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Fakten zur Aufführung 

AIDA
(Giuseppe Verdi)
22. Februar 2005
(Premiere: 26.1.05)

Operaen Holmen Kopenhagen
(Det Kongelige Teater)

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Kommentar "Das neue Opernhaus"

 

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Kostümiertes Konzert

Eine Oper „im Haus des reichsten Mannes von Wien“, Strauss/Hofmannsthal ironisierten das Desaster in Ariadne auf Naxos. In der neuen Operaen Holmen, „allen Dänen“ vom milliardenschweren Moller geschenkt, geschieht ähnliches mit der „Aida“: pseudo-repräsentativ reduziert sich das monumentale Werk auf Dekorationen, Verkleidungen, Attitüden – irgendwie orientalisch, ohne Faszinationskraft, ohne mythische Geheimnisse, ohne archaische Emotionen.

Mikael Melbyes Szene und Regie sind Dokumente konventioneller Einfallslosigkeit: Dekorationen wie bei einer Orient-Party; Verkleidungen (Kostüme von Louise Beck) wie bei einer Orient-Party; darstellerische Starre wie bei einer Orient-Party – maximal drei Gesten gehören zum Repertoire, Attitüden eben.

Giordano Bellincampo intoniert mit der durchaus spielfreudigen Kongelig Kapel einen undifferenzierten populistischen Verdi-Sound, der bisweilen an Brutalität grenzt, doch in den lyrischen Passagen (Duett in der Nil-Szene) auch Sensibilitäten vermitteln kann.

Gitta-Maria Sjöberg versöhnt mit fein differenziertem Sopran voller Wärme und Seelenkraft als Aida für die Qual der Szene: man schließt die Augen und erlebt Verdis Ingenium im Mitleiden mit den tragischen mythischen Liebenden. Anette Bods Amneris wirkt wie eine verkleidete Salondame und vermag den Schattierungen nur selten gerecht zu werden. Jon Ketilsson verleiht dem Radames durchaus tenorale Statur, doch fehlt das Charisma der strahlenden Höhen und bezwingenden Legatobögen, so wie der Amonasro John Lundgrens allein durch elementare Kraft beeindrucken will. Insgesamt ein stimmlich ansprechender Abend (auch mit dem kompetenten Kongelige Operakor), der mit arrogant-überheblichen Verrissen in deutschen Feuilletons schmählich ungerecht abgewertet wurde.

Das Kopenhagener Publikum, erschöpft nach vier Stunden Aida mit zwei Pausen und endlosen Umbauten, mag die Aufführung: 1700 Plätze sind für alle zwanzig Vorstellungen ausverkauft! Die Neugierde ist groß, die Freude über das phantastische Haus ist spürbar (auch die 40000 Karten für Führungen durch das architektonische Glanzstück à 27 Euro (!) sind vergriffen. Die Ansprüche werden allerdings steigen; die Aida war eben der Besuch einer Oper nach dem Geschmack des reichsten Mannes von Dänemark. (frs)


Fotos: © Det Kongelige Teater