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Fakten zur Aufführung 

ERNANI
(Giuseppe Verdi)
27. November 2013
(Premiere)

Teatro dell'Opera di Roma

Points of Honor                      

Musik

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Große Gala zur Saisoneröffnung

Im nur wenigen Meter entfernten Senat wird das Schicksal des wohl umstrittensten italienischen Politikers Silvio Berlusconi diskutiert, die Stadt wird von tausenden Demonstranten heimgesucht, da bereitet sich die politische Prominenz vor dem Teatro dell’Opera di Roma auf das Schicksal eines anderen Helden, dem ehrenhaften Tod von Ernani oder des Herzogs von Aragon vor. Die Spannung ist überall zu spüren. Journalisten, Fotografen und Fernsehteams bevölkern den Platz. Langsam, in Eleganz und Gloria, marschiert das Premierenpublikum zur Eröffnung der neuen Opernsaison ein. Die Herren meist im Smoking, die Damen in langen Roben. Ein Polizeiaufgebot sichert den Platz, viele Zaungäste haben sich aber nicht eingefunden an diesem denkwürdigen Tag. Zuletzt betritt der italienische Staatspräsident Giorgio Napolitano das Haus. Unter großem Beifall schreitet Hausherr Ricardo Muti an sein Pult. Erst als einheitliches Schweigen einkehrt, lässt er die Nationalhymne anstimmen, und andachtsvoll erhebt sich das Publikum.

Trotz heftiger Zerwürfnisse über das neue Budget der Oper, fehlende Zahlungen an die Mitarbeiter und Streikandrohungen bis zum letzten Tag findet sie nun statt: Die Neuinszenierung der selten gespielten frühen Verdi-Oper Ernani unter der Regie von Hugo de Ana, der sich auch als Kostüm- und Bühnenbildner einbringt. Abgesehen von üppigen historischen Kleidern, erlebt das Publikum eine statische, traditionelle, einfallslose Regiearbeit in einem gleichbleibenden grauen Bühnenbild. So bleiben die Musik und musikalische Interpretation der Mittelpunkt des Abends. Die drei männlichen Gegenspieler sind ausgezeichnet besetzt und passen in der Klangfärbung der Stimmen gut zusammen. Francesco Meli als Ernani verfügt über einen hellen lyrischen Tenor mit diesmal sicherer Höhe und Schmelz. Luca Salsis Bariton ist tief angelegt und deutet seinen Don Carlo dramatisch. Der junge russische Bassist Ildar Abdrazakov hingegen gibt de Silva die nötige Verbitterung und hoheitsvolle Ausstrahlung des Alters. Sie kämpfen überzeugend um die Hand und Liebe von Elvira. Tatiana Serjan bleibt in ihrer Rolle der Elvira farblos und ihre Höhen dumpf. Star des Abends ist der Chor, der in diesem Drama um Rache viel Raum bekommt. Sein Auftritt ist der Höhepunkt des Abends und das Publikum bekommt ein Bis, eine Wiederholung des Männerchores im dritten Akt. Roberto Gabbiani hat ihn bestens vorbereitet.

Maestro Muti dirigiert das Orchestra und den Coro del Teatro dell’Opera mit wenigen Gesten, dafür aber umso intensiver und aufmerksamer. Es gelingen intimste fühlbare Pianissimo bis dramatische Forte nuancenreich ohne Aufdringlichkeit oder Überfüllung. Die Bläser bleiben lyrisch, ohne blechern zu werden, und die Streicher bekommen italienischen Glanz. Interessant ist die Sitzordnung im Orchester. Einige Bläser nehmen direkt zur Linken des Dirigenten Platz und werden von ihm aufmerksam zur Hand genommen.

Viel Applaus für diese Premiere, und das Publikum beantwortet lautstark Mutis abschließenden Appell an das Publikum zur Unterstützung dieses Opernhauses mit einem jubelnden Ja!

Helmut Pitsch



Fotos: Silvia Lelli