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Fakten zur Aufführung 

ERWIN, DAS NATURTALENT
(Mike Svoboda)
5. Dezember 2009
(Premiere: 4. Dezember 2009)

Ballhof eins
Staatsoper Hannover


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Opern-Comedy

Volker Kriegels muntere Geschichte vom Erwin mit der Tröte ist Basis für Mike Svobodas „Oper“ – in Hannovers Ballhof wird daraus eine Opern-Comedy als lustiges Unterhaltungsspektakel.

In Heidi Mottls Inszenierung herrscht der Spaß an der Freud’, „Sinnsuche“ ist nicht angesagt. Der Insulaner Erwin wird im Irgendwo entdeckt, macht Karriere mit seinen zunächst wortlosen Liedern, wird im showbizz kommerziell verramscht, kehrt auf seine Insel zurück. So etwas wie ein Candide der Moderne – reduziert auf platte Comedy-Attitüde. Die Regisseurin lässt die DarstellerInnen schauspielerisch allein, überlässt sie offenbar den eigenen Intuitionen – und vermag auch dem munteren „Projektchor“ nicht mehr als standardisierte Bewegungen zu vermitteln.

Friedrich Eggerts Bühne mit von Palmen bestandener Insel und imitierter Show-Bühne sowie die Südsee karikierenden Kostüme nähern sich bedenklich des gefürchteten sterilen Opern-Humors: bunt, aber nicht farbig.

In kleiner Besetzung lassen sich die Musiker des Niedersächsischen Staatsorchesters unter Andrea Sangueneti eher „akademisch“ auf die persiflierende Komposition Mike Svobodas ein – technisch perfekt im wechselnden Zusammenspiel, bisweilen wunderbar illustrierend mit Einzel-Instrumenten (die Holzbläser!) – aber ohne wirklichen Spaß an den verblüffenden Spielereien mit den so dialektisch zitierten Musik-Stilen zu vermitteln.

Olivia Stahn gibt dem Erwin variantenreiche Stimme, demonstriert stimmliche Agilität, verbleibt darstellerisch aber in standardisierten Klischees. Roland Wagenführer wechselt vom professoral-autistischen Forscher zum Show-Impresario bis zum bekehrten Retter des Natürlichen – stimmlich souverän, darstellerisch steif. So wie Dorothea Maria Marx als Amalia-Bernadette mit prima Koloraturen brilliert, in der szenischen Gestaltung aber in exaltierter Gestik verbleibt. Und so ist es mit dem gesamten Ensemble – stimmlich wie in Recitals konzentriert, im Bühnenhandeln unbeholfen.

Bewundernswert das in großer Mehrheit kindliche und jugendliche Publikum (darunter viele Freunde der Mitglieder des Projektchors!) – aufmerksam das Geschehen verfolgend, das emotionalisierende Singen als gegeben hinnehmend, die ermüdenden 80 Minuten diszipliniert durchhaltend.

Franz R. Stuke

(In Bielefeld kam Erwins Geschichte im Januar 2008 auf die Bühne - opernnetz-Rezension hier)








Fotos: Staatsoper Hannover