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Originell: Die Technikshow


 
 

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Geheimnisverrat in Bonn

Was macht man, wenn das eigene Orchester auf Tournee ist? Die einen schließen die Tür ab, die nächsten laden ein Gastorchester ein und die dritten üben sich in findigen Ideen. Bereits zum zweiten Mal veranstaltet die Oper Bonn ein Spektakel auf der Bühne, das mit einer „ordentlichen“ Aufführung allenfalls das Bühnenbild gemein hat. Ein Riesenspaß, nicht nur für Schüler.

Obwohl Vormittag, ist das Opernhaus in Bonn bereits bis auf den nahezu letzten Platz besetzt. Rund 1.000 Schülerinnen und Schüler zweier Bonner Realschulen warten gespannt darauf, was es mit dem Bühnenbild der Rusalka auf sich hat. Eines wissen sie: Eine Oper werden sie hier nicht zu sehen bekommen. Christian Firmbach, Künstlerischer Betriebsdirektor des Theaters Bonn, betritt die Bühne. Das Raunen, das den Saal bis dahin erfüllt hat, ebbt ab. Firmbach wartet geduldig, bis es vollends verstummt, ehe er die Schüler zu einer ganz besonderen Premiere begrüßt.

Auf die Idee zu dieser Veranstaltung gekommen ist Doris Behr. Sie ist Realschullehrerin. Und sie hat jedes Jahr dasselbe Problem, wenn ihre Schülerinnen und Schüler die Schule am Ende ihrer Laufbahn verlassen. Was für eine Lehre soll ich bloß machen, ist dann die am häufigsten gestellte Frage. Lehrberufe gibt es im Theater jede Menge. Aber welche? Das, so dachte Behr, kann das Theater selbst am besten beantworten. Spontan setzte sie sich mit den Theaterpädagoginnen Marita Ragonese und Britta Sennenschmidt in Verbindung, und die waren von der Idee sofort begeistert.

Bühnenspaß für jedermann

So fand am Vormittag des 13. Februar vergangenen Jahres erstmalig die große Technikshow für die beiden Realschulen im Bonner Opernhaus statt. Dieses Jahr, freut sich Firmbach, der einen Riesenspaß hatte, wird es sogar zwei Veranstaltungen geben. „Denn“, so sagt er, „ein Blick hinter die Kulissen ist doch nicht nur was für Schüler.“ So gibt es in diesem Jahr gleich zwei Neuerungen. Die erste Veranstaltung wird am Abend stattfinden, und es gibt keine geschlossenen Besuchergruppen mehr.

Der Ablauf aber wird ähnlich wie im vergangenen Jahr. Philipp Himmelmann hat eine ziemlich verrückte und vor allem bunte Inszenierung des Barbiere di Siviglia auf die Bühne von Johannes Leiacker gebracht. Dieses Bühnenbild wird nun einmal so richtig „auseinandergenommen“. Firmbach erklärt seinen Gästen anhand der einzelnen Stationen oder Ereignisse, wer damit eigentlich im Theater befasst ist. Dabei holt er sich kompetente Hilfe auf die Bühne. Günter Riebl als Technischer Direktor, Adelheid Pohlmann, Leiterin der Kostümabteilung, der Chef der Requisite Joachim Schowalter, Max Karbe von der Abteilung Beleuchtung, Wolfgang Hitzel, der den Malsaal leitet, Bettina Göbel als Verantwortliche für die Plastiker- und Kascheurwerkstatt und nicht zuletzt Tontechniker Stephan Mauel erzählen anschaulich aus ihren Arbeitsbereichen. Wenn sich etwa in einer Szene wildgewordener Schaum auf die Bühne ergießt, erklärt der Technische Direktor Riebl nicht nur, wie das zur Handlung passt, sondern auch, wie man überhaupt solche Mengen Schaum auf die Sekunde genau zur Verfügung stellen und auf die Bühne bewegen kann. So haben auch Besucherinnen und Besucher jenseits des Schulalters Gelegenheit, mal die Menschen kennenzulernen, die hinter der Bühne Tag für Tag für reibungslose Abläufe im Theaterbetrieb sorgen.

Auch die Sängerdarsteller – Bariton Giorgos Kanaris als Barbier, Mezzosopranistin Kathrin Leidig als Rosina und Sopranistin Julia Kamenik – stehen auf der Bühne Rede und Antwort. Und selbstverständlich geben sie in Klavierbegleitung auch Proben ihres Könnens. So wird das Publikum zu einem ausgesprochen moderaten Eintrittspreis einen Theaterabend der ganz anderen Art erleben. Nach etwa anderthalb Stunden ist dieser informative Spaß vorüber, und Christian Firmbach wird sich wieder in das Büro des Künstlerischen Betriebsdirektors zurückziehen. Und, was so ein Künstlerischer Betriebsdirektor im Theater eigentlich macht, darüber kann er ja am besten selbst Auskunft geben.

Michael S. Zerban, 5.3.2013

Die Technikshow findet am Mittwoch, 13. März, um 19 Uhr und am Donnerstag, 14. März, um 11 Uhr statt.

 


Wer ist eigentlich für was hinter der
Bühne zuständig? Die Technikshow
erklärt es.


Christian Firmbach ist Künstlerischer
Betriebsdirektor - und Moderator.


Joachim Schowalter erzählt als Chef
der Requisite von den verrückten
Ideen der Regisseure.


Adelheid Pohlmann erklärt, wie viel
Aufwand so ein Kostüm bedeutet.

Fotos: Tilo Beu