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Fakten zur Aufführung 

LOUISE
(Gustave Charpentier)
20. Februar 2010
(Premiere Düsseldorf:
17. Februar 2010;
Premiere Duisburg:
27. September 2008)

Oper Düsseldorf
Deutsche Oper am Rhein


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Liebe - Ein Klischee

Anderthalb Jahre nach der Premiere in Duisburg wirkt Christof Loys ironisierend-distanzierte Inszenierung wie aus der Zeit gefallen: Die lustvoll karikierte Situation des Kleinbürger-Milieus verfehlt zu Zeiten existenzieller Bedrohung ihr Ziel, wirkt nachgerade zynisch.

Loys naturalistisch typisierendes Inszenierungs-Konzept mit dem Handlungsraum des transitorischen Ambientes mit Einbrüchen surrealer Kollektiv-Szenen und pseudo-psychologisierender Personen-Charakterisierung stößt offenbar an die Grenzen bedeutungsvermittelnden Musiktheaters.

Wenn es Charpentier um sozialkritische Auseinandersetzung mit den kleinbürgerlichen Moral-Vorstellungen unter den Bedingungen im militärisch geschlagenen Paris nach 1871 ging, um die quälenden Besitzansprüche unbegriffen domestizierender Familien, dann wird in Loys Inszenierung dieser Konflikt zum spöttischen Spiel über die Dusseligkeit der „nicht leistungswilligen“ Looser - Westerwelles Aggressivität lässt grüßen!

Von dieser sicherlich nicht beabsichtigten Nähe zur verbiesterten neoliberalen Ideologie mal abgesehen: Der Loysche Inszenierungs-Duktus mit den dekonstruierend-realistischen Elementen wirkt antiquiert, vermittelt keine ästhimierenden Impulse, scheitert am Problem der Nicht-Faszination durch die klischeehafte Präsentation des Immer-Gleichen: Immer wieder die gleichen Situationen mit den immer wieder gleichen Attitüden - das nervt!

Axel Kober leitet die Düsseldorfer Symphoniker zu einem phantastisch klangschön-differenzierendem Spiel, akzentuiert sowohl die lyrischen Passagen in all ihrem Schmelz als auch die „neuen Klänge“ Charpentiers mit ihren sozialkritischen Verwerfungen.

Das Düsseldorfer Ensemble vermittelt nachgerade hinreißend die ambivalenten Gefühlswelten der Protagonisten: Die hingebungsvoll agierende, stimmlich emotionsgeladene Sylvia Hamvasi als Louise; Sergej Khomov als differenziert phrasierender Julien; Sami Lutinens Pere mit strenger Attitüde; Marta Marquez als durchaus reuige Mere mit ihrem kraftvoll-ausdrucksstarken Mezzo!

Erstaunlich allerdings, wie Teile des Düsseldorfer Publikums ihre Virtuosität in Sachen Husten erproben, wie das Knarzen der Stühle mittels körperlicher Verrenkungen getestet wird; und für wie unentbehrlich viele Paare das Austauschen spontaner Eindrücke halten. Aber: Da gibt es die eher jungen Bravos, und die generell aufmerksame Gespanntheit zum durchaus nachdenkenswerten Bühnengeschehen und der großartigen Musik!

Franz R. Stuke

(Die opernnetz-Besprechung aus Duisburg finden Sie hier)

 









Fotos: Eduard Straub