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Fakten zur Aufführung 

RUSALKA
(Antonín Dvořák)
9. Februar 2014
(Premiere am 27. Januar 2014)

Wiener Staatsoper


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Akustisch verzauberndes, magisches Märchen

Das wurde aber auch allerhöchste Zeit. Denn die letzte Produktion stammt gar aus dem Jahr 1987. Und trotz einiger Reprisen in den folgenden Jahren wurde Rusalka von Antonin Dvorak seit 22 Jahren an der Wiener Staatsoper überhaupt nicht mehr gespielt. Eigentlich unverständlich, ist das Werk doch ein absolutes Meisterwerk einer slawischen Oper und das populärste der elf Bühnenwerke des tschechischen Komponisten überhaupt.

Angeblich ist Rusalka auch ein Märchen. So wurde es jedenfalls in dieser letzten Serie in wunderbar naturalistischen Bühnenbildern und einer zauberhaften Inszenierung von Otto Schenk gezeigt. Nun, davon ist diesmal nichts zu sehen. Nur, auch wenn man das Stück nicht als Märchen begreift, was ja auch durchaus legitim sein kann, warum müssen dann die Bühnenbilder so abgrundtief hässlich sein?

Rolf und Marianne Glittenberg haben eine Art einstöckiges Abbruchhaus oder einen nicht fertig gewordenen Rohbau aus Beton auf die Bühne gewuchtet, das an Hässlichkeit nicht zu überbieten ist, wobei man auch gar nicht versucht, mit irgendwelchen, vielleicht raffinierten Lichtstimmungen irgendeine Magie herbeizuzaubern. Einige verdorrte Baumstämme sieht man, aber kein Wasser, keinen See, dafür aber weißen Schnee, in dem tote, schwarze Vögel und später riesige Messer herumliegen. Mittig im ersten Stock gibt es ein milchiges Fenster, wo schemenhaft die Familie mit dem Wassermann und der Hexe Jezibaba und den drei Nymphen am Tisch Platz genommen haben, gemeinsam trinken und um die an die Menschen verlorene Tochter Rusalka trauern. In der Regie von Sven Eric Bechtolf, der sich kaum für naturalistische Effekte, sondern mehr für das Erwachen der Sexualität bei der Frau interessiert, werden auch einige Absurditäten und Albernheiten gezeigt, etwa wenn anstelle eines Balletts eine Kopulationsszene von einem Tänzerpaar gezeigt wird. Später werden die Hexe und der Wassermann dann noch zu Mördern, wenn sie den Heger und den Küchenjungen umbringen und das Blut des letzteren gemeinsam mit den Nymphen wie Vampire aussaugen. Aber Bechtolf bleibt insgesamt ein bewährter, präziser Figurenformer, der zum Schluss doch noch eine poetische Lösung und ein starkes Bild findet.

Noch heute werden wir normalerweise von der romantischen Geschichte der tragischen Liebe einer Nixe zu einem Menschen und ihr glückloser Ausflug in dessen Welt berührt, hier aber nur vom Musikalischen.

Mit ganzem Herzen muss der Komponist an seiner Hauptfigur gehangen haben, denn die Melodien, die er ihr in den Mund legt, sind von ergreifender Schönheit. Tiefste und innigste Gefühle hat er in zauberhafte Musik verpackt.

Und diese findet in Krassimira Stoyanova ihre ideale Umsetzung: Sie singt die unglückliche, naive Wassernixe mit ihrem jugendlich gefärbten Sopran mit lyrischer Makellosigkeit herrlich und vermag farbenreich zu berühren. Die ätherisch schöne und berühmte Arie An den Mond gerät zum Ereignis. Sehr bühnenpräsent und schlank mit einem ausgesprochen schön klingenden, weichen Bass hört man den Wassermann des Günther Groissböck. Michael Schade ist im Zwischenfach angekommen. Er singt ihren geliebten Prinz anrührend mit seinem hellen und geschmeidigen Tenor. Janina Baechle ist eine dämonische, ausdruckstarke Hexe Jezibaba mit schwarzem Federkleid. Füllig, mit dunklem Mezzo, erlebt man Monika Bohinec als rotgekleidete, fremde Fürstin. Auch die kleineren Rollen und der Chor lassen keine Wünsche offen.

Die Interpretation des Orchesters der Wiener Staatsoper, man spielt die Oper hier am Ring erstmalig ohne Striche in voller Länge, unter dem schon längst überfälligen Hausdebüt von Jirí Belohlávek, atmet den Geist des Komponisten mit allen wunderbar aufgefächerten subtilen und verzaubernden Feinheiten und Pastelltönen der Instrumentation, Harmonik und Rhythmik. Wiewohl Belohlávek Abgründe auslotet und an Dramatik nicht spart, ist er immer sängerfreundlich, hängt ihnen förmlich an den Lippen und weiß den gesamten Text auswendig andeutungsweise mitzusingen. Man merkt, er liebt das Werk, das er im kleinen Finger hat.

Einhelliger Riesenjubel für alle Beteiligten.

Helmut Christian Mayer

Fotos: Barbara Zeininger