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Musik und Gesang
Klaus Weise entdeckt mit dem fantastisch aufspielenden Orchester des Opernhauses
Halle einen ungemein sensiblen Wagner-Klang, ohne schwülstigen Gefühlskitsch,
ohne einschläfernden Klangbrei - dafür mit luziden Instrumentengruppen,
mit differenzierten Streichertutti, mit zurückhaltendem Blech. Ein bemerkenswertes
Ereignis, das hoffentlich viele Nachahmer finden wird!
Die Hauptrollen sind ebenso klischeefern besetzt: Ulrike Schneiders Brangäne
beeindruckt durch klare Dosierung ihres hellen Mezzos bei den "Rufen";
Graham Sanders vermittelt einen juvenil-erschütternden Tristan, strahlend
in den Höhen, feinfühlig in der Mittellage; und als Ereignis stimmlicher
Variationsmöglichkeiten: Kirsi Tiihonen mit kräftigem unverwackelten Forte,
dunkel gehauchten Tiefen und nuancenreichem Strom der gedämpften Leidenschaft.
Mit Jürgen Trekel als Marke und Johann Werner Prein als Kurvenal sind
in Halle bewährte Kräfte zu hören.
Die reduzierte Bühne Peter Sykoras setzt auf bildmächtige Symbole: ein
Bugspriet im ersten, Fachwerksäulen im zweiten, elementare Trümmer im
dritten Akt, dahinter ziehende Wolken auf dem Hintergrund-Prospekt.
René Kollos Regie beschränkt sich auf die optimale Positionierung der
Sänger, lässt aber keine intensiven Erlebnisse großer Emotionen zu - und
wenn, dann durch das großartige Singen Kirsi Tiihonens im Schlussbild.
Konzeptionell blutarme "Regie-Ideen" wie die Allgegenwart von "Menschen"
während des gesamten Geschehens - sie schalten während der Liebesnacht
nach Erlöschen der Fackel ihre Lampen ein - legitimieren den großen Tenor
nicht als durchschlagende Regie-Hoffnung.
In Halle ist ein kulturell-ambitioniertes Publikum zu erleben: aufmerksam,
kenntnisreich, den Applaus am Schluss gerecht verteilend. Eine glückliche
Atmosphäre! (frs)
Kommentar:
"Der Tenor und die Regie"
Karten unter (0345) 20 50 222 |
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