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Fakten zur Aufführung 

TOSCA
(Giacomo Puccini)
14. Mai 2013
(Premiere am 10. Mai 2013)

Teatro Verdi Trieste


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Nur bedingt aus dem Opernmuseum

Eine Opernaufführung von heute in der Ausstattung der Uraufführungszeit? Nur etwas für ultrakonservative Anhänger oder absolute Puristen? Mitnichten, man muss sich nur darauf einlassen. Tatort ist Triest, wo man das Datum der dortigen Erstaufführung im Teatro Verdi zum Anlass nahm, um exakt 110 Jahre danach Giacomo Puccinis Tosca wieder „neu“, pardon „alt“ herauszubringen. Im Übrigen ist es in der Stadt an der Adria seit 1903 immerhin schon die 19. Produktion dieser beliebten Oper.

Und so lässt man einfach die Kulisse der „Ur-Tosca“ aus Rom, wo der veristische Edelreißer im Jahr 1900 uraufgeführt wurde und die seinerzeit Adolf Hohenstein genau gemäß den Vorgaben des Librettos ersonnen hat, möglichst detailgetreu und naturalistisch von Ettore Rondelli nachbauen und wuchtet sie auf die Bühne des Teatro Verdi, das übrigens wunderbar malerisch direkt am Meer liegt: So sieht der Opernliebhaber staunend das imposante Innere der römischen Kirche Sant’ Andrea della Valle, das prunkvolle Zimmer Scarpias samt schwerem Mobiliar im Palazzo Farnese sowie die Plattform der Engelsburg mit einem weiten Blick auf das alte Rom samt Petersdom und Vatikan. Eben ganz einfach so, wie es ursprünglich von Puccini und seinen Librettisten Giuseppe Giacosa und Luigi Illica erdacht worden ist.

Giulio Giabatti, so etwas wie der Hausregisseur des Teatro Verdi, hat darin eine urkonservative Inszenierung in Gang gesetzt, immer absolut wortgetreu am Text klebend, die vor allem durch ästhetische, statische Bilder besticht. Bilder, immer wieder den bekannten und weltberühmten Plakaten, heute würde man wohl dazu Poster sagen, nachempfunden, die ebenfalls seinerzeit von Hohenstein geschaffen wurden und durchaus ansprechend sind. Neben einigen abgestandenen Operngesten und etwas verstaubtem Rampentheater sind jedoch die Schlüsselszenen nicht nur klar und nachvollziehbar inszeniert, sondern bewirken auch so manche emotionale und spannende Momente.

Gegen das Sängerensemble gibt es kaum Einwände: Alexia Voulgaridou, hier am Haus öfters zu hören, ist eine klangschöne Titelheldin mit starker Präsenz, Farbenreichtum und mannigfaltigen emotionalen Fassetten. Ihre Arie Vissi d’arte hätte jedoch noch mehr verzweifelte Innigkeit vertragen. Alejandro Roy stemmt alle Spitzentöne mühelos und mit nicht endenwollender Länge, wie etwa bei seinen berühmten Vittoria, vittoria-Ausbrüchen und erfreut als Cavaradossi mit seinem schlanken Tenor auch sonst mit ausgesprochen schönem Timbre und viel Leidenschaft. Roberto Frontali ist ein nicht nur stimmlich fast zu edler Polizeichef Scarpia, dem durchaus darstellerisch trotz einiger Gewalttätigkeiten mehr Gemeinheit gut getan hätte. Von den vielen gut besetzten Nebenrollen stechen Gabriele Sagona als gut fokussierter Angelotti und Paolo Rumetz als unverwüstlicher Mesner hervor. Beeindruckend stimmgewaltig und recht homogen erlebt man den Chor des Hauses.

Unter der bewährten Leitung von Donato Renzetti hört man das Orchester des Teatro Verdi immer wieder fast zu routiniert. Der italienische Maestro, dem man hier am Opernhaus auch immer häufiger erlebt, hat das Werk im kleinen Finger und weiß, worauf es ankommt. Und so wird bei den musikalischen Schlüsselszenen sehr wohl mit zarter, subtiler und inniger Lyrik, aber auch mit gewaltigen, packenden Steigerungen und mitreißenden, dramatischen Ausbrüchen musiziert.

Es ist eine Produktion ganz nach dem Gusto des italienischen Publikums, ganz so wie es Oper liebt, traditionell und ohne „modernes“ Regietheater, weswegen sie auch heftig bejubelt wird.

Helmut Christian Mayer







Fotos: Parenzan