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Fakten zur Aufführung 

DIE ZAUBERFLÖTE
(Wolfgang Amadeus Mozart)
24. November 2012
(Premiere am 28. Juli 1978)

Bayerische Staatsoper


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Ausflug ins Märchenland

Auch noch 30 Jahre nach der Premiere dieser Inszenierung: Großer Andrang, kein Meter ohne "Suche Karte"-Schild, vergebens wartende Studenten. Wer glücklicher Besitzer einer Karte ist, wird sie innerhalb von Sekunden los, koste es, was es wolle. Vor allem aufgeregte Kinder mit Schleifchen und Spängchen erwarten gespannt ihren vielleicht ersten Besuch in der Bayerischen Staatsoper.

Die Inszenierung ist eben ein Klassiker, und mit dieser vollkommenen Besetzung wird man die Zauberflöte derzeit nirgendwo anders zu sehen bekommen. Es handelt sich um das Meisterwerk vom Regiegenie August Everding aus dem Jahr 1978, szenisch überholt 2004 und dieses Jahr mit neuer Besetzung aufgeführt.

Es bedarf hier keiner mühsamen Interpretation oder gar Skandale. Eine Einblendung von Übertiteln wäre ebenfalls nur störend. Die Regie ist eins mit dem Text und zeichnet sich durch großes Gespür für das Menschliche der Personen aus. Rührend, wie Tamino das Bildnis Paminas besingt, und spannend, wie die Königin der Nacht von ihrer Tochter verlangt, den Sonnengott Sarastro zu töten. Die Auftritte Papagenos sorgen für viel Gelächter und veranlassen die Kinder, ihn als wahren Entertainer zu feiern. Die Inszenierung sprüht nur so vor Charme und Witz, zeigt aber ein ebenso ehrfürchtiges und erhabenes Sonnen- und Nachtreich. Eine vollkommene Symbiose sind dazu Bühnenbild und Kostüme von Jürgen Rose, die von märchenhafter Ästhetik nur so strotzen. Der Zuschauer wird mit fließenenden Übergängen von gemalten Leinwänden, sich verschiebenden Kulissen, herabgelassenen Schaukeln, einem großmauligen Ungeheuer, Wasser spritzenden Löwen und dem Schinkelschen Sternenhimmel nahezu verzaubert, ohne zu überfordern. Vielmehr werden so gefährliche Längen übergangen und die schwierige Umsetzung der Szenenanweisungen Emanuel Schikaneders, Verfasser des Librettos, spielend verwirklicht. Dass das ansonsten so stimmungsvolle und beeindruckende Licht von Michael Bauer die Gesichter der Protagonisten zeitweise im Dunkeln lässt, kann nur ein Versehen sein.

Auch Dirigent Asher Fisch hat das Werk bestens verstanden und führt das Bayerische Staatsorchester lebhaft durch die zwei Akte. Einerseits mit erfrischender Leichtigkeit und dem Witz der Musik entsprechend, anderseits durch Hervorhebung erhabener Stellen. Nur einmal wünscht die Königin der Nacht Sarastros Tod schneller als das Orchester, was allerdings nicht zu ihren Lasten fallen darf.

Erika Miklósa trifft jeden Ton, ja, auch das hohe F als Herausforderung eines jeden Sopran, perfekt, und zeigt für diese Schwierigkeit noch eine erstaunliche Kraft und Leichtigkeit. Rundum zeichnen sich die Beteiligten durch Klarheit, Volumen und eine hervorragende Dosierung der Lautstärke aus - allen voran Sarastro Georg Zeppenfeld. Sein angenehmer Bass glänzt in der Tiefe und zeichnet sich durch ein vibrierendes Volumen aus. Anna Virovlansky als Pamina beweist sich durch ihre charmante klare Stimme wieder einmal als Bereicherung des Münchener Ensembles und bildet mit dem hellen Timbre des Bilderbuch-Tamino Pavol Breslik eine schöne Einheit. Alex Esposito verköpert einen derart komischen Papageno, dass er beinahe mehr als Schauspieler brilliert und so seinen klangvollen Bariton in den Hintergrund stellt. In die Reihe der feinen Soprane gesellen sich bestens die Papagena Iulia Maria Dan und insbesondere die drei Edeldamen, deren Klangfarben ausgezeichnet harmonieren. Nicht zu vergessen seien die drei Knaben des Tölzer Knabenchors, die immer wieder durch Kraft und Präzision beeindrucken.

Wer diese Zauberflöte noch nicht gesehen hat, sollte sich beeilen, und wer sie auswendig kennt, lässt sich liebend gerne noch unzählige Male in die Märchenwelt entführen. Sie ist witzig, spannend, rührend, raffiniert und längst nicht nur für Kinder und Operneinsteiger ein Hochgenuss.

Eugenia Winckler





Fotos: Wilfried Hösl