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OPERNNETZ SPEZIAL

BEATS! - Das Musical

 

 

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Das eigene Leben

Ein Jugendmusicalprojekt sollte es werden, von einigen mit Skepsis begleitet, ein Erfolg ist es geworden. Mit immensem Aufwand hat das Theater Hagen eine Aufführung realisiert, die ihres Gleichen sucht, und am Ende hunderte von Jugendlichen mit dem Virus des Theaters infiziert. Das Fazit vorweg: Wer Jugendliche begeistern kann, hat für die Zukunft gewonnen.

Hagenial, so lautet der Arbeitstitel für die Idee, Berufsschüler für ein Jugendmusicalprojekt  im Rahmen des hundertjährigen Bestehens des Theater Hagen zu begeistern. Theaterpädagogin Miriam Walter und der Hagener Berufskolleglehrer Johannes Maria Schatz, der nebenberuflich seit vielen Jahren Jugendmusicals produziert, wollen Größeres: Sie wollen das Potenzial der fünf Hagener Berufskollegien heben. Jugendliche dieser Schulen sollen an sämtlichen Produktionsprozessen beteiligt sein. Die Suche nach einer geeigneten Geschichte, der Bau der Kulissen, Maske und Kostüme, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit – für all das, findet Schatz, gebe es schließlich angehende Fachkräfte in den Schulen. Und es gibt verborgene Talente.

Das stellt zunächst die Jury fest, die das mehrstufige Casting besorgt, anschließend können sich Schauspiel-Coach Robert Schartel und Gesangscoach Stefanie Smits sowie die Tanztrainer Mandy-Marie Mahrenholz, Carla Silva und Williams davon überzeugen, wenn sie die Schülerinnen und Schüler nach langen Arbeits- und Schultagen zum Training empfangen. Das Engagement scheint grenzenlos. Was sicher auch an der Stückauswahl liegt.

Aus dem Wortspiel Hagenial wird der schlagkräftige Titel BEATS! – Das Musical. Aus über hundert Plot-Vorschlägen aus den Berufskollegs wird in der Teamarbeit von Autor Schatz und dem Komponisten Axel Goldbeck sowie der Songwriterin Diane Weigmann ein Stück aus dem Leben der Schüler und Schülerinnen. Thilo Borowczak übernimmt die Regie, Steffen Müller-Gabriel die musikalische Leitung, Ricardo Fernando kümmert sich um die Choreografie und Jan Bammes zeichnet in bewährter Weise für die Ausstattung verantwortlich.

Es geht um Gruppenzugehörigkeit und Ausgrenzung, um die so genannte Normalität und Anderssein, um Kollektivität und Identitätsfindung. Zwei Jugendgruppen, wie sie unterschiedlicher nicht sein können, treffen in einem gemeinsamen Kulturprojekt aufeinander und müssen zusammenarbeiten. Damit können sich nicht nur die Schülerinnen und Schüler der Berufskollegien identifizieren. Auch das Publikum quittiert die Bemühungen mit sieben nahezu ausverkauften Vorstellungen.

Nun liegt es am Theater Hagen, ob das Stück sich wie ein Virus ausbreitet, möglicherweise zahlreiche Abnehmer im In- und Ausland findet. Ob das Werk das Zeug zum Nachfolger einer West Side Story hat, wird die Zukunft zeigen. Eines aber ist nach Auffassung von Norbert Hilchenbach, Intendant des Theaters Hagen, heute schon gewiss: Hier haben viele Jugendliche einen Zugang zum Theater gefunden, die sonst wohl kaum damit in Berührung gekommen wären. Das könnte man auch nennen: Jugendarbeit in ihrer schönsten Form.

Michael S. Zerban, 15.7.2012

 


Das junge Ensemble von
BEATS! - Das Musical
bei der Probe.


Choreograf Ricardo Fernando diskutiert
mit Produktionsleiter Johannes Maria
Schatz Einzelheiten des Projekts.


Höchste Konzentration gibt es im
Ensemble nicht nur beim Textstudium.


Regisseur Thilo Borowczak bespricht
mit Dance Captain Mandy-Marie
Mahrenholz die Tanzeinlagen.


Johannes Maria Schatz,
Produktionsleiter, und Komponist
Axel Goldbeck setzen die Ideen der
Jugendlichen um.

Fotos: theaterhagen