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Fakten zur Aufführung 

DER ROSENKAVALIER
(Richard Strauss)
28. August 2015
(Premiere am 1. August 2014)

Salzburger Festspiele,
Großes Festspielhaus


Points of Honor                      

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Vollendete Töne und ästhetische Eleganz

Es gibt doch tatsächlich Opernproduktionen, die reifen wie ein edler, alter Rotwein. Der Rosenkavalier von Richard Strauss bei den Salzburger Festspielen ist so ein seltener Fall. Sie war nicht nur die beste und rundum gelungenste szenische und musikalische Opernaufführung des letzten Festspielsommers, sondern wirkt bei der diesjährigen Wiederaufnahme noch besser, noch ausgereifter, ja schlichtweg vollendet.

Das liegt nicht nur an der Auffrischung der Inszenierung von Harry Kupfer, an der der Regie-Altmeister, er feiert heuer seinen 80. Geburtstag, nochmals selbst Hand angelegt hat: Immer am Puls der Musik, immer voll Poesie zeigt er die Vergänglichkeit der Zeit mit faszinierenden, sinnlich-dichten Mitteln. Die populärste aller Strauss-Opern hat er ohne jegliche Striche jetzt bei der Wiederaufnahme noch ausgefeilter in Szene gesetzt. In dem schon bekannten, ungemein ästhetischen Ambiente zur Zeit ihrer Entstehung sieht man wieder die bestaunte Bühne, die Hans Schavernoch mit viel Liebe zum Detail, mit viel Glas, Marmor und Jugendstilmöbeln aus der Jahrhundertwende, aus dem Fin de siécle, erdacht hat und die prachtvollen Kostümen aus ebendieser Zeit von Yan Tax. Dahinter werden Wiens imperiale Prachtbauten der Ringstraßenzeit projiziert, die durch Überblendung je nach Örtlichkeit wechseln. Davor stehen einzelne Versatzstücke, die sich wie von Geisterhand bewegen. Die riesige Breitwandbühne des Großen Festspielhauses wird von Kupfer gekonnt mit großer Vitalität ausgefüllt. Er versteht es, Massen zu führen und mit Leben zu erfüllen, wie auch die vielen intimen Szenen mit einer ungemeinen Ideen- und Detailvielfalt anzureichern.

Exquisit wie im Vorjahr sind die Sänger: Krassimira Stoyanova ist wieder eine wunderbar elegante Feldmarschallin. Sie singt diese Figur mit gepflegter Kultiviertheit, wunderbaren Farben und Legato-Bögen wie auch großem Tiefgang. Noch besser und ausgefeilter als im Vorjahr gestaltet Günther Groissböck den Ochs von Lerchenau. Der erst 39-jährige Niederösterreicher spielt den Baron nie derb, aber unsympathisch und setzt dafür seinen sehr kultiviert geführten, weichen Bass ein. Sophie Koch ist ein frischer Oktavian mit prachtvollen, blühenden Lyrismen. Neu ist heuer Golda Schultz als Sophie, die diese Rolle erstmalig am Stadttheater Klagenfurt 2013 und dann in München gesungen hat, mit feinem, silbrigem Sopran und herrlicher Natürlichkeit. Faninal ist mit Adrian Eröd wunderbar und ideal besetzt, Silvana Dussmann ist eine intensive Leitmetzerin, Wiebke Lehmkuhl eine spielwitzige Annina, etwas blass hingegen ist Rudolf Schasching als Valzacchi, zu manieriert wirkt Andeka Gorrotxategi als Sänger. Noch von größerer kerniger Stimmkraft als im Vorjahr ist Tobias Kehrer ein luxuriös besetzter Polizeikommissar. Makellos, ausbalanciert und spielfreudig agieren der Wiener Staatsopernchor und der Salzburger Festspiele-Kinderchor.

Kammermusikalisch transparent, feinsinnig und detailreich erlebt man die Wiener Philharmoniker unter Franz Welser-Möst. Er lässt den Musikern viel Raum, ihren weichen Wohlklang, die gebrochene Walzerseligkeit und Melancholie wie auch den berührenden Charme der genialen Musik auszuleben.

Fazit: Eine zu recht bejubelte Aufführung.

Helmut Christian Mayer

 

Fotos: Monika Rittershaus