Fundus   Kommentar    Backstage     Medien     Medientipps     Kontakt     Impressum    Wir über uns  
   Dossier    Kleinanzeigen     Links     Facebook     Partner von DuMont Reiseverlag  
     

Fakten zur Aufführung 

DER BARBIER VON SEVILLA
(Gioacchino Rossini)
24. Januar 2005 (Premiere)

Musiktheater im Revier (Gelsenkirchen)


Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Chat-Faktor


Rezensionen-Archiv

Aufführungen nach Name
Aufführungen nach Ort


Links

Backstage: "Unmittelbaren Zugang zum Werk finden"

 

zurück       Leserbrief

Spielfreudig, ideenreich

Italienische Opern in deutscher Sprache aufzuführen, ist eher unüblich geworden. Doch hier entschieden sich Regisseur und Dramaturgie, den italienischen Originaltext nur partiell einzusetzen und stattdessen eine vorwiegend deutsche (zeitweise auch mit englischen Elementen versehene) Neuübersetzung zu wagen. Diese Maßnahme war auch notwendig und funktionierte deshalb so gut, weil das gesamte Regiekonzept ein Textverständnis des Publikums zur Grundvoraussetzung machte. Übertitel wären hier keine Alternative gewesen, denn das Spiel mit der Sprache spielt in Timothy Colemans Inszenierung eine nicht unwesentliche Rolle. Sein Ideenreichtum ist dabei unerschöpflich (das Programmheft sieht die Handlung als Abfolge spielerischer Situationen).

Im kleinen Haus des Musiktheaters im Revier agieren die Darsteller auf einer Bühne (Matthias Nitsche), die weit in den Zuschauerraum hinein ragt und somit eine größtmögliche Nähe zwischen Publikum und Szene garantiert. Rosinas Allgegenwärtigkeit wird auch durch die Utensilien vermittelt: Ein überdimensioniertes Korsett symbolisiert Dr. Bartolos Haus, in dem dessen Mündel Rosina wie eine Gefangene lebt; dazu ein knallrotes Lippensofa und ein riesiger Lippenstift als Schrank.

Coleman kann sich dabei auf ein ausgesprochen spielfreudiges Ensemble verlassen, das auch durch sängerische Qualitäten besticht. Nyle P. Wolfe gibt einen kraftvollen Figaro, Joachim Gabriel Maaß lebt in seiner Rolle als Bartolo regelrecht auf. Tenor Mark Adler hat als Almaviva zunächst erhebliche Probleme in den Höhen, steigert sich dann aber zu einer beachtlichen Leistung. Anna Agathonos (Rosina) ist bisweilen ein wenig zu durchdringend, könnte sich an manchen Stellen etwas mehr zurückhalten. Ebenso überzeugend: Nicolai Karnolsky als Basilio und Moriko Ogawa-Yatake als Marcelline. Ein Kompliment gilt auch dem Chor (Leitung Nandor Ronay), der geschickt in das Geschehen integriert wird. Keine Frage: Es ist einfach nur köstlich, die turbulenten Bühnenaktionen zu verfolgen.

Die Neue Philharmonie Westfalen begleitet unter der Leitung von Kai Tietje dezent in sicherem Zusammenspiel mit den Sängern.

Das Publikum zeigte sich nicht nur am Ende begeistert. Die Aufführung selbst wurde aufmerksam verfolgt, der Sprachwitz mit den entsprechenden Lachern und die Arien und Duette mit viel Beifall bedacht. (cd)


Karten unter (0209) 40 97 200


Fotos: © Rudolf Finkes