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Fakten zur Aufführung 

"ABEND IST'S"
Liederabend
Benno Schachtner/Peter Kreutz
19. Juni 2011

Orangerie Schloss Rheda
Flora Klassik-Sommer 2011


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Glaubwürdig, anrührend

„Abend ist’s, die Sonne ist verschwunden“ heißt es bei Mozart in der Abendempfindung an Laura. Die Sonne geht unter, herauf zieht der Silberglanz des Mondes - und dies urplötzlich und betörend schön, wenn Benno Schachtner sich in diese Stimmung hineinversetzt und sie mit seinem wunderbaren Altus ausleuchtet. So geschehen beim Liederabend im Rahmen des Flora Klassik-Sommers in der Orangerie des Schlosses zu Rheda.

Benno Schachtner ist noch keine dreißig Jahre alt, aber auf dem Weg zu einer viel versprechenden Karriere: an der Musikhochschule Detmold sang er seine erste Opernpartie, daraufhin wurde er unverzüglich ans Detmolder Landestheater engagiert, wo er vor gut einem Jahr die Titelrolle in Händels Orlando übernahm (Opernnetz-Besprechung hier). In der laufenden Spielzeit ist er am Theater Erfurt zu hören, in der kommenden Saison steht er unter Leitung von René Jacobs in Berlin auf der Bühne der Staatsoper Unter den Linden. Alle Achtung!

Dieser Erfolg hat seinen Grund: Benno Schachtner ist ein ganz ausgezeichneter Sänger, ein intelligenter Musiker, einer, der mit seiner lupenrein geführten Stimme überaus fein zu gestalten weiß. Wie er die Klage des Orpheus („Che farò senza Euridice“) in Glucks Arie spürbar werden lässt, wie bei ihm Purcells „Music for a while“ mit gespannter Ruhe vorüberzieht, das ist schlichtweg großartig. Ganz zu schweigen von Rinaldos Trauergesang „Cara sposa“, der Schachtner ganz besonders in der Kehle liegt. Hier erweist er sich als Meister der Gestaltung, erreicht ein Höchstmaß an Ausdruck mit wenigen, aber gezielt eingesetzten Mitteln: hier ein kleiner Akzent, dort ein Triller, mal ein winziges Mehr an Vibrato, mal subtil ausgeformte Schwelltöne. Das alles macht die musikalische Botschaft dieses Sängers so glaubwürdig und anrührend. Ein Klang zum Hinschmelzen, dem sich niemand entziehen kann.

Ganz bildhaft gelingen ihm auch zwei Lieder aus Joseph Haydns „Sechs englischen Kanzonetten“ – echte Schätze, die im konventionellen Repertoire von Liederabenden fast nirgends auftauchen. Für Peter Kreutz repräsentieren sie – noch vor Franz Schubert - den eigentlichen Beginn des Kunstliedes, in dem Klavier und Stimme völlig gleiches Gewicht haben. Kreutz sitzt als Schachtners Klavierbegleiter am Flügel, gewinnt sein Publikum aber auch dank seiner so charmanten wie geistreichen Moderation. Da konnte man erfahren, mit welcher Akribie an diesem (für einen Altus ja eigentlich „unmöglichen“) Liederabend im Vorfeld geplant und gedacht wurde. Und dass selbst Musik von Hugo Wolf, dem nicht hoch genug zu lobenden Vokalkomponisten des ausgehenden 19. Jahrhunderts, in diesem Programm schlüssig untergebracht werden konnte, verwundert nicht mehr: Kreutz, Hochschullehrer in Detmold und ein ausgewiesener Experte in Sachen Liedbegleitung und -gestaltung, hat einen riesigen Überblick über alles, was Lied ist. Davon profitiert Benno Schachtner, davon profitiert vor allem auch das Publikum und lauscht andächtig Wolfs „Schlafendem Jesuskind“ und durchstreift im „Wanderlied“ wie ein quirliger Knabe hurtigen Schrittes Wald und Feld.

Und noch einmal das pralle Leben in all seinen Facetten: Manuel de Falla beschreibt es in seinen Siete canciones populares españolas, Schachtner und Kreutz breiten es genüsslich vor den Ohren des Publikums aus. Temperamentvoll, sinnlich, authentisch. Mit hämmernden Gitarren, mit gesungenen Glissando-Schleifen. So muss es sein!

Christoph Schulte im Walde