem kleinen, höhensicheren Tenor einen schmachtenden Ernesto. Deliziös und eloquent ist Federico Longhi als Doktor Malatesta zu erleben, unauffällig Giuliano Pelizan als Notar. Homogen und nicht immer im Einklang mit dem Graben singt der Chor des Hauses, der von Paolo Vero einstudiert wurde.

Dort wirkt Hirofumi Yoshida, dem es auch nicht gelingt, die Musiker zu Esprit oder gar zu Charme zu animieren: Mit todernster Miene, den Kopf meist in der Partitur vergraben und selten die Sänger führend, erlebt man das Dirigat des Japaners. Zwar wird, abgesehen von einigen Missverständnissen mit der Bühne, im Orchester des Teatro Verdi durchaus akkurat musiziert, das orchestrale Funkeln oder gar Kichern, die duftige Leichtigkeit oder gar Italianità wird man vergeblich suchen.

Das kaum kichernde Publikum im nicht vollen Haus sieht das offensichtlich ähnlich, denn es spendet nur mäßigen Applaus.  

Helmut Christian Mayer

 







Fotos: Fabio Parenzan