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Fakten zur Aufführung 

I CAPULETI E I MONTECCHI
(Vincenzo Bellini)
22. Dezember 2011
(Premiere am 25. November 2011)

Oldenburgisches Staatstheater


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Himmel, Liebe, Schicksal und Tod

Damit sind – wieder einmal – die Grundmotive auch dieser Oper genannt. Vom Himmel der Liebe stürzen die Figuren Giulietta und Romeo in ein Schicksal, das sie selbst nicht verursacht haben, und sehen nur einen tragischen Ausweg, den - letztendlich doch - gemeinsamen Tod.

Sich zu einer konzertanten Aufführung zu entschließen, kann zum einen Inszenierungsgründe haben, zum anderen auf der Idee beruhen, den musikalischen Kern einer Oper radikal herauszuarbeiten. In Oldenburg waren es schlicht spielplantechnische Gründe, die sich aus dem Rückumzug ins Opernhaus ergaben, nachdem die letzte Spielzeit wegen Renovierungsarbeiten im Haupthaus in einer Fliegerhorst-Halle stattfinden musste. Außerdem bestand der Wunsch, vor allem dem Abonnentenpublikum eine weitere Oper anzubieten.

Zwei Tage vor Weihnachten findet nur eine Schar wirklich engagierter Besucher die Muße für einen Theaterbesuch, das Haus ist etwa zur Hälfte gefüllt. Vor geschlossenem Vorhang stehen 5 schwarze Notenpulte für die Sängerinnen und Sänger, die in italienischer Sprache mit Übertiteln singen. Giulietta tritt ihrer Rolle entsprechend in leuchtendem Rot auf. Das Oldenburgische Staatsorchester unter Leitung von Thomas Dorsch bringt eine musikalisch zarte Ouvertüre, der man mehr Schwung, aber weniger strammen Ton wünscht. Die Flöten scheinen noch nicht auf Raumtemperatur zu sein. Im Chor der Herren, von Thomas Bönisch zuverlässig einstudiert, klingen, überraschend genug, die Tenöre kräftiger als die Bässe. Thomas Dorschs Leitung breitet wunderschöne, zarte Klänge der Solisten und des Orchesters aus, es gelingt ihm, eine melancholische Grundstimmung durchzuhalten. Dazu passt, nach anfänglichen Unsicherheiten, der Mezzosopran von Linda Sommerhage, die den Romeo singt. Mareke Freudenbergs Giulietta überzeugt vom ersten Ton an, sie kann sich vor allem in den dramatischen hohen Lagen mit weichem Vibrato noch ergreifend steigern. Capellios Bass präsentiert Andrey Valiguras mit vollem, überzeugenden Gewicht, Stefan Heibachs Tebaldo wünscht man mehr Glanz, auch Paul Brady in der Rolle des Lorenzo gelingt kaum eine Belcanto-Färbung.

Bellinis tragisch-melodienreiche Arien werden vor allem von Linda Sommerhage und Mareke Freudenberg ergreifend vorgetragen, wobei ihnen das Orchester genügend Raum lässt. In Verbindung mit der Soloklarinette und dem Horn gelingen ihre Duette und rühren an.

Im zweiten Akt vermisst man vor allem in den dramatischen Szenen dann doch Bilder und Bewegung auf der Bühne, wenn Romeo und Julia voller dramatischer Musikalität nahezu regungslos nebeneinander stehen. Es gibt Längen. Der häufige Szenenapplaus vereinzelter Besucher stört die Aufführung.

Viele der anwesenden Besucher scheinen das Experiment zu akzeptieren. Einige fragen aber doch, ob nicht bei einer derart romantisch-dramatischen Oper Bühnenbild und Musik, Handlung und Gesang eine Einheit bilden, die sich schwer trennen lässt.

Horst Dichanz

 



Foto: Oldenburgisches Staatstheater