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Fakten zur Aufführung 

IL RE PASTORE
(Wolfgang Amadeus Mozart)
30. Juli 2012
(Premiere)

Salzburger Festspiele,
Haus für Mozart


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Vokaljuwelen als putzige Serenade

Manchmal ist Salzburg eben auch ein bisschen Zürich, nun da Alexander Pereira die Intendanz übernommen hat. So präsentiert er an zwei Abenden dem Mozart-interessierten Publikum das Frühwerk des Meisters für drei Soprane und zwei Tenöre mit dem Alte-Musik Ensemble der Oper Zürich „Orchestra la Scintilla“ unter der Leitung von William Christie auf der Bühne des ehemaligen kleinen Festspielhauses – jetzt Haus für Mozart. Vor und hinter dem Orchester ist aber noch etwas Platz, und vor einem Jahr war das Werk in ebendieser Besetzung ja auch szenisch in Zürich zu sehen, also erscheinen die Solisten in den farbenfrohen, üppigen Rokoko-Kostümen von Luigi Perego, die wegen ihrer aufgemalten Landschaften à la François Boucher das Bühnenbild gleich mitliefern.

Und es wird eben auch geschauspielert, so gut das an der Rampe möglich ist. Hier ein Necken der Musiker, da ein Schulterklopfen mit dem Dirigenten, ansonsten viel Stereotypes, besonders von Tenor-Star Rolando Villazon als Alexander der Große: energischer Gang, große Geste, Sängerpose, dann wieder energischer Gang und so weiter.

Aber es soll ja bei konzertanter Aufführung auch offensichtlich mehr um die musikalische Darbietung gehen, bei der schon mit dem energiegeladenen, virtuosen Auftakt des Orchesters unter dem in roten Socken feurig wippenden Dirigenten Christie große Freude aufkommt. Die tschechische Sopranistin Martina Janková in der Hauptpartie des Hirten Aminta überzeugt durch ihre knabenhafte Darstellung kombiniert mit glockenklarem Engelssopran. Ihre große Arie im zweiten Akt L´amero wird zum Herzstück des Abends. Auch Eva Mei setzt bei ihrer Interpretation der Elisa auf äußerst schlanke Stimmführung, akkurate Koloraturen und naiv-reine Klänge, die perfekt mit Orchester und Duettpartnerin verschmelzen. Sandra Trattnigg als etwas dramatischere Tamiri hat zwar mit der Geläufigkeit ein paar Schwierigkeiten, bietet aber durch ihr herberes Timbre einen willkommenen Gegensatz zu den silbrigen Soprankolleginnen.

Rolando Villazón kann seine geballte Energie den halsbrecherischen Koloraturen seiner Partie widmen und punktet dadurch ungemein. Sein unverkennbarer, gedeckter Klang trägt kernig und agil in allen Lagen. Neben dem mexikanischen Wirbelwind besteht der junge Kollege Benjamin Bernheim als Agenore aufgrund seiner strahlkräftigen, mühelosen Tongebung, die große Hoffnungen auf einen neuen Tenor von Wunderlich-Format schürt.

Ein pastorales Sänger-Fest-Spiel also mit exzellenten Musikern und einer leicht verdaulichen, unterhaltenden Präsentation als „amuse gueule“ zu den großen Festspielprojekten. Trotz einiger freier Plätze im Haus für Mozart gab es geballten, rhythmischen Applaus und großen Jubel, besonders für Martina Jankov und Rolando Villazón. Der heitere Ohrenschmaus hatte gemundet!

Ingrid Franz

Fotos: Silvia Lelli