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Klassik fördern – aber wie?
opernnetz: In Ländern wie Amerika oder Großbritannien sinkt das Interesse an Klassik. Diese Botschaft konnte man wiederholt von dem chinesischen Pianisten Lang Lang hören. Wie könnte Ihrer Meinung nach die Klassik mehr gefördert werden?
Vesselina Kasarova: Viele Leute haben Berührungsängste vor der Klassik und trauen sich nicht, in ein Opern- oder Konzerthaus zu gehen. Dies ist sehr schade, denn ihnen bleibt eine wundervolle Welt verschlossen. Es braucht mehr Kontakt. Mehr Präsenz im Fernsehen und „Public viewing“ könnten viel bringen, am wichtigsten ist aber sicher der Unterricht in der Schule.
opernnetz: Glauben Sie, dass Sänger wie der Brite Paul Potts die Klassik voranbringen?
Vesselina Kasarova: Sie wecken das Interesse einer breiten Öffentlichkeit, und das ist sehr gut. Gefährlich ist es nur, wenn die Klassik verfälscht wird, wenn Klassik „vorgegaukelt“ wird. Auch Klassik-Shows können zur Popularität beitragen: Das Schweizer Fernsehen hat z.B. Opern live übertragen, bei der nicht nur das Geschehen auf der Bühne gezeigt wurde, sondern auch alles, was „backstage“ ablief. Und dies mit riesigem Erfolg!
opernnetz: Klassik fördern heißt auch, sich für den Opernnachwuchs zu engagieren. Hat Ihre Teilnahme an Gesangswettbewerben Ihre Karriere beeinflusst?
Vesselina Kasarova: Allein die Erfahrungen, die man bei einem Wettbewerb machen kann, bringen einen weiter – das habe ich persönlich u. a. beim internationalen Gesangswettbewerb NEUE STIMMEN der Bertelsmann Stiftung erfahren. Man muss auch nicht gewinnen, das Entscheidende ist, dass man sich vielen wichtigen und interessanten Persönlichkeiten vorstellen kann! Dass ich damals den Ersten Preis gewann, hat aber meiner Karriere mit Sicherheit enorm geholfen.
(Die Fragen stellte Dr. Ulrike Naim)
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