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Fakten zur Aufführung 

FRAUEN AM RANDE
DES NERVENZUSAMMENBRUCHS

(David Yazbek)
26. Januar 2014
(Premiere am 19. Oktober 2013)

Hans-Otto-Theater, Potsdam


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In Spanien sind die Frauen los

Pedro Almodóvars mehrfach ausgezeichneter Film Frauen am Rande des Zusammenbruchs aus dem Jahr 1988, der den internationalen Ruhm des spanischen Regisseurs begründete, ist eine schrille Beziehungskomödie. Die Schauspielerin Pepa wird von ihrem Geliebten über den Anrufbeantworter abserviert. Ihre Versuche, ihn zu treffen, missglücken, stattdessen wird ihr Appartment plötzlich zu einem Tummelplatz von einer Reihe durchgeknallter Menschen in Liebesnöten. Der Film erreichte Kultstatus, und so ist es kein Wunder, dass er für die Bühne bearbeitet wurde, allerdings erst zwanzig Jahre später. 2010 hatte die gleichnamige, nah am Original bleibende Musicaladaption von Autor Jeffrey Lane und Komponist David Yazbek am Broadway erfolgreiche Premiere und erhielt drei Tony-Nominierungen. In Potsdam kommt sie jetzt zum zweiten Mal in Deutschland nach der Erstaufführung im Landestheater Niederbayern heraus – in einer hinreißenden, frechen, vor Witz nur so sprühenden Inszenierung.

Schon das Bühnenbild, das Stephan Prattes entworfen hat, ist ein Spaß. Im Zentrum befindet sich ein perspektivisch schräges, quietschbuntes Wohnhaus mit Pepas schickem zweistöckigen Appartment. Manchmal dreht es sich, beispielsweise wenn Platz nötig ist für ein fahrendes Papptaxi oder andere turbulente Aktionen. Regisseur Stefan Huber hat genauestens mit den Schauspielern gearbeitet und sie zu einem köstlichen Typenkabinett geformt. Da stimmt einfach alles: das Timing, das präzise Setzen von Pointen, die temporeichen Dialoge, das pointierte Zusammenspiel. Nichts wirkt überzogen oder platt, der Trubel ist perfekt durchchoreografiert.

Das Ensemble ist absolut hinreißend. Alle beherrschen mit einer Leichtigkeit das Musicalfach, können singen und sich tänzerisch bewegen, dass es Staunen macht – gerade weil hier keine Spezialisten dieses Genres versammelt sind. Man muss sie einfach alle nennen: an erster Stelle Christiane Hagedorn als Pepa, die schon durch ihre roten Kostüme – die fantasievolle Kleidung ist von Heike Seidler – optisch auffällt. Herrlich trocken feuert Hagedorn ihre Bonmots ab, kann aber auch die großen Gefühle gesanglich ausdrücken. Neben ihr glänzt Claudia Renner als urkomische, überkandidelte Freundin Candela. Aber genauso Bernd Geiling als von sich überzeugter Frauenbetörer, Dennis Herrmann als verklemmtes Muttersöhnchen Carlos, Patrizia Carlucci als gehemmte Verlobte Marisa, Andrea Thelemann als furiose, völlig gestörte Übermama, Susi Wirth als frömmelnde Concierge und Meike Finck als dominante Anwältin.

Die von Ferdinand von Seebach mit drive geleitete Life-Band sorgt für einen rundum stimmigen musikalischen Teppich, der aus lateinamerikanischen Rhythmen und eingängigen Balladen gewebt ist.

Im leider nur mäßig besetzten Theater gibt es bloß kurzen Applaus – viel zu wenig für diese äußerst gelungene Musical-Aufführung.

Karin Coper

Fotos: Hans-Ludwig Böhme