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Fakten zur Aufführung 

DER ROSENKAVALIER
(Richard Strauss)
28. Juli 2012
(Premiere am 20. April 1972)

Bayerische Staatsoper München


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Strauss-Party als Genuss für alle Sinne

Die Inszenierung Otto Schenks, die hier wieder auf die Bühne kommt, begeistert und elektrisiert das Publikum im ausverkauften Nationaltheater. Renée Fleming, grandios als Feldmarschallin, feiert wohlverdiente Triumphe: da werfen ihr gleich mehrere Musikfreunde im ritterlichen Schwunge einen dicken Blumenstrauss auf die Bühne. Optisch und akustisch kommt dieser Rosenkavalier opulent, aber zugleich sehr virtuos daher. Dirigent Constantin Trinks lässt manchmal recht handfesten Strausschen Schmäh zwischen den vielen Finessen im Orchester hören, und das ist gut so. Die verschwenderisch gestalteten Bühnenbilder und die großartigen Kostüme - beides von Jürgen Rose entwickelt - kitzeln das Auge nach all den Jahrzehnten immer noch ungemein. So viel Pracht haarscharf an der Grenze des guten Geschmacks hat eben ganz eigene, wunderbare Reize. Darstellerisch dicht gearbeitet stimmt jeder Weg und jede Geste auf der Bühne. Das Bayerische Staatsorchester mit der wunderbar singenden Oboe und das Ensemble auf der Bühne gefallen sehr.

Fleming strahlt anscheinend mühelos über das kraftvoll geführte Orchester hinweg und zeigt viel Innigkeit, denn die Feldmarschallin hat bekanntlich nicht nur eitel Freude im Rosenkavalier. Eine wirklich große Sängerin, die stimmlich kein bisschen Müdigkeit zeigt und feinste Nuancen auch nach Stunden noch auskostet. Baron Ochs auf Lerchenau ist bei Franz Hawlata in den allerbesten Händen. Ein „Ochs“ von Statur, ein Maulheld mit nicht ganz lauteren Absichten - und zugleich ein naives Schlitzohr, das einfach nur ein übergroßes Stück vom Rosinenkuchen abhaben möchte. Von Anfang bis Ende von Hawlata schlicht toll gesungen ist der letztendlich doch irgendwie liebenswerte Ochs hier ein fantastischer Gegenpart zur famosen, kultivierten Feldmarschallin Flemings. Sophie Koch gibt einen großartigen Octavian. Ihre Stimme trägt und ist modulationsfähig, überzeugt mühelos als gefühlvoller junger Mann, doch blitzt die bezaubernde Sängerin, die sie ist, auch in der Hosenrolle durch. Martin Gantner, als Herr Faninal, gefällt mit authentischem überheblichem Gestus und immer etwas zu lauter Stimme. Der Ochs ist ebenfalls auch nicht gerade ein Vertreter der leisen Töne, das hat Richard Strauss bei beiden Herren so beabsichtigt. Doch Faninals Töchterchen Sophie, gegeben von Camilla Tilling, könnte stimmlich ein bisschen süßer rüberkommen. Die Spitzentöne strahlen zwar sehr schön silbrig, aber in der Mittellage scheint eine strenge Klosterschule der etwas biederen Sophie ziemlich viel Eleganz in Stimme und Bewegungen genommen zu haben. Das Intrigantenpärchen, mit Heike Grötzinger und Ulrich Reß stimmlich top aufgelegt, gehört ebenfalls zu den vielen hervorragenden Momenten dieser Inszenierung.

Köstliche kleine Details wie beim bunten morgendliche Besuchsprogramm der geduldigen Feldmarschallin, die Vorbereitungen zum Mummenschanz im dritten Aufzug oder die Versuche Octavians, verkleidet als junges Mädchen, dem ununterbrochen an Weiblichkeit interessierten Ochs zu entkommen, sorgen für viel Vergnügen. Da gluckst manch unterdrückter Lacher durch das amüsierte Publikum und die japanische Opernfreundin, die gerade alle großen europäischen Häuser besucht, klatscht vor Vergnügen in die Hände. Sänger, Chor und Komparsen, oft mit schnellen Kostümwechseln, bevölkern munter die Bühne und so scheint es, als ob ganz Wien beim Rosenkavalier dabei ist. Das Publikum genießt vom ersten bis zum letzten Ton und feiert Sänger und Orchester mit sehr viel Beifall. 

Heike Eickhoff

Fotos: Wilfried Hösl