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BACKSTAGE

3 FRAGEN-3 ANTWORTEN


JENS PESEL


wurde 1945 geboren. Nach Engagements als Regieassistent, unter anderem am Thalia Theater in Hamburg und den Münchner Kammerspielen, wo auch seine ersten Inszenierungen entstanden, holte ihn Benno Besson 1974 als Mitarbeiter und Regisseur an die Volksbühne in Berlin-Ost. 1981 folgte ein Engagement am Staatstheater Darmstadt, wo er 1983 die Leitung der Sparte Schauspiel übernahm. Nach acht Jahren Theaterarbeit in Darmstadt war er als freier Regisseur in Bern, Zürich, Salzburg, Nürnberg und Bremen tätig. Ab der Spielzeit 1992/1993 war er Schauspieldirektor am Theater Dortmund. Von 1996 bis zum Sommer 2010 war Jens Pesel Generalintendant der Vereinigten Städtischen Bühnen Krefeld und Mönchengladbach.


 
 

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Den Ring nicht verjuxen

1992 erstellte Vicco von Bülow eine neue Fassung des Rings des Nibelungen. Das Besondere: Die Fassung kam mit einem statt mit vier Abenden aus. In nur drei Stunden wird die gesamte Geschichte erzählt. Das Theater Krefeld zeigt diese Fassung nun in einer Erstaufführung unter Leitung von Andreas Wendholz und Graham Jackson. Sprecher ist Jens Pesel, früherer Intendant des Theaters.

opernnetz: Loriots Ring ist ursprünglich eine spontane Idee des Mannheimer Intendanten Klaus Schultz in den 90-er Jahren gewesen  -  mit lokalem „thrill“. Warum nun in Krefeld : Spaß an der Freud‘?

Jens Pesel: Die Abrede mit meinem Nachfolger sah vor, dass ich den Wagnerschen Ring in meiner letzten Spielzeit als Generalintendant (also am „Vorabend“) mit Rheingold vorglühe – und ihn dann mit bedeutungsschwangerer Geste an den Kollegen übergebe, damit dieser ihn peu à peu zu einem  Ganzen schmiede. Mit angemessener Feierlichkeit haben wir das die Öffentlichkeit wissen lassen. Angesichts der kommenden Umstrukturierung des Theaters (neue Rechtsform usw.) und finanzieller Engpässe, schien es dem Kollegen nicht mehr opportun, den Schmiedehammer weiter zu schwingen. Das um „seinen“ Wagner gebrachte Publikum nicht zu verbittern, kamen wir dann überein, Vicco von Bülows kenntnisreiche, konzertante Fassung anzubieten – die mir schon deswegen gefällt, weil sie jegliche National- und Katastrophenfolklore unterläuft, mit der das Nibelungenlied oft genug kontaminiert wurde.

opernnetz: Die Bülowschen Texte sind ja nun nicht Ausdruck des „Wagner-Humors“ unserer Tage (anno 2007 kommentierten Alt-Wagnerianer in Mannheim: „Ist ja schon ein wenig verstaubt“): In Krefeld eine „nicht-verstaubte“ Version – vielleicht mit Loriot abgestimmt?

Jens Pesel: „Wagner-Humor“...? Siegfried hilf ... was ist denn das? Loriots Humor ist in der Tat trocken, bisweilen staub-trocken ... aber „verstaubt“? Sind das vielleicht Bruchstücke  apodiktischer Statements und irritationsresistenter Gewissheiten ältlicher Wagnerianer, die sich gerne mit Mottenkugelgerüchen parfümieren? Joachim Kaiser spricht zu Recht von „doppelsinniger Lakonik ... und spannungsvoller Mehrschichtigkeit“ in Vicco von Bülows Werk. Freilich, der ironische Anspielungsreichtum erschließt sich nicht mehr jedem Zuhörer. Von Bülow hat geringfügige Änderungen der ursprünglichen Fassung vorgeschlagen – ansonsten nachdrücklich darauf bestanden, keine Striche oder Ergänzungen vorzunehmen. Außerdem hat er mich in mehreren Telefonaten dringlich ersucht, seinen Ring nicht zu verjuxen oder zu verwitzeln.

opernnetz: In den 80er Jahren katapultierte die Dew-Pilz-Produktion des Rings die Vereinigten Bühnen Theater Krefeld/Mönchengladbach in die nationale Presse: Nun mit Jens Pesel eine Überraschung – im Vergleich mit der populären CD-Version?

Jens Pesel: Wir präsentieren eine konzertante Aufführung (sozusagen mit Lesung, also auch bewusst nicht auswendig) – eine szenische oder halbszenische Veranstaltung wird das Publikum nicht zu sehen bekommen. Katapultierende Effekte sind also nicht zu erwarten. Die Aufführung wird nicht zu kollektiver Nervenreizung der Kritiker führen. Das Schielen auf Pressewirkung war mein Ding kaum je ... das sag ich nicht als Enttäuschungsprophylaxe. Übrigens weicht die CD-Fassung in manchen Teilen – besonders den Notentext betreffend – von der vorgelegten Fassung ab.

(Die Fragen stellte Franz R. Stuke)

Nähere Informationen zur Aufführung auch unter http://www.theater-krefeld.de

 

Backstage-Archiv

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(22.7.07)

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Ursula Benzing:
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(14.3.05)

Mladen Tarbuk:
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(21.2.05)

Dr. Oliver Scheytt:
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(19.1.05)

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(9.1.05)

Christian Pade:
Theater als Versuchslabor

(5.11.04)

Christof Loy:
Der mikroskopische Blick

(3.11.04)

Christian Esch:
Oper vor Musealisierung bewahren

(23.9.04)

Aaron Stiehl:
Ruhe im Wahnsinn
(10.3.04)