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Fakten zur Aufführung 

AIDA
(Giuseppe Verdi)
17. Oktober 2009 (Premiere)

Staatstheater Darmstadt


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Orden glänzen auf der Brust

Koproduktionen sind angesagt. Im Idealfall sparen sie den Partnern Kosten, bündeln hingegen deren geballte künstlerische Kompetenz zu einer brisanten Ladung, die logistische Probleme dagegen als gering erscheinen lässt. Doch der Idealfall tritt selten ein, weil er im Tagesgeschäft eher zerrieben als befördert wird. Die Aida-Produktion der Theater Darmstadt und Chemnitz macht denn auch eher den Eindruck des kleineren gemeinsamen Nenners, als dass sie zum berauschenden Fest geworden wäre. Warum überhaupt diese Kombination? Nun, der Chemnitzer Intendant Dr. Bernhard Helmich ist ein langjähriger Weggefährte von Darmstadts Intendant John Dew. So klein ist die Welt. (opernnetz-Besprechung der Aufführung in Chemnitz hier.)

Zurück zu Verdis Aida. Das Schöne an dieser Inszenierung ist, dass die Bühne frei von Plunder bleibt. Nichts von Verona oder anderen gigantischen Arena-Ideen stört hier den Blick auf das ach so lebensnahe Drama. Ein Mann zwischen zwei Frauen, zwei Frauen im Kampf um den Mann, die eine richtig böse, die andere voll entsagungsvollem Liebreiz. Doch Feldherr Radames irrt in der statisch-konventionellen Regie von Michael Heinicke unentschlossen zwischen wahrer Liebe und realer Macht hin und her. Ihm fehlt der perspektivische Blick auf eine fundierte Lebensplanung, so etwa würde man seine Befindlichkeit heute beschreiben. Zurab Zurabishvili wirkt in dieser Szene vor der kahl-grauen, Steinplatten imaginierenden Bühne von Peter Sykora darstellerisch gut besetzt, sein leider angestrengt agierender Tenor indes lässt an Strahlen und Glut einiges zu hoffen übrig. Über ihm ein Quader mit Hieroglyphen, der sich dann zum Orakel öffnet. Denn wir leben in einer Welt des Glaubens nah am Aberglauben, da sollte der Oberpriester seine Dämonie ausspielen: Der Bass von Thomas Mehnert bleibt blass, während Andreas Daum als König recht charakterstarke Tiefen zeigt und Bastiaan Everink als Amonasro mit heldisch-dunklem Bariton glänzt.

Imponierend der zweite Akt, wenn zwei parallel laufende, blutrote Treppen vor dem Bühnenhintergrund die Siegerszene zwischen Erniedrigten und Überheblichen gliedert; allerdings wird der Eindruck beeinträchtigt durch eine leicht alberne Massenvergewaltigung der frisch mit Orden behängten ägyptischen Offiziere an den äthiopischen Sklavinnen. Na, da muss doch die arme Aida doppelt leiden. Angst um den von der heimtückischen Amneris umworbenen Radames paart sich mit tiefem Mitgefühl um ihre versklavten Landsleute.

Das zeigt Yamina Maamar hinreißend, und ihr Gesang gefällt durch lyrisch-dramatische Ausstrahlung. Amneris hingegen findet in Yanyu Guo zwar die überzeugende Aura einer alle Sinne überwältigenden Eifersucht, ihr dramatischer Mezzo hingegen klingt über weite Strecken suboptimal geführt.

Große Chöre (André Weiss) gefallen noch mehr als das Staatsorchester unter GMD Constantin Trinks, der manchmal zu sehr al fresco aufspielen lässt.
Also: Kann man hingehen zu dieser Koproduktion, aber überwältigt ist der Opernkunde nicht.

Eckhard Britsch

 








 Fotos: Barbara Aumüller