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Fakten zur Aufführung 

TOSCA
(Giacomo Puccini)
23. Januar 2008
Premiere: 10. Januar 2008;
Premiere in Darmstadt:
20. Oktober 2006

Theater Heilbronn


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Junta-Gewalt

Philipp Kochheim inszeniert Tosca zu Zeiten der Pinochet-Junta – und selten wurde auf einer Bühne Staatsterror, brutale Gewalt, gesellschaftliches Elend und menschliche Qual in solch beklemmender Intensität gezeigt. Sadistisches Handeln, gnadenlose Brutalität werden in erschreckenden Details demonstriert, verletzen jedoch niemals die Grenzen zivilisierter Dezenz.

Uta Finks Bühne ist Cavaradossis Foto-Atelier im klandestinen Hinterhof, ist das hermetische Hauptquartier und Überwachungszentrum der Junta, ist das Santiago-Stadion – Gewalt ausstrahlend, Unterdrückung intensivierend.

Das Darmstädter Ensemble setzt diese Vorgaben in bezwingendem Spiel um – singt mit höchster Emotionaliät und konzentrierter Gesangskunst. Sina Scheckers Seufzer-Lied wirkt verzweifelt-retardierend, Marcus Durst ist als Spoletta ein sadistischer Scherge von erschreckender Realität, Luiz Molz gibt den „Hausmeister“ (üblicherweise der Sakristan) als devoten Knecht der Gewalt, Hye Soo Sonns Angelotti ist der verzweifelt-flüchtende Widerstandskämpfer. Mit Tito You agiert ein zynisch-gewalttätiger Scarpia, trumpft auf mit einem brutal-voluminösen Bassbariton, verleiht seiner Stimme erregende Zwischentöne. Zurab Zurabishvilis Cavaradossi vibriert vor innerer Spannung, zaubert innige lyrische Klänge, lässt strahlende Töne der Hoffnung hören, eindrucksvoll in Lyrik und Dramatik. Anja Vincken gibt der Tosca enorme Wandlungsfähigkeit, beeindruckt mit glänzenden Höhen und bewegt durch eine hoch ausdrucksstarke Mittellage! Chor und Kinderchor der Darmstädter Oper sind darstellerisch präsent und vermitteln grandiosen kollektiven Gesang.

In Heilbronn spielt Das Preußische Kammerorchester Prenzlau, ein in Westdeutschland bislang wenig präsenter Klangkörper. Doch die Puccini-Interpretation – im Zusammenspiel mit der so emotionenträchtigen Bühne - ist geradezu sensationell. Frank Zacher hat die Sänger permanent im Blick, leitet das reaktionssichere Orchester als gehe es um Filmmusik - nur: da wird nichts aufgezeichnet, da gilt die momentane Präsenz. Und da geht es auch um die so kontrastreiche Puccini-Musik – und da gewinnt das Orchester begeisternde Statur: balsamierend in den Streichergruppen, dramatisch aufbäumend die Bläser, nahezu perfekt im Zusammenspiel.

Das Heilbronner Publikum ist durch kontinuierliche Übernahmen bemerkenswerter Opern-Inszenierungen „eingeweiht“ (vgl. dazu unser backstage) , reagiert aber zunächst einigermaßen geschockt, um sich dann auf das ungemein spannende Geschehen einzustellen. Beklommen-nachhaltige Zustimmung ! (frs)