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Fakten zur Aufführung 

JOLANTA
(Peter I. Tschaikowsky)
19. Februar 2014
(Premiere am 15. Februar 2014)

Staatstheater am Gärtnerplatz München, Alte Kongresshalle


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Ein Sängerfest slawischer Stimmen

So eine schöne Musik“, lautet die einhellige Meinung des Publikums nach dieser konzertanten Aufführung. Viel zu selten wird die letzte Oper Tschaikowskys Jolanta aufgeführt. Die Geschichte an sich berührt. Die seit Geburt blinde Prinzessin Jolanta wächst abgeschirmt in einem Paradies auf. Sie soll nicht durch ihre Umgebung von ihrem Schicksal erfahren. Aber wie in Märchen üblich, verirrt sich der rettende Prinz, hier Graf Vaudemont, in ihr Paradies. Er eröffnet ihr das Geheimnis des Lichts, verliebt sich in die schöne Prinzessin und die gemeinsame Liebe lässt die Blinde sehend werden. Der Stoff beruht auf einer Geschichte Hans Christian Andersens. Der Bruder des Komponisten, Modest Tschaikowsky, hat das Libretto verfasst. Peter Tschaikowsky schuf eine gefühlvolle Musik, die die Liebe und Zuneigung der Handlung in zarte Töne gießt. Mehrere anspruchsvolle lyrische Arien zeichnen dieses Werk des Komponisten aus. Diesen Ansprüchen wollte die Besetzung der konzertanten Aufführung des Gärtnerplatztheaters in München gerecht werden und hat eine ausgezeichnete Auswahl vorgenommen. Die Armenierin Liana Aleksanyan, zuletzt Ensemblemitglied des Aalto Theaters in Essen, übernimmt die Rolle der blinden Prinzessin und muss sich mit der Primadonna Anna Netrebko messen lassen, die diese Rolle unlängst in München erfolgreich dargeboten hat. Selbstbewusst tritt sie auf, gefühlvoll, zerbrechlich setzt ihr Sopran im Gesang mit ihrer Freundin zu Beginn an, gewinnt ausbalanciert an Dramatik, zeigt Energie und Standfestigkeit im Kampf um Liebe und ihr eigenes Schicksal. Ihre feine, klare Stimme meistert diese Varianten mühelos in allen Registern. Herausragend der mächtige Bass von Sergey Kovnir als der vor Zuneigung sich verzehrende Vater König René. Voluminös, raumfüllend und dabei so leicht klingend ist seine Stimme. Imposant und sehr präsent seine große schlanke Erscheinung. Mehr Anstrengung spürt man bei Felipe Rojas Velozo, dem rettenden Prinzen. Von kleiner Statur, dreht der Chilene aber in seinem Gesang auf. Die schwierige Partie gelingt im fehlerfrei, auch schafft er die Höhen, ohne zu pressen. Umfangreich die Spannbreite seiner Stimme, etwas trocken im Klang. Die Arie des Herzog Robert von Burgund wird ab und an im Konzertsaal gespielt und wird von Gennadii Vashchenko mit Bravour gegeben. Boris Grappe bleibt ein geheimnisvoller maurischer Arzt, seiner Rolle entsprechend.

Als Ausweichquartier hat das Gärtnerplatztheater diesmal die alte Kongresshalle ausgesucht, die in ihrer Akustik Defizite hat. Diese werden vom Dirigenten Marco Comin nicht ausreichend berücksichtigt. Er dreht mit dem Orchester auf und stimmt die Instrumentengruppen viel zu wenig aufeinander ab. Die Streicher bleiben dominant laut, ab und an von den Bläsern übertrumpft. Lyrische Romantik wird von übersteigerten Fortissimos überdeckt – so wie ab und an die Sänger, denen die lyrischen gefühlvollen Momente dieses Abends zu verdanken sind. Das verzauberte Publikum ist trotzdem begeistert und spendet den Solisten viel Beifall.

Helmut Pitsch

Fotos: Christian Zach